Urkunde 1340 1347
Die folgende Urkunde wurde von 1340 bis 1347 zusammengestellt und behandelt Aufzeichnungen über Streitigkeiten zwischen dem Rat, den sechs Gilden, den Erbsassen und den Bürgern von Dortmund auf der einen Seite und den Reichsleuten und ihrem Schutzherren, den Grafen Adolf von der Mark auf der anderen Seite. Diese Streitigkeiten betreffen die Weiden, die Feldmark und das Hudungsrecht. Sie wurden in den Jahren 1340, 1343, 1345 und 1347 verhandelt; zwischen den Erbgenossen in Körne und den Dortmundern erfolgten die Verhandlungen 1347.

Wortlaut
Die Urkunde ist in mittelniederdeutscher Sprache verfasst und hat folgenden Wortlaut: [1]
Wante dat nutte is, dee dink, dee tho vryet unde tho rechte tredet tho haldene, dat men dee tho scrift brencge, dar umme dat dee ghene, dee noch geboren sulen werden, ere vryet unde ere recht verantworden unde beherden, hir umme sii kundich allen den ghenen, dee desse scrift zeet unde horet lesen, dat een twidracht opstont tusschen twen dee rikes lude weren unde dee den raet van Dortmunde ghesworen hadden, unde imme stole zaten, unde op ene stad, dar sich dee rikes lude ghemeynlike verbodet hadden, also dat dar vel een krich, wer dee grunt, dee veyweyde, dee schuttincge unde de houde van der weyde tho Dortmunde were der rikes luden eder der ghemeynen borghere tho Dortmunde. Dar antworde in Alvin van Hereke oppe synen eet, dee grunt, dee veyweyde, dee schuttincge unde dee houde van der weyde were der rikes luden van rechte, mer dat dee ghemeynen borghere dar ane hedden, dat hedden see van gnaden der rikes luden. Hir op antworde Bertram van dem Putte unde sprak oppe sinen eet, dat dee grund, dee veyweyde, dee schuttincge unde dee houde van der weyde horde tho den ghemeynen borgheren unde der std van Dortmunde, mer wan ekeren wosse, wan dat tidich were, so mochten see schutten in dem vorste. Dar wider sprak Alvin van Herreke unde sighede, Bertram were meynedich in den worden. Dar umme schuldeghede Bertram van dem Putte Alvine van Herreke, hee holde ghesighet oppe Bertramme, Bertram were meynedich, dat verweddede und verscheen Alvin dem anderen, also dat Bertram in den saken recht wort, unde Alvin unrecht. Dir ghescach vor deme rade tho Dortmunde, dee hir bi namen na ghescriven steet, her Kerstien van Hengestenberghe, een borghermester tho der tiit, Gert Schulte, Johan Lancge, Etmer Lancge, Ceries van Hengestenberghe, Lambert Beye, Godschalc van Ysplincrode, Johan Meyenberch, Ceries van Winkele, Thideman Meyenberch, Thideman Suderman, Johan Suderman dee iuncge, Johan van der Berstrate, Hildebrand Keyser, Volquin van Hillen, Thideman van der Trappen, Hinrich van den Braken und Jacob Sassun. Ok waren dar gheghenwordich dee zes ghilde, dee erfhechtigen lude unde de ghemeynen borghere van Dortmunde. In der zelven tiit, do desse sake vel, dee hir vore ghescriven steet, do wurden dee zes ghilde endrechtichz mit den erfhechtigen luden, unde mit den ghemeynen borgheren, unde genegen vor den raet, oppe dat alle desse vorghescrivenen dink ghestedighet und dorslaghen wurde mit rechte, unde beden den raet, dat see wolden wissen een recht op eren eet, wer dee grunt, dee veyweyde, dee schuttincge unde dee hoyde van der weyde tho Dortmunde were der ghemeynen borghere tho