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Pauluskirche
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Die Pauluskirche ist eine große westfälische Hallenkirche des 13./14. Jahrhunderts auf der Grenze von der Früh- zur Hochgotik. Sie wurde zwischen den Jahren 1893 und 1895 umfassend erneuert, im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt und bis zum Jahr 1954 wiederhergestellt. Das Sakralgebäude liegt im Zentrum der Stadt Hamm und steht seit 1985 unter Denkmalschutz.
Geschichte und Baubeschreibung
Die weithin in alle Stadtteile sichtbare Pauluskirche (alt: Nro 73) ist das älteste monumentale Bauwerk der Stadt Hamm. Sie hat sämtliche Brände im Mittelalter und im 18. Jahrhundert überstanden. Dabei wurde die originale Bausubstanz stark angegriffen. Beim Wiederaufbau 1746 – nach dem Stadtbrand von 1741 – wurde der spätgotische Spitzhelm durch eine barocke Haube ersetzt. Diese ist auf Vorkriegsfotos noch gut zu erkennen. Eine durchgreifende Sanierung erfolgte in den Jahren 1893 bis 1895; das Dach der Pauluskirche wurde im Jahr 1928 neu eingedeckt. Die im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigte Pauluskirche wurde in den Jahren 1952 bis 1954 wiederhergestellt.
Der Turm mit einer Höhe von 79,30 Metern gilt als eine der schönsten Turmlösungen in Westfalen. Der heutige Turmhelm, der 1961 entstand, orientiert sich an der ursprünglichen Form. Am 28. August 1962 wurde eine goldene Turmspitze hinzugefügt.
2006 wurden sowohl die Außenfassade als auch der Innenraum grundlegend saniert. Seit 2007 schmückt den Turm eine neue Turmuhr.
Im Kern kann das Bauwerk auf eine Kirche zurückgeführt werden, die bald nach der Gründung der Stadt durch Graf Adolf I. von der Mark am Aschermittwoch des Jahres 1226 entstanden ist. Wesentliche Teile des Chores, das Querhaus und das Chorvorjoch dürften noch dem späten 13. Jahrhundert entstammen. In die erste Hälfte des 14. Jahrhunderts wird die Errichtung des Turmes und des dreischiffigen Langhauses datiert.
Ausstattung
In der Pauluskirche haben sich drei Epitaphe (Gedenksteine) aus dem 17. und 18. Jahrhundert erhalten. Im Südschiff befindet sich ein aus Baumberger Sandstein gefertigte Gedenkstein eines im Jahr 1609 Verstorbenen. Die allgemein vertretene Ansicht, es handele sich um eine verstorbenen Tochter - wahrscheinlich Elisabeth - der Familie Pentling (Pentlinck) aus Münster (a Monster), ist nicht haltbar. Vielmehr handelt es sich um das Epitaph des Pentling von Münster. Den Gedenkstein des Heinrich von Wrede († 1614) im Hauptschiff, der ebenfalls aus Baumberger Sandstein gefertigt wurde, zieren 16 Wappen. Im Hauptschiff fand nach dem Zweiten Weltkrieg auch der Gedenkstein des Johannes Du Buisson († 1726) seinen Platz. Er war Generalmajor und Kurator des Akademischen Gymnasiums.[1] An der Südwand des Chores wurde schließlich der Grabstein des Johann Diedrich von Lemgow (Johan Dietrich von Lemgow) († 1653) eingemauert, der bei der Tieferlegung des Fußbodens in den 1950er Jahren aufgefunden worden war. Aus der Familie von Lemgow gingen vom 15. bis 17. Jahrhundert mehrere Hammer Bürgermeister hervor. Seit 1967 befindet sich im nördlichen Querschiff die von der Hamburger Orgelbaufirma von Beckerath gebaute Orgel.
Pfarrgemeinde
Die mit der Kirche im Mittelalter verbundene Pfarrei entstand durch Abpfarrung von der Kirche in Mark am 17. April 1337. Mit dem Wirken des Carolus Gallus setzt sich ab 1562 das reformierte Bekenntnis durch.
