Heinz Booms: Unterschied zwischen den Versionen

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== Leben ==
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Heinz Booms wurde am 16.03.1957 zum Priester geweiht. Er wurde 1957 Kaplan in Kranenburg, [[1960]] kam er als Kaplan der Gemeinde [[St. Stephanus (Heessen)|St. Stephanus]] nach Heessen. Von 1964 bis 2004 war er dann Pfarrer von St. Theresia.<ref>[https://www.hospiz-hamm.de/ueber-uns/news/detail/gedenken-an-einen-hospiz-lobbyisten „Gedenken an einen Hospiz-Lobbyisten“] in: hospiz-hamm.de</ref>
Heinz Booms wurde am 16.03.1957 zum Priester geweiht. Er wurde 1957 Kaplan in Kranenburg, [[1960]] kam er als Kaplan der Gemeinde [[St. Stephanus (Heessen)|St. Stephanus]] nach Heessen. Von 1964 bis 2004 war er dann Pfarrer von St. Theresia.<ref>[https://www.hospiz-hamm.de/ueber-uns/news/detail/gedenken-an-einen-hospiz-lobbyisten „Gedenken an einen Hospiz-Lobbyisten“] in: hospiz-hamm.de (entfernt nach Bekanntwerden der Missbrauchsvorwürfe)</ref>


Booms war Mitbegründer der Hospizbewegung in Hamm und später Dechant in Hamm-Nord. Wegen seines Engagements galt er als hoch angesehen, unter anderem war er auch am Aufbau der Caritas-Sozialstationen beteiligt.<ref name="wa-nachbeichten"/>  
Booms war Mitbegründer der Hospizbewegung in Hamm und später Dechant in Hamm-Nord. Wegen seines Engagements galt er als hoch angesehen, unter anderem war er auch am Aufbau der Caritas-Sozialstationen beteiligt.<ref name="wa-nachbeichten"/>  

Aktuelle Version vom 22. April 2024, 18:06 Uhr

Heinz Booms (* 4. August 1929 in Moers; † 11. Mai 2004 in Hamm) war langjähriger Pfarrer der St. Theresia-Gemeinde Heessen und Dechant in Hamm-Nord. 2019 wurden Missbrauchsvorwürfe gegen den Geistlichen bekannt, die sich 2022 zum Skandal ausweiteten.

Booms steht offiziell auf der Missbrauchsliste des Bistums Münster. 2022 wurde einem Opfer eine „Anerkennung des Leids“ von 15.000 € zugesprochen.

Leben

Heinz Booms wurde am 16.03.1957 zum Priester geweiht. Er wurde 1957 Kaplan in Kranenburg, 1960 kam er als Kaplan der Gemeinde St. Stephanus nach Heessen. Von 1964 bis 2004 war er dann Pfarrer von St. Theresia.[1]

Booms war Mitbegründer der Hospizbewegung in Hamm und später Dechant in Hamm-Nord. Wegen seines Engagements galt er als hoch angesehen, unter anderem war er auch am Aufbau der Caritas-Sozialstationen beteiligt.[2]

Booms verstarb am 11. Mai 2004 und wurde auf dem Sundernfriedhof beigesetzt.[3] Posthum ehrte man ihn für sein Lebenswerk mit dem Bürgerpreis des Jahres 2004.[4]

Missbrauchsvorwürfe

Pfarrer Booms wird vorgeworfen, mindestens in den 1960er- und 1970er-Jahren vielfach[5] Mädchen sexuell belästigt und missbraucht zu haben. Ob die Serie ab den 1980ern noch fortgesetzt wurde, ist nicht bekannt.[6] Dem Bistum Münster wurden entsprechende Vorwürfe erstmals 2019 bekannt. Inzwischen ist Booms einer von 197 Geistlichen, die auf der Missbrauchsliste des Bistums stehen und bei denen bereits eine sogenannte „Anerkennung des Leids“ gezahlt wurde.[2] Konkret erhielt ein Opfer im Jahr 2022 15.000 Euro Entschädigung.[5]

In vielen Fällen soll es zu sogenannten Nachbeichten gekommen sein. Booms soll den Vorwürfen zufolge Mädchen, die in Beichten von romantischen Begebenheiten berichteten, später – teils über Monate – in sein Büro zur „Nachbeichte“ bestellt haben, wo er zunächst den Schambereich „untersuchen“ wollte. Diese „Untersuchungen“ sollen sich bis zu schweren sexuellen Übergriffen gesteigert haben.[5] Booms habe den Heranwachsenden dabei suggeriert, zu diesen „gynäkologischen Untersuchungen“ berechtigt zu sein. In mindestens je einem Fall soll er sich auch zuhause bzw. auf einer Autofahrt[3] sowie in mehreren Fällen auf Kirchenfahrten ins Lager Ameland an Mädchen vergangen haben.[6]

Aus der Angst heraus, dass ihnen nicht geglaubt werden könnte, sind offenbar viele Opfer seinerzeit nicht zur Polizei gegangen und haben sich niemandem anvertraut.[2] Wie sich herausstellte, hatte sich jedoch ein Opfer Anfang der 2000er Jahren an das Bistum Münster gewandt. In einem Telefonat sei der Frau laut eigener Erinnerung gesagt worden: „Das sind ungeheuerliche Vorwürfe, die Sie erst einmal beweisen müssen“. Anschließend unternahm das Bistum offenbar keine weiteren Schritte zur Aufklärung. Nach dem Tod des Geistlichen 2004 habe sie dann von ihrem Versuch einer Aufarbeitung abgesehen.[7]

Aufarbeitung

Nachdem der Westfälische Anzeiger im November 2022 eine Reportage unter dem Titel Verhängnisvolle „Nachbeichten“: Die dunkle Seite des Heinz Booms veröffentlichte, meldeten sich zahlreiche weitere mutmaßliche Opfer[2] bei verschiedenen Stellen. Auch Christoph Gerdemann, Pfarrer der heutigen Pfarrgemeinde Papst Johannes, zu der St. Theresia inzwischen gehört, griff nun die Vorwürfe auf. Er hatte erst am 8. November durch die Recherchen des WA von den Vorfällen erfahren.

Am 16. November 2022 fand auf Veranlassung von Pfarrer Gerdemann um 19 Uhr zu den Vorwürfen eine Versammlung im Pfarrheim St. Marien statt, die von Stefan Werding (Redakteur Westfälische Nachrichten) moderiert wurde. Es waren rund 50 Personen erschienen. Mehrere betroffene Frauen schilderten ihre Erlebnisse. Die Warnung, sich „nicht auf den Schoß“ Pfarrers zu setzen, habe damals die Runde gemacht. Auf die Frage, ob es sich um ein offenes Geheimnis gehandelt habe, sei nach Berichten des WA Zustimmung im Plenum zu vernehmen gewesen.[3]

Nach Heinz Booms wurde 2006 der Dechant-Heinz-Booms-Weg benannt. Im Zuge der Missbrauchsvorwürfe wurde am 22. November 2022 in der Sitzung der Bezirksvertretung Heessen beschlossen, den Weg umzubennenen und das Straßenschild mit sofortiger Wirkung zu entfernen. Er wurde dem Schneckenweg zugeschlagen.[8] Am 23. November wurde auch das Grab von Heinz Booms dem Sundernfriedhof eingeebnet.[6] Entsprechende Forderungen waren zuvor von einer Geschädigten in einem Brief an den Kirchenvorstand und den WA erhoben worden,[9] die Einebnung erfolgte jedoch letztlich auf Betreiben der Angehörigen. Aufgrund der Totenruhe verblieben die sterblichen Überreste unter der Erde, nur die Grabstelle wurde entfernt.[6]

Im Dezember 2022 berichtete der Westfälische Anzeiger, dass sich nachträglich noch ein weiteres mutmaßliches Opfer bei Pfarrer Gerdemann gemeldet hat.[10] Ein Jahr später lag dem Bistum Münster zudem ein weiterer Antrag auf „Anerkennung des Leids“ vor. Die Interventionsstelle gab gegenüber dem WA an, dass das Verfahren noch nicht abgeschlossen sei.[11]

Einzelnachweise

  1. „Gedenken an einen Hospiz-Lobbyisten“ in: hospiz-hamm.de (entfernt nach Bekanntwerden der Missbrauchsvorwürfe)
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 Frank Lahme: „Verhängnisvolle ‚Nachbeichten‘: Die dunkle Seite des Heinz Booms“ in: wa.de vom 14. November 2022
  3. 3,0 3,1 3,2 Frank Lahme: „Missbrauch-Skandal um Pfarrer Booms immer größer“ in: wa.de vom 18. November 2022
  4. Hammmagazin 11/2004, S. 3.
  5. 5,0 5,1 5,2 Michael Bönte: K„Missbrauch: Früherer Pfarrer in Hamm in mehreren Fällen beschuldigt“ in: kirche-und-leben.de vom 17. November 2022.
  6. 6,0 6,1 6,2 6,3 Frank Lahme: „Tabula Rasa um Heinz Booms“ in: Westfälischer Anzeiger vom 25. November 2022
  7. Frank Lahme: „»Müssen Sie erstmal beweisen«: Hätte Fall Booms zu Lebzeiten aufgeklärt werden können?“ in: wa.de vom 19. November 2022
  8. Boris Baur: „Booms wird »zur Schnecke gemacht«: Weg in Heessen erhält neuen Namen“ in: wa.de vom 8. September 2023
  9. Frank Lahme: „Missbrauch: ‚Booms-Weg’ soll weg –  Weitere Opfer melden sich“ in: wa.de vom 16. November 2022
  10. Frank Lahme: „Missbrauchs-Vorwürfe gegen Pfarrer Booms: weiteres Opfer“ in: wa.de vom 9. Dezember 2022
  11. Frank Lahme: „Der Fall Heinz Booms: Missbrauchs-Skandal bis heute nicht abgeschlossen“ in: wa.de vom 12. November 2023