Dortmunde , efte der rikes luden. Dar wiste dee selve raet, dee hir vore ghescriven steet, op eren eet wol beradeen, dat dee grunt, dey veyweyde, dee schuttincge unde dee houde von der weyde tho Dortmunde, dee were der ghemeynen borghere tho Dortmunde, mer dee schuttincge unde dee houde, dee sal dee raet waren unde hoyden van der ghemeynen borghere weghene. Dar na op een ander tiit, zunderden sich dee rikes lude van dem rade also doch, dat dee raet, dee zes ghilde, dee erfhechtighen lude unde dee ghemeynen borghere van Dortmunde spraken Alvine van Herreke an unde schuldegheden ene mit er eendracht dar umme, dat hee hadde ghesighet oppe synen eet, dee grunt, dee veyweyde, dee schuttincge unde dee houde van der weyde dee were der rikes luden van rechte, mer wat dee ghemeynen borghere dar ane hedden, dat hedden see van ghenaden der rikes luden. Dar versakede do Alvin van Herreke der waert, dee hee vore bekannt hadde, unde dee vore van eme behort waren, unde swour vor deme rade, vor den zes ghilden, vor den erfhechtighen luden und vor den ghemeynen borgheren, dat hee der wort nicht ghesproken enhedde. Dar wart de Bertram van dem Putte recht, unde Alvin unrecht in dessen sake. Vartmer in dessen talen leyt sich dee raet, dee zes gilde, dee erfhechtigten lude unde dee ghemeynen borghere van Dortmunde ane ghenoyghen unde waren endrechtlike gans kighen dee rikes lude. Dit wart gheendet des neesten vr4idaghes na suncte Victors daghe, do men talde na godes ghebort dusent iar dreehundert iar und veyrtich iar. [2]
Dar na ghescach in deme iare na godes gheburt, do men scref dusent iar drehundert iar unde dree und veyrtich iar, des fridaghes vor suncte Marien Magdalenen daghe, [3] wente sich dee raet, dee ses ghilde, dee erfhechtigen lude unde unse ghemeynen borghere dicke beclaget hadden, dat dee rikes lude bepotet haddeen horste, blote velt unde den wegh tho Evenecke, dar nu ghepotet en was, unde dar see nicht tho rechte poten mochten, umme dee ghemeynen weyde in sich tho winnene unde der ghemeynen stad af tho drincgene, dar umme so wart dee raet endrechtich mit den zes ghilden unde mit den erfechtighen luden unde mit eren ghemeynen borgheren, dat see riden unde ghenegen endrechtlike in den vorst, unde tughen dee pote ut, dee op ere ghemeynen weyde stonden unde dee dar tho unrechte ghesat waren.
Dar na ghescach in deme iare na godes ghebort, do men screef dusent iar drehundert iar, unde viif unde veyrtich iar bi achte daghen vor suncte Mertins daghe, [4] dat dee stad reed op en dagh tho Nunneherreke kighen greven Alve van der Marke, dat dee greve schuldighede dee stad umme zyven stucke, under den ziven stucken was dit dat ene, dat dee stad hedde bome ut ghetoghen, dar se eme unde synen luden, dar meynde hee dee rikeslude mide, unrecht ane hedden ghedan. Dat was umme dee selven pote, dee ghepoten waren oppe horste, oppe blote velt unde oppe Evenecker wegh, dee dey stad hadde ut ghetoghen, alse hir vore ghescriven steet. Dar antworde dee stad op also, dat see neyne bome hedden utghetoghen, dar see eme eder synen luden unrechte ane ghedan hedden, efte dee see van rechte beteren solden. Den eet verstont dar her Lambert Beye een borgermester tho den tiden unde Diderich Overberch des rade gheveyrde, van des stades weghene.