→ siehe dazu auch: Evangelisch-reformierte Kirchengemeinde Hamm
Baudenkmaleintrag
Das Baudenkmal Pauluskirche in Hamm besteht nicht nur aus dem spätmittelalterlichen Bau des 14. Jahrhunderts. Vor allem auch der Wiederaufbau nach der Zerstörung im 2. Weltkrieg bildet einen einschneidenden historischen Abschnitt, der sich am Baudenkmal niederschlägt. Während der Wiederaufbau des Gebäudes sich auf eine Wiederherstellung der architektonischen Hülle beschränkte, spiegelt die Ausstattung deutlich den Gestaltungswillen der 1950er Jahre. Schon vor der Zerstörung wurde die Innenausstattung der Pauluskirche modernisiert, nach der Zerstörung wurde diese „Modernisierung“ durch den gleichen Architekten weitergeführt. Hierfür steht beispielhaft die Orgel samt Orgelempore und Orgelprospekt. Es handelt sich um eine zeitgemäße Gestaltung, die sich bewusst von ihrer spätmittelalterlichen Umgebung absetzt.
Die Pauluskirche ist für die Stadt von städtebaulicher, kultur- und sozialgeschichtlicher Bedeutung. Für die Erhaltung und Nutzung liegen wissenschaftliche, hier kunsthistorische Gründe vor, da die aufgeführten Objekte entsprechend ihrer Zeitstellung den jeweiligen Gestaltungswillen ihrer Epoche verkörpern.[2]
Fotos
Briefmarke der Firma JonAS-Mail
Presseberichte
Stele zur Stadtgeschichte
Literatur
- August Bobe: Pauluskirche Hamm, hrsg. von der Evangelischen Kirchengemeinde Hamm, 1989.
- Friedrich Wilhelm Jerrentrup: Mittelalterliche Kirchen in Hamm, in: Zeitspuren. Die Anfänge der Stadt Hamm, hrsg. von Georg Eggenstein – Ellen Schwinzer, Bönen 2001, S. 108-110.
- Andreas von Scheven: Orgel in der Pauluskirche mit reicher Klangvielfalt. Restaurierungsarbeiten 2005 gaben interessante Rückblicke auf vergessene Innengestaltungen, in: Unser Westfalen 2007, S. 78.
- Arnold Torhorst: Die alten Epitaphe in der Pauluskirche zu Hamm, in: Jahrbuch für Westfälische Kirchengeschichte 75, 1982, S. 185-197.
- N.N.: Baudenkmalbeschreibung No. 17, Stadt Hamm - 65/Untere Denkmalbehörde
- Georg Dehio, unter wissenschaftlicher Leitung von Ursula Quednau: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler - Nordrhein-Westfalen II Westfalen. Deutscher Kunstverlag, Berlin/München 2011, ISBN 978-3-422-03114-2, Seite 388
Geografische Koordinaten
Koordinaten: 51° 40' 52,74" n. Br., 7° 49' 10,42" ö. L.
Weblinks
- http://www.kirchenkreis-hamm.de/gemeinden/hamm.html - Kirchenkreis Hamm
- http://www.kirchenmusik-hamm.de.vu/ - Musik an der Pauluskirche Hamm
Einzelnachweise
- ↑ Wolfgang Komo - Hermann Josef Sieberg: Dem edlen, hochangesehenen Helden - Die Widmung der Otia parerga des Wilhelm Neuhaus an den Generalmajor Johannes Du Buisson, in: Professoren, Studenten, Bücher. Hamm im 17. und 18. Jahrhundert, hrsg. im Auftrag der Stadt Hamm von Volker Pirsich, Hamm 2009, S. 235-242, hier S. 236.
- ↑ Denkmalwertbegründung - zitiert nach Denkmalliste der Stadt Hamm, Bestandsverzeichnis lfd. Nummer 17