Hamm: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Hamm''' ist eine Stadt im östlichen Ruhrgebiet des Bundeslandes Nordrhein-Westfalen. Die Kreisfreie Stadt, nordöstlich von Dortmund, im Regierungsbezirk Arnsberg ist in der Landesplanung als Mittelzentrum ausgewiesen und ist Mitglied im [[Regionalverband Ruhr]].
'''Hamm''' ist eine Stadt im östlichen Ruhrgebiet des Bundeslandes Nordrhein-Westfalen. Die Kreisfreie Stadt, nordöstlich von Dortmund, im Regierungsbezirk Arnsberg ist in der Landesplanung als Mittelzentrum ausgewiesen und Mitglied im [[Regionalverband Ruhr]].


Die Stadt in ihren heutigen Grenzen besteht im Wesentlichen seit der Gebietsreform, die am [[1. Januar]] [[1975]] wirksam wurde, als die kreisfreie Stadt Hamm mit den umliegenden Gemeinden zur neuen kreisfreien Stadt Hamm vereinigt wurde. Dadurch überschritt die Einwohnerzahl die 100.000-Grenze und machte Hamm zur Großstadt. Heute hat Hamm knapp 180.000 Einwohner. Die Stadt ist Sitz des größten deutschen [[Oberlandesgericht]]s.
Die [[1226]] gegründete Stadt verdankt ihre heutigen Grenzen im Wesentlichen einer Gebietsreform bzw. kommunalen Neuordnung, die am [[1. Januar]] [[1975]] wirksam wurde, als die kreisfreie Stadt Hamm mit den umliegenden Gemeinden zur neuen kreisfreien Stadt Hamm vereinigt wurde. Dadurch überschritt die Einwohnerzahl schlagartig die 100.000-Grenze und machte Hamm zur Großstadt. Heute hat Hamm knapp 180.000 Einwohner.
 
Die Stadt ist Sitz des größten deutschen [[Oberlandesgericht]]s, bedeutender Eisenbahnstandort und liegt verkehrsgünstig an [[A1]], [[A2]] und dem [[Datteln-Hamm-Kanal]]. Sie blickt zudem auf eine über 100-jährige Geschichte als Bergbaustandort zurück.


== Geografische Angaben ==
== Geografische Angaben ==