Dar na ghescach in deme iare na godes ghebort, do man scref dusent iar drehundert iar unde zyven unde veyrtich iar [5], dat een twist op stont tusschen deme rade, den erfhechtighen luden, den zes ghilden unde den ghemeynen borgheren van Dortmunde op ene side, unde den rikes luden oppe dee anderen side, dee schedde dee raet, dee hir bi namen na ghescriven steet, her Ceries van Hengestenberghe tho der tiit en borghermester, her Lambert Beye, Johan Suderman dee iuncge, Detmer Cleppinc, Ertmer Lancge, Thideman van Budelswincge, Johan Meyenberch, Johan Berstrate, Hildebrand Keyser, Volquin van Hillen, Thideman van der Trappen, Arend van der Trappen, Johan Rost, Henric van Rynbeke, Herbort Tascshe, Ceries van Winkele, Jacob Sassun, Zighebode van der Wistrate, dee iuncge, Dideric Overberch und Gert Schulte mit rechte des manendaghes vor Jacobi in deme selven zyven und veyrtighesten iare, [6] und sprak aldus. Wente dee weyde unde dee grunt behorich hevet ghewesen unde is der ghemeynen stad van Dortmunde unde den ghemeynen borgheren van Dortmunde, dar Dortmunde is oppe begripen, besat unde ghetymmert, dee wii hebbet ghehat in hebbender were, van anbeginne der begripincge unde deritymmerincge, unde dee wii hebbet behalden unde verstan vor den heren, dar secge wii nu op endrechtlike, ghemeynlike, unde wol beraden tusschen deme rade unde den ghemeynen borghere van Dortmunde unde tusschen den rikes luden, alse van den poten, de ghesat sin, unde van den poten, de men noch setten sal, dat dee pote de ghesat sin oppe blike unde oppe blote horste unser weyde, dat dee tho unrechte ghesat sin, unde dat ii rikes lude dee sulen af don unde schuldich sint dat tho beterene, also recht is. Vartmer ensule ii nicht mer poten, dan war ii enen bom ofhowet in den stam, efte oppe dee stad des stammes, mug hi en ander pot wider setten. Vartmer umme dat underholte, dat tho unrechte dar steet, unde dat mit vorsate ghehighet is, oppe verderf unde oppe hinder unser weyde unde unser borghere, dar wel sich dee raet op beraden, unde tho ener tyd en recht dar op secgen, mer dar mochte wii also dane bewisincge ane seyn, dat des nyn not enwere een recht tho secgene, dat neme dee raet unde unse ghemeynen borghere vor vrenscap unde vor gud.
In iaren dee gheliden sint, was vil twist, unde unendracht tusschen der stad unde den erfghenoten van Kurne van unrechter drift van scapen, van scuttincge, van unrechten begripene, van garden, van vlote, van wateren, unde van unrechten graften, des wart dee raet tho rade umme manighe harde claghe, dee vor den raet quam, dat see er vrent dar bi schickeden ute deme rade, dee ghansen warheyt ut tho gane, van dessen vorsprokenen stucken, dar wurden tho ghevoghet in deme ziven unde yeyrtighestenh iare, do men screef na godes gheburt dusent iar unde drehundert iar in deme daghe, do men dee hilghen tho Kurne umme dee saet droch [7], her Conrad Cleppinc dee alde, Lambert Beye, Godschalc van Hederminchusen, Winand van Vimeren unde Bertram van dem Putte, dee dey gansen warheyt et genegen, van den krancken und ok van den sunden, van manen und van vrowen, van den buren van Kurne, unde ok van Wanemale, de koert wurden oppe god unde op er zeyle dee warheyt dar van tho secgene, dar vun den see dee kunscap aldus, dat men van nyre hoyve mer scape sal dryven, dan viif und twintich scape unde enen weder, unde dee were sal besat wesen, unde van eme koten dee besat is tien scap. Vartmer wee dar schuttet in syme korne, unde oppe deme syme, dat mach hee driven oppe dat sine. Vartmer wan see oppe der meynheit unde oppe der waldemeyne schuttenwelt unrechte driift, dar sulen drey ghebur over wesen, dee mughen dee schuttincge driven, war dat see welt. Ok bekande dee kunscap deme hove van Leppinchove, dat hee van rechte nicht mer driven en mach, dan alse hir vore ghescriven steet, mer doch hedden see hir vormals gheliden hern Arnede van der Hoyve umme hovesheyt unde umme vordel, dat hee en dide, wan see ere hilghen droghen, dat hee dreef hundert scap umme vrenscap, unde nicht van rechtes weghene. Desse driift sal gan op und of, oppe iuwelike were, dee besat is. Vartmer sighede dee kunscap, dee garde, dee dar ghemaket is bi deme Leppinchove tho der stad wert, dee stonde dar to unrechte, unde stonde oppe der waldemeyne. Vartmer sighede de kunscap, dee grave, dee dar ghegraven is vor dee waldemeyne, dee dey Ebdisse van Herrecke hevet beseiet mit vulbort hern Diderikes van Wickede tho unrechte an deme Hileweghe, dee were tho unrechte ghegraven, unde dat dat van aldes hedde een waldemeyne ghewesen. Vartmer segheden see, dee sprink dee dar lighet oppe de wester side van deme dorpe, dey leype in dat westene unde nicht in dat osten.
Übersetzung
Ins Hochdeutsche übertragen lautet der Urkundentext wie folgt:
Der Text, den Sie zur Übertragung vorgelegt haben, ist eine umfangreiche Urkunde in Mittelniederdeutsch (mit niederländischen Einflüssen), die innere Konflikte und Streitigkeiten in der Reichsstadt Dortmund (Tremonia) sowie Auseinandersetzungen mit dem Grafen von der Mark im 14. Jahrhundert dokumentiert. Die Urkunde deckt Ereignisse der Jahre 1340 bis 1347 ab.
Hier ist die Übertragung ins heutige Hochdeutsch:
Auseinandersetzungen um die Allmende in Dortmund (1340–1347) Weil es nützlich ist, die Dinge, die zu Recht und Gerechtigkeit werden, festzuhalten, damit man sie zu Schrift bringt, damit jene, die noch geboren werden, ihre Freiheit und ihr Recht verteidigen und behaupten können, darum sei allen jenen kund, die dieses Schreiben sehen und lesen hören:
Eine Zwietracht entstand zwischen zweien, die Reichsleute (rikes lude) waren und die dem Rat von Dortmund geschworen hatten und im Stuhl (im Rat) saßen, und einer Körperschaft, wo sich die Reichsleute gemeinschaftlich versammelt hatten. Es kam zu einem Streit darüber, ob der Grund und Boden, die Viehweide (veyweyde), die Schüttung (das Pfänden von Vieh) und die Hude (houde, die Weidenutzung) der Weide von Dortmund den Reichsleuten oder den gemeinen Bürgern von Dortmund zustehe.
Daraufhin antwortete Alvin von Herreke auf seinen Eid: Der Grund, die Viehweide, die Schüttung und die Hude der Weide seien von Rechts wegen den Reichsleuten zugehörig, aber was die gemeinen Bürger daran hätten, das hätten sie von Gnaden der Reichsleute.
Darauf antwortete Bertram von dem Putte (Putt) und sprach auf seinen Eid, dass der Grund, die Viehweide, die Schüttung und die Hude der Weide den gemeinen Bürgern und der Stadt Dortmund gehöre. Aber wenn Ackerland wuchs (Getreide trug) und dies zeitig war, so durften sie in den Wald (vorst) schütten (Vieh eintreiben).
Dagegen sprach Alvin von Hörde und sagte, Bertram sei meineidig in diesen Worten. Deswegen beschuldigte Bertram von dem Putte den Alvin von Hörde, er habe auf Bertram geschworen, Bertram sei meineidig. Das verweddete (verpfändete) und beschied (bestritt) Alvin dem anderen, sodass Bertram in der Sache Recht erhielt und Alvin Unrecht.
Dies geschah vor dem Rat zu Dortmund, der hier namentlich nachgeschrieben steht: Herr Kerstien von Hengstenberg, zurzeit ein Bürgermeister, Gert Schulte, Johann Lang, Ertmar Lang, Ceris von Hengstenberg, Lambert Beye, Godschalk von Ysplincrode, Johann Mayenberg, Ceris von Winkel, Tidemann Mayenberg, Tidemann Sudermann, Johann Sudermann der Junge, Johann von der Berstrate, Hildebrand Keyser, Volquin von Hillen, Tidemann von der Treppe, Heinrich von dem Braken und Jakob Sassen. Auch waren dabei die sechs Zünfte (ghilde), die erbfähigen Leute (erfhechtigen lude) und die gemeinen Bürger von Dortmund.
Zur selben Zeit, als dieser Fall geschah, der hier vorgeschrieben steht, wurden die sechs Zünfte mit den erbfähigen Leuten und den gemeinen Bürgern einig und zogen vor den Rat, damit alle diese vorgeschriebenen Dinge mit Recht bekräftigt und entschieden würden. Und sie baten den Rat, dass sie ein Recht auf ihren Eid wissen wollten, wem der Grund, die Viehweide, die Schüttung und die Hude der Weide zu Dortmund gehöre, ob den gemeinen Bürgern zu Dortmund oder den Reichsleuten.
Daraufhin wusste derselbe Rat, der hier vorgeschrieben steht, auf ihren wohlberatenen Eid, dass der Grund, die Viehweide, die Schüttung und die Hude der Weide zu Dortmund den gemeinen Bürgern zu Dortmund gehöre. Aber die Schüttung und die Hude soll der Rat im Namen der gemeinen Bürger verwalten und schützen.
Danach, zu einer anderen Zeit, sonderten sich die Reichsleute vom Rat ab. Dennoch sprachen der Rat, die sechs Zünfte, die erbfähigen Leute und die gemeinen Bürger von Dortmund den Alvin von Hörde an und beschuldigten ihn einmütig, dass er auf seinen Eid gesagt habe, der Grund, die Viehweide, die Schüttung und die Hude der Weide seien der Reichsleute von Rechts wegen, aber was die gemeinen Bürger daran hätten, das hätten sie von Gnaden der Reichsleute.
Da widerrief Alvin von Hörde das Wort, das er zuvor bekannt hatte und das zuvor von ihm gehört worden war, und schwor vor dem Rat, vor den sechs Zünften, vor den erbfähigen Leuten und vor den gemeinen Bürgern, dass er das Wort nicht gesprochen habe. Dadurch erhielt Bertram von dem Putte Recht und Alvin Unrecht in dieser Sache.
Ferner schlossen sich in dieser Rede der Rat, die sechs Zünfte, die erbfähigen Leute und die gemeinen Bürger von Dortmund zusammen und waren einhellig ganz gegen die Reichsleute. Dies wurde am nächsten Freitag nach St. Viktors Tag (12. Oktober) beendet, als man nach Gottes Geburt eintausenddreihundertund vierzig (1340) zählte.
Der Fall der Weidepfähle (1343) Danach geschah im Jahr nach Gottes Geburt, als man eintausenddreihundertund dreiundvierzig (1343) schrieb, am Freitag vor Mariä Magdalenen Tag (22. Juli):
Weil sich der Rat, die sechs Zünfte, die erbfähigen Leute und unsere gemeinen Bürger oft beschwert hatten, dass die Reichsleute Pfähle (horste, blote velt) und den Weg zu Evenecke bepfählt hatten, wo es nun nicht bepfählt war und wo sie nicht mit Recht pfählen durften, um die gemeine Weide an sich zu ziehen und sie der gemeinen Stadt abzudrängen. Darum wurde der Rat einig mit den sechs Zünften und mit den erbfähigen Leuten und mit ihren gemeinen Bürgern, dass sie einmütig in den Wald ritten und zogen und die Pfähle herausrissen, die auf ihrer gemeinen Weide standen und die dort zu Unrecht gesetzt waren.
Verhandlungen mit dem Grafen von der Mark (1345) Danach geschah im Jahr nach Gottes Geburt, als man eintausenddreihundertund fünfundvierzig (1345) schrieb, acht Tage vor St. Martin’s Tag (11. November):
Die Stadt ritt an einem Tag nach Nonnen-Hörde (Nunneherreke) gegen Graf Adolf von der Mark. Der Graf beschuldigte die Stadt in sieben Punkten. Unter diesen sieben Punkten war dies der eine, dass die Stadt Bäume ausgerissen habe, wodurch sie ihm und seinen Leuten – womit er die Reichsleute meinte – Unrecht getan habe. Das war wegen derselben Pfähle, die auf den Höfen, auf dem kahlen Feld und auf dem Evenecker Weg gesteckt waren, und die die Stadt herausgerissen hatte, wie hier vorgeschrieben steht.
