Urkunde 1254 Februar 12
Unter dem Datum des 12. Februar 1254 berichten u.a. Graf Gottfried von Arnsberg, Graf Otto von Altena und Graf Engelbert von der Mark an Papst Alexander IV. über die Gefangenschaft des Bischofs Simon von Paderborn.
Wortlaut
Die Urkunde ist in lateinischer Sprache verfasst. Ihr Wortlaut wird nach dem WUB Band 7 (S. 386) zitiert: [1]
Sanctissimo patri ac domino sacrosancte ecclesie Romane summo pontifici. Godefridus de Arnesberg, Otto de Althena, Engelbertus de Marchia, comites, Theodericus de Nyenlimburg, Berloldus de Buren, Theodericus de Bilsten, viri nobiles et magnates parcium Westfallie, Albertus marscalcus de Sturmede, Henricus scultetus Sosatiensis, Gozwinus de Rodenburg, Henricus dappifer (!) de Ysenberg, Albertus de Hurde, ceterique parcium eorundem (!) vasalli et ministeriales ecclesie Coloniensis cum pedum osculo beatorum subiectionem debitam et devotam. Cum rumorum diversitas et vulgaris fame velocitas pro modo referencium multiformi nonnunquam dubios et incertos efficiat auditores maxime in remotis partibus et longinquis, ipsa vero veritas rei geste multiplicitatem nesciat in se ipsa, ecce pater sanctissime, qualiter ad captivitatem illius nostri hostis et terre nostre tocius ac patrie turbatoris . . Paderburnensis episcopi sit deventum vestre scribendum duximus sanctitati, ut inde reddamini de processu facti totius instructior si forte aliunde contigerit vobis aliter intimari. Accidit namque, quod idem episcopus villam quandam nomine Salzcotten muniverat in ducatu domini nostri archiepiscopi et ecclesie Coloniensis preter ipsius domini archiepiscopi, quod esse non poterat, licentiam et consensum, a qua municione flebant per ipsum episcopum et suos homines spolia, incendia et rapine. Hanc quidem munitionem cum ipse dominus noster archiepiscopus per iuvamen hominum sue ecclesie potenti brachio destruxisset, fideiussores ab episcopo predicto recepit et tam ab ipso episcopo quam suis iuratoriam cautionem, quod nunquam illa munitio reedificari deberet. Ipso vero episcopo quod ita promiserat non servante ipsamque reparante munitionem ad nova rapinarum et spoliarum inconvenientia sicut prius in nostris partibus exercenda ipsius quoque fideiussoribus, licet modo debito monerentur et pluries non implentibus formam suarum, quam super hoc dederant, pactionum ipse dominus noster archiepiscopus tantam sustinuit quoquomodo iniuriam et nos partium illarum incole sustinuimus exspectantes de die in diem et sperantes in bono tantam maliciam superare. Set ecce ipse episcopus perpetratis maliciis non contentus, ut eo potentius nos et nostram ecclesiam lacessiret, confideravit (!) se . . comiti Juliacensi et ceteris Coloniensis ecclesie inimicis magnoque exercitu congregato intravit hostiliter in estate preterita terram nostram, quam circuiens circunquaque vastavit incendiis et rapinis. Ad cuius insultus tyrannicos reprimendos nos pro nostra ac nostrorum defensione bonorum nos accinzimus (!) contra ipsum armatumque in acie sui exercitus et adversus nos crudeliter dimiccantem Domino annuente cepimus in hoc bello, domino nostro archiepiscopo hoc utique nesciente immo absente a nobis in locis aliis ultra Renum distantibus et remotis. Hunc itaque nostrum dicimus esse captivum et pro nostrorum recuperatione dampnorum, que intulit nobis hostiliter et maligne, ipsum in nostra captivitate tenebimus eum nunquam permissuri absque satisfactione prehabita de vinculis liberari, etiam si prefatus dominus archiepiscopus eum vellet et nobis preciperet eum dimitti solutum, maxime cum ipsius liberatio sicut toti molesta patrie ita esse deberet perpetuis dispendiis onerosa. Datum anno Domini M°CC°Lmo quarto, II Idus Februarii.
Übersetzung
Übersetzt ins Deutsche lautet die Urkunde wie folgt:
Dem allerheiligsten Vater und Herrn der heiligen römischen Kirche, dem Papst.
