Ostenallee 72

Aus HammWiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Ostenallee 72
Villa Lehmann
Ostenallee-72 01.jpg

Baudenkmal Frontseite zur Ostenallee

Bezirk Hamm-Mitte
Stadtteil Bad Hamm
Adresse Ostenallee 72
PLZ 59063
Typ Wohnhaus
Gebäudetyp zweigeschossige Villa
mit Walmdach
Existiert seit 1925
Denkmalliste Stadt Hamm No. 344 sei dem 26.05.2011
Die Karte wird geladen …

Stand der Daten 15.08.2023

Das Wohnhaus Ostenallee 72 wurde von und für den damaligen Stadtbaurat Lehmann gebaut und steht leicht vom Straßenraum zurückgesetzt in lockerer Bebauung, aber in einer Flucht mit den Nachbarhäusern. Mit Wirkung vom Mai 2011 wurde es als Baudenkmal in die Denkmalliste der Stadt Hamm eingetragen.

Baubeschreibung

Das Gebäude ist ein dreiachsiges, zweigeschossiges und mit einem Walmdach gedecktes Bauwerk. Die Mittelachse wird durch einen Erker mit Ecksäulen dorischer Ordnung hervorgehoben. Der Hauseingang befindet sich auf der linken (östlichen) Hausseite. Ein eingeschossiger, geschlossener und durch entsprechende Halbsäulen rhythmisierter Windfangbau mit flachem Halbwalm ist dem Hauskörper vorgestellt. Auch alle anderen Hausseiten im Erdgeschoss werden durch Erker oder Loggiavorbauten, die durch Säulen bzw. Halbsäulen gestaltet sind, bereichert. Ansonsten sind es dezent eingesetzte Gestaltungsmittel, die die Fassadenflächen organisieren. Der Kellersockel ist leicht abgesetzt, ein Sohlbankgesims im Obergeschoss teilt das Erdgeschoss optisch vom Obergeschoss, ein flach und an der Traufe stärker gestuftes Profil leitet zum Dach über. Die Fenster der straßenseitigen Fassade sind gerahmt und verdacht, die oberen Fenster sind mit Klappläden versehen. Eine Gaube nimmt im Dach die Mittelachse wieder auf. Die beiden Kamine betonen den Dachfirst, der rechtwinklig zur Straßenfront liegt.
Obwohl die gartenseitige Fassade heterogener und durch Loggia, Wintergarten und Balkon lockerer gestaltet wird, ist auch sie bis ins Detail durchgebildet, was beispielsweise beim Sohlbankprofil auffällt, das als Brüstungsabschluss durchläuft. Die im Jahr 1933 hinzugefügte Garage wurde unter der Loggia ohne größere Veränderungen eingefügt.

Man betritt das Haus über den Windfang. Hier befindet sich im hinteren Teil ein zweiter Eingang, der direkt in die Küche führt. Der Haupteingang führt in die Diele, von wo alle Zimmer des Erdgeschosses erschlossen werden können. Die Hauptachse ist mit Flügeltüren versehen. Im Rücken des Eintretenden führt die Treppe ins Obergeschoss. Sehr fein gearbeitete Treppenpfosten und ein aufwändiges Geländer heben die Treppe als beherrschendes Raumelement heraus. Die Wände sind mit einem halbhohen Paneel versehen. Die Türen sind nahezu alle bauzeitlich. Im gartenseitigen Wohnzimmer befindet sich ein Kachelofen. Die unteren Wohnzimmer sind sämtlich durch Türen miteinander verbunden. Der ehemalige Wintergarten wurde später dem Wohnzimmer zugefügt. Die Stuckgestaltung in den unteren Wohnräumen ist sehr zurückgenommen. Die Aufteilung der Zimmer im Obergeschoss ist weitgehend erhalten, nur das Bad wurde leicht verändert. Kleine Vorflure erhöhen die Intimität der einzelnen Zimmer. Sie ermöglichen aber auch den Zugang zu weiteren Räumlichkeiten. Im Dach befindet sich neben einer Kammer für das Personal auch eine Räucherkammer. [1]

Der Garten ist noch weitgehend in seiner ursprünglichen Anlage mit einem zentralem Brunnen, umlaufender Wegeführung und kleinem Wirtschaftsgarten am äußeren Südende vorhanden. Allerdings sind die Gewächse jedoch zum großen Teil ausgetauscht.