Daraufhin antwortete die Stadt, dass sie keine Bäume ausgerissen hätten, womit sie ihm oder seinen Leuten Unrecht getan hätten, oder die sie von Rechts wegen ersetzen müssten. Den Eid leisteten dort Herr Lambert Beye, zu dieser Zeit ein Bürgermeister, und Dietrich Overberg, ein Ratsherr, im Namen der Stadt.
Erneute Schlichtung der Weidekontroverse (1347) Danach geschah im Jahr nach Gottes Geburt, als man eintausenddreihundertund siebenundvierzig (1347) schrieb:
Ein Zwist entstand zwischen dem Rat, den erbfähigen Leuten, den sechs Zünften und den gemeinen Bürgern von Dortmund auf der einen Seite und den Reichsleuten auf der anderen Seite. Diesen schlichtete der Rat, der hier namentlich nachgeschrieben steht – Herr Ceris von Hengstenberg, zu dieser Zeit ein Bürgermeister, Herr Lambert Beye, Johann Sudermann der Junge, Detmar Clepping, Ertmar Lang, Tidemann von Budeswinke, Johann Mayenberg, Johann Bestrate, Hildebrand Keyser, Volquin von Hillen, Tidemann von der Treppe, Arend von der Treppe, Johann Rost, Heinrich von Rheinbeck, Herbort Tasche, Ceris von Winkel, Jakob Sassen, Sigebode von der Weststraße der Junge, Dietrich Overberg und Gert Schulte – mit Recht, am Montag vor Jakobus (25. Juli) in demselben siebenundvierzigsten Jahr.
Und er sprach wie folgt:
Weil die Weide und der Grund der gemeinen Stadt Dortmund und den gemeinen Bürgern von Dortmund zugehörig gewesen ist und ist, worauf Dortmund gegründet, besetzt und gebaut ist, und die wir in besitzender Gewalt hatten, vom Beginn der Gründung und Bebauung an, und die wir vor den Herren behauptet und verstanden haben, so sagen wir nun einmütig, gemeinschaftlich und wohlberaten zwischen dem Rat und den gemeinen Bürgern von Dortmund und zwischen den Reichsleuten, was die gesetzten Pfähle und die noch zu setzenden Pfähle betrifft: Dass die Pfähle, die auf freiem Land und auf kahlen Höfen unserer Weide gesetzt sind, zu Unrecht gesetzt sind, und dass ihr Reichsleute diese entfernen sollt und verpflichtet seid, dies zu verbessern, wie es Recht ist.
Ferner sollt ihr nicht mehr pfählen, als wenn ihr einen Baum im Stamm (in den stam) abhacket, oder an der Stelle des Stammes dürft ihr einen anderen Pfahl wieder setzen.
Ferner, was das Unterholz (underholte) betrifft, das zu Unrecht dort steht und das absichtlich zum Verderb und zur Behinderung unserer Weide und unserer Bürger eingehegt wurde: Darüber will sich der Rat beraten und zu einer Zeit ein Urteil darüber sprechen. Aber wir könnten eine solche Beweisführung sehen, dass es nicht notwendig wäre, ein Urteil zu sprechen, und dies würden der Rat und unsere gemeinen Bürger als Freundschaft und Gut ansehen.
Streit um die Schafdrift mit Körne (1347) In den vergangenen Jahren gab es viel Zwist und Uneinigkeit zwischen der Stadt und den Erben von Körne (Kurne) wegen unrechtmäßiger Schafdrift, wegen Schüttung, wegen unrechtmäßiger Einhegung, wegen Gärten, wegen Flößen, wegen Gewässern und wegen unrechtmäßiger Gräben.
Deshalb beschloss der Rat wegen mancher schwerer Klage, die vor den Rat kam, dass sie ihre Freunde aus dem Rat dorthin schickten, um der ganzen Wahrheit in diesen vorgenannten Punkten nachzugehen. Hierzu wurden im siebenundvierzigsten Jahr, als man nach Gottes Geburt eintausenddreihundertund siebenundvierzig (1347) schrieb, am Tag, als man die Heiligen in Körne um die Saat trug (eine Prozession), hinzugezogen: Herr Konrad Clepping der Alte, Lambert Beye, Godschalk von Hederinghausen, Winand von Wimar und Bertram von dem Putte.
Sie gingen der ganzen Wahrheit nach, von den Kranken und auch von den Gesunden, von Männern und von Frauen, von den Bauern von Körne und auch von Wameln, die auf Gott und ihr Seelenheil vereidigt wurden, die Wahrheit darüber zu sagen. Davon fanden sie die Kunde wie folgt:
Dass man von keinem Hof mehr Schafe treiben darf, als fünfundzwanzig Schafe und einen Widder, und diese Wehr (Besitz) muss besetzt sein. Und von einem besetzten Koten (kleiner Hof) zehn Schafe.
Ferner: Wer in seinem Korn (korne) und auf dem Seinigen schüttet (pfändet), das darf er auf das Seine treiben.
Ferner: Wenn sie auf der Allmende (meyneheit) und auf der allgemeinen Weide (waldemeyne) unrechtmäßige Driften schütten wollen, dann sollen drei Nachbarn (ghebur) darüber sein, die dürfen die Schüttung treiben, wohin sie wollen.
Auch erkannte die Kundschaft (kunscap), dass der Hof von Lippenhof (Leppinchove) von Rechts wegen nicht mehr treiben darf, als hier vorgeschrieben steht. Dennoch hätten sie in der Vergangenheit Herrn Arnold von der Hoyve wegen Hofherrschaft und wegen des Vorteils, den er ihnen erwies, als sie ihre Heiligen trugen, erlaubt, dass er aus Freundschaft hundert Schafe trieb, und nicht von Rechts wegen. Diese Drift soll auf jeder besetzten Wehr (were) auf und ab gehen.
Ferner sagte die Kundschaft: Der Garten, der dort beim Lippenhof zur Stadt hin angelegt ist, stehe zu Unrecht dort und stehe auf der Allmende.
Ferner sagte die Kundschaft: Der Graben, der dort vor der Allmende gegraben ist, und den die Äbtissin von Hörde (Herrecke) mit Erlaubnis Herrn Dietrich von Wickede zu Unrecht am Heiligen Weg (Hileweghe) besät hat, sei zu Unrecht gegraben, und dass das von alters her eine Allmende gewesen sei.
Ferner sagten sie: Der Sprung (die Quelle), die dort auf der westlichen Seite des Dorfes liegt, laufe in den Westen (westene) und nicht in den Osten.
Bemerkungen
Die Rechtsstreitigkeiten umd Grund und Boden, Schüütungen und Schaftrift zwischen der Stadt Dortmund und den Reichsleuten durchlaufen mehrere Stufen der Eskalation. In jedem Fall setzt sich die Stadt Dortmund durch. Die Rolle des Grafen von der Mark als Schutzherr der Reichsleute wird erst in der dritten Eskalationsstufe greifbar. Er ist der Richter, vor den die Stadt wegen sieben verschiedener Punkte zitiert wurde, darunter eben auch wegen der Auseinandersetzung mit den Reichsleuten. Das Urteil des Grafen wird nicht mitgeteilt. Nur der Eid der beiden Vertreter der Stadt findet Erwähnung. Dieser scheint aber nicht in Zweifel gezogen worden zu sein, so dass das Urteil des Grafen zu Gunsten der Stadt ausgefallen sein muss. Jedenfalls setzen die Dortmunder in den Folgejahren ihre Rechtsposition durch.
Siehe auch
Anmerkungen
- ↑ zitiert nach Karl Rübel: Dortmunder Urkundenbuch. Band I. Erste Hälfte. Dortmund 1881, S. 370-374
- ↑ d.i. der 13. Oktober 1340
- ↑ d.i. der 18. Juli 1343
- ↑ d.i. der 4. November 1345
- ↑ d.i. im Hahr 1347
- ↑ d.i. 23.l Juli 1347
- ↑ d.i. im Jahr 1347, als man die Heiligen zu Körne um die Saat trug, eine Datumsangabe, die nicht näher aufzulösen ist