Godefridus von Arnsberg, Otto von Altena, Engelbertus von der Mark, Grafen, Theodericus von Neuenlimburg (Nyenlimburg), Bertholdus von Büren, Theodericus von Bilstein, Edelmänner und Magnaten der westfälischen Lande, Albertus, Marschall von Störmede (Sturmede), Heinrich, Schultheiß von Soest (Sosatiensis), Gozwinus von Rodenburg, Heinrich, Truchsess von Isenberg (Ysenberg), Albertus von Hörde (Hurde) sowie die übrigen Vasallen und Ministerialen der Kölner Kirche derselben Lande, mit dem Kuss der heiligen Füße, die schuldige und ehrfürchtige Unterwerfung.
Da die Vielfalt der Gerüchte und die Schnelligkeit der allgemeinen Kunde je nach Art der Berichterstattung manchmal die Zuhörer zweifelhaft und unsicher macht, besonders in fernen und abgelegenen Gegenden, und da die Wahrheit einer geschehenen Sache in sich selbst keine Vieldeutigkeit kennt, haben wir es für angebracht gehalten, Eurer Heiligkeit zu schreiben, wie es zur Gefangennahme jenes Feindes von uns und des Störers unseres gesamten Landes und unserer Heimat, des Bischofs von Paderborn, gekommen ist, damit Ihr über den Hergang der gesamten Sache besser unterrichtet seid, falls es Euch von andernorts anders mitgeteilt werden sollte.
Es geschah nämlich, dass derselbe Bischof eine gewisse Ortschaft namens Salzkotten (Salzcotten) im Herzogtum unseres Herrn Erzbischofs und der Kölner Kirche befestigt hatte, und zwar ohne die Erlaubnis und Zustimmung desselben Herrn Erzbischofs, was nicht sein durfte. Von dieser Befestigung gingen durch denselben Bischof und seine Leute Plünderungen, Brandschatzungen und Raubzüge aus.
Als unser Herr Erzbischof diese Befestigung mit der Hilfe der Männer seiner Kirche mit starkem Arm zerstört hatte, erhielt er vom vorgenannten Bischof Bürgen und sowohl von ihm als auch von seinen Leuten eine eidliche Versicherung, dass jene Befestigung niemals wieder aufgebaut werden dürfe.
Da aber derselbe Bischof sein Versprechen nicht hielt und die Befestigung wiederherstellte, um neue Raubzüge und Plünderungen, wie zuvor, in unseren Gebieten zu verüben, und da auch seine Bürgen, obwohl sie ordnungsgemäß und mehrfach ermahnt wurden, die Form ihrer Vereinbarungen, die sie darüber gegeben hatten, nicht erfüllten, erlitt unser Herr Erzbischof in jeder Hinsicht ein so großes Unrecht, und wir, die Bewohner jener Gegenden, erlitten es ebenfalls, indem wir von Tag zu Tag warteten und in Güte hofften, so viel Boshaftigkeit zu überwinden.
Aber siehe da, derselbe Bischof war mit den begangenen Boshaftigkeiten nicht zufrieden. Um uns und unsere Kirche umso mächtiger zu reizen, verbündete er sich mit dem Grafen von Jülich und den übrigen Feinden der Kölner Kirche, stellte ein großes Heer auf und fiel im vergangenen Sommer feindlich in unser Land ein, das er überall mit Brandstiftungen und Raubzügen verwüstete.
Um seinen tyrannischen Angriffen Einhalt zu gebieten, rüsteten wir uns zur Verteidigung unserer Güter gegen ihn. Wir nahmen ihn, als er bewaffnet im Feld seines Heeres gegen uns stand und grausam kämpfte, mit Zustimmung des Herrn in dieser Schlacht gefangen, wovon unser Herr Erzbischof keineswegs wusste, da er an anderen, jenseits des Rheins gelegenen und entfernten Orten abwesend war.
Daher erklären wir, dass er unser Gefangener ist und wir ihn zur Wiedergutmachung der Schäden, die er uns feindlich und böswillig zugefügt hat, in unserer Gefangenschaft behalten werden. Wir werden ihn niemals ohne vorherige Genugtuung aus den Fesseln entlassen, selbst wenn der vorgenannte Herr Erzbischof ihn freilassen wollte und uns befiehlt, ihn freizugeben. Zumal seine Freilassung, so wie sie dem ganzen Land lästig ist, auch mit ewigen Nachteilen verbunden sein müsste.
Gegeben im Jahre des Herrn 1254, an den Iden des Februar (12. Februar).
Literatur
- Westfälisches Urkundenbuch. Band 7. Die Urkunden des kölnischen Westfalens vom J. 1200-1300. Münster 1901
Anmerkungen
- ↑ Westfälisches Urkundenbuch. Band 7. Die Urkunden des kölnischen Westfalens vom J. 1200-1300. Münster 1901