Wasserstoffzentrum Hamm

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Das Wasserstoffzentrum Hamm ist ein Gemeinschaftsunternehmen der Stadtwerke Hamm GmbH, Stadtwerke Bochum, DSW21 und der Trianel Energieprojekte GmbH & Co. KG. Es soll bis 2025 auf dem Gelände des Trianel Power Kraftwerkes in Hamm-Uentrop entstehen und klimaneutralen Wasserstoff erzeugen.

Mit einer guten Anbindung an die Autobahnen A1 und A2 sowie eine der Nord-Süd-Stromtrassen ist der Standort zur Wasserstoffproduktion günstig gelegen. Zusätzlich verfügt der Standort bereits über die notwendige Strom- und Gasinfrastruktur.

Projektbestandteile

Bis 2025 soll auf dem Gelände des Trianel Power Kraftwerks in Uentrop zunächst eine mit Ökostrom betriebene Elektrolyseanlage mit voraussichtlich 20 MWel entstehen.[1] Dies entspräche bei geplanten 4000 Volllaststunden bis zu 1500 Tonnen Wasserstoff pro Jahr.[2] Ursprünglich wurden für das Projekt Kosten von 20 bis 25 Millionen Euro veranschlagt.[3]

Der Wasserstoff soll von regionalen Verbrauchern genutzt werden, perspektivisch auch im benachbarten Kraftwerk. Hauptabnehmer sind zunächst die Stadtwerke Hamm selbst. Sie erhielten 2022 einen Förderbescheid des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr für die Anschaffung von 30 Wasserstoffbussen.[3] Die Dortmunder Stadtwerke planen ebenfalls, Teile ihrer Flotte mit dem in Hamm erzeugten Wasserstoff zu betanken.[4] Des Weiteren sollen bis zu 20 Müllfahrzeuge der Abfallwirtschaft und Stadtreinigung Hamm (ASH) mit Wasserstoff fahren.[5]

Ab 2030 soll das Wasserstoffzentrum über eine von Amprion geplante 2000 MW-Hochspannungsleitung[6] Wilhelmshaven–Hamm mit größeren Mengen Windenergie aus der Nordsee versorgt werden. Die bestehende Elektrolyseanlage soll dann um weitere Elektrolyseureinheiten erweitert werden.[7] So soll auch ein Beitrag zur Netzstabilität und zur „Energiewende“ geleistet werden, da Windkraftanlagen bislang gelegentlich bei geringer Stromnachfrage abgeregelt werden müssen.[6]

Beabsichtigt wird zudem, das Wasserstoffzentrum an das Ferngasnetz anzuschließen und dem Erdgas 20 % Wasserstoff beizumischen.[6]

Geschichte

Die Gründung der Projektgesellschaft Wasserstoffzentrum Hamm GmbH & Co. KG erfolgte am 14. Juli 2021.[8] Komplementärin ist die Wasserstoffzentrum Hamm Verwaltungs GmbH, die mit Gesellschaftsvertrag vom 25. Juni 2021 gegründet wurde. Als Kommanditisten traten zunächst die Trianel Energieprojekte GmbH & Co. KG aus Aachen (2021) und die Stadtwerke Hamm (2022) mit jeweils 2.500 € Einlage in die Gesellschaft ein.[8]

In einer Pressemitteilung verkündete Trianel am 23. September 2021 die wesentlichen Ziele der Kooperation:

[…] „Mit der Gründung des Gemeinschaftsunternehmens Wasserstoffzentrum Hamm GmbH & Co. KG wurde ein Meilenstein erreicht, um eine regionale Wirtschaft mit klimaneutralem Wasserstoff in und um Hamm aufzubauen. Wir sehen, dass gerade in der Logistik heute schon großes Interesse an Wasserstoff vorhanden ist. Wir sind der festen Überzeugung, dass es bis 2024 eine entsprechende Nachfrage nach Wasserstoff geben wird. Hamm bietet überdies einen idealen Standort, um hier eine wesentliche Investition in Wasserstofferzeugung zu prüfen“

[…] Die Stadt Hamm, die Stadtwerke Hamm und Trianel sind sich einig, dass ein Wasserstoffcluster entstehen soll. Die Grundlagen dafür werden bis Anfang 2022 in einer Begleitstudie unter Beteiligung der Universität Duisburg-Essen, der Hochschule Weserbergland und der Hochschule Hamm-Lippstadt festgelegt. Die Bezirksregierung Arnsberg hat vor Kurzem den Bescheid erteilt, die Studie zur Hälfte zu fördern.[7]

Die Machbarkeitsstudie wurde im Januar 2023 präsentiert,[9] die wesentlichen Ergebnisse gab Trianel aber bereits in einer Pressemitteilung vom 5. Dezember 2022 heraus:

  • Das Wasserstoffzentrum ist insbesondere mit einer Förderung im Rahmen des auch politisch gewünschten Wasserstoff-Hochlaufs in Deutschland wirtschaftlich zu realisieren.
  • Die Wirtschaftlichkeit der Anlage ist gegeben, wenn eine intelligente Mischung aus verschiedenen Strombeschaffungsstrategien ermöglicht wird.
  • Idealerweise kann das Wasserstoffzentrum von Grünstrom-Direktlieferungen profitieren. Voraussetzung dazu ist ein verstärkter Ausbau von erneuerbaren Energien insbesondere durch lokale PV- und Windenergieanlagen.
  • Als idealer Standort für den geplanten Elektrolyseur hat sich der Standort auf dem Gelände des Trianel Gaskraftwerks Hamm erwiesen.
  • Der erzeugte Wasserstoff aus Hamm findet am Projektstandort gute Transport- und Absatzwege über Schiene, Straße und Wasserstraßen.
  • Die Nutzung des Wasserstoffs für den ÖPNV und den Schwerlastverkehr ist gegeben.[1]

Im Frühjahr 2023 stimmte das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle einem vorzeitigen Start der Maßnahmen zu. 2,1 Millionen Euro stehen damit auch ohne den finalen Förderbescheid für die nächsten vier Jahre zur Verfügung.[10]

Der Baubeschluss wird für Ende 2023,[1] nach neueren Berichten im Jahr 2024[11] erwartet. Die Produktion könnte nach circa 15 Monaten Bauzeit 2025 beginnen. Die ursprünglich geplante Inbetriebnahme im Jahr 2024 konnte aufgrund von Verzögerungen bei der Auszahlung von Fördermitteln nicht gehalten werden.[12]

Bereits im Januar 2023 wurde bekannt, dass sich die Stadtwerke Bochum 20 % der Wasserstoffmengen gesichert haben,[2] am 8. Mai wurde auch eine Beteiligung der Dortmunder Stadtwerke „DSW21“ von ebenfalls 20 % verkündet. Die Anteile beider Unternehmen stammen aus der Beteiligung von Trianel, die Hammer Stadtwerke halten weiterhin 50 %.[4]

Hamms Oberbürgermeister Herter versprach Anfang Mai 2023:[4]

So wie einst die Kohle im Ruhrgebiet für einen wirtschaftlichen Aufschwung gesorgt hat, wird der Wasserstoff die Wirtschaft von morgen antreiben.

Am 18. September 2023 stimmte die Gesellschafterversammlung der Trianel Gaskraftwerk Hamm GmbH & Co. KG für Pläne zur Erweiterung des benachbarten Kraftwerks um einen dritten Block mit 500 MW Leistung. Dieser soll als erster in Deutschland mit grünem Wasserstoff betrieben werden, kann aufgrund der geringeren Leistung des im Wasserstoffzentrum geplanten Elektrolyseurs und der geplanten Verwendung des dort erzeugten Wasserstoffs für die Betankung von Bussen jedoch nicht vom Wasserstoffzentrum versorgt werden.[13]

Geplanter Standort

Trianelstraße 1
59071 Hamm

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 „Wasserstoffzentrum Hamm beweist sich als kommunaler Baustein für den Wasserstoff-Hochlauf in NRW“ in: trianel.com vom 5. Dezember 2022
  2. 2,0 2,1 „Stadtwerke Bochum beteiligen sich am Wasserstoffzentrum Hamm“ in: Zeitung für kommunale Wirtschaft/zfk.de vom 16. Januar 2023
  3. 3,0 3,1 „Die Hälfte der Stadtwerke-Busse kann bald mit Wasserstoff fahren“ in: Wa.de vom 12. Juli 2022
  4. 4,0 4,1 4,2 Gisbert Sander: „Wasserstoffzentrum Hamm wächst weiter: Stadtwerke Dortmund sind mit im Boot“ in: wa.de vom 8. Mai 2023
  5. „Trianel und Stadtwerke Hamm gründen Wasserstoffzentrum zur Entwicklung der Wasserstoffwirtschaft in Hamm“ in: Stadtwerke-Hamm.de vom 27. September 2021
  6. 6,0 6,1 6,2 Cedric Sporker: „Wie Wasserstoff für Hamm zum „goldenen Honigtopf am Ende des Regenbogen“ werden soll“ in: Wa.de vom 12. Februar 2023
  7. 7,0 7,1 „Trianel und Stadtwerke Hamm gründen Wasserstoffzentrum zur Entwicklung der Wasserstoffwirtschaft in Hamm“ – Pressemitteilung vom 23. September 2021 in: trianel.com
  8. 8,0 8,1 Handelsregisterauszug vom 11. Februar 2022
  9. „Wasserstoffzentrum in Hamm wächst“ in: lippewelle.de vom 16. Januar 2023
  10. Cedric Sporkert: „Megaprojekt Wasserstoff: Gute Nachricht und Millionen für Hamm“ In: Wa.de vom 29. April 2023
  11. „DSW21 beteiligt sich am Wasserstoffzentrum Hamm“ in: ew Magazin für Energiewirtschaft (energie.de) vom 9. Mai 2023
  12. Gisbert Sander: „Wasserstoffzentrum in Hamm: Neuer, prominenter Partner - So ist der Zeitplan“ in: wa.de vom 16. Januar 2023
  13. Cedric Sporkert: „Erstes reines Wasserstoff-Kraftwerk Deutschlands in Hamm geplant“ in: wa.de vom 19. September 2023