Baudenkmaleintrag

Zum Denkmal gehört das gesamte Äußere und Innere des 1925 von Stadtbaurat Lehmann errichteten Gebäudes, die später hinzugefügte Garage, die straßenseitige Einfriedung und der rückwärtige Garten. Nicht zum Denkmal gehört die Glasüberdachung der rückwärtigen Terrasse und der Carport. [2]

Das Einfamilienhaus ist bedeutend für die Geschichte des Menschen und die Ortsgeschichte von Hamm, da es aufgrund seines hervorragenden Erhaltungszustandes einen sehr guten Eindruck vom Wohnen und Wirtschaften (Hauswirtschaft) des gehobenen Bürgertums in Hamm vermittelt. Sowohl die Wohn- und Repräsentationsräume im Erdgeschoss als auch die Wohn- und Schlafräume im Obergeschoss, sogar die Räucherkammer im Dach sind noch vorhanden. Schon die Eingangsdiele mit der aufwändig gearbeiteten Treppe zeigt die Verbindung von Repräsentation und Wohnlichkeit. Alle Details sind in gediegener Handwerksarbeit ausgeführt. Die Küche mit den Wirtschaftsräumen war über einen eigenen Eingang zu erreichen. Das Personal hatte somit die Möglichkeit diskret im Hintergrund zu bleiben. Der Garten mit der Brunnenanlage im Zentrum der Freifläche sowie seine Erschließung über den ehemaligen Wintergarten und die fein geschwungene Freitreppe, zeigt ebenfalls die repräsentative Auffassung einerseits, er belegt aber auch die hauswirtschaftliche Seite des Lebens, da im hinteren Bereich, abgegrenzt durch Büsche, ein Wirtschaftsgarten angelegt ist.

Für die Erhaltung und Nutzung liegen städtebauliche Gründe vor. Das Haus wurde von und für den damaligen Stadtbaurat Lehmann gebaut. Er wird auch das Gesamtkonzept für die Bebauung dieses Teils der Ostenallee erstellt haben, denn die Stadt stellte 1922 das gesamte Gebiet südlich der Straße als Baugrund zur Verfügung und erschloss es mit einer Straße vor den Grundstücken, die nur durch die Anlieger befahren werden durfte. Die Bauherren entstammten durchweg den führenden bürgerlichen Kreisen der Stadt, wobei die exklusive Lage der Häuser durch das durchgehende Konzept von freistehenden villenartigen Gebäuden betont wurde. Weiterhin liegen wissenschaftliche, hier architekturgeschichtliche Gründe vor. Das Haus verkörpert in seiner durchdachten Gestaltung einen "konservativen Reformstil", der sich aus dem Heimatschutzstil, wie ihn Paul Schultze-Naumburg[3] propagiert hat, entwickelt hat. In seiner ausgewogenen Gestaltung bezieht sich der Architekt auf die Formen des Klassizismus. [4]

Bildergalerie

Einzelnachweise

  1. Entnahme aus der Baudenkmalbeschreibung - No. 344, Stadt Hamm - 65/Untere Denkmalbehörde
  2. Denkmalwertbegründung - zitiert nach Denkmalliste der Stadt Hamm, Bestandsverzeichnis lfd. Nummer 344
  3. Wikipedia-Artikel zum deutschen Architekten, Kunsttheoretiker, Maler, Publizist und Politiker (NSDAP) Paul Schultze-Naumburg
  4. Denkmalwertbegründung - zitiert nach Denkmalliste der Stadt Hamm, Bestandsverzeichnis lfd. Nummer 344

Literatur

  • N.N.: Baudenkmalbeschreibung No. 344, Stadt Hamm - 65/Untere Denkmalbehörde

Geografische Koordinaten

Koordinaten: 51° 41' 12.52" N, 7° 50' 18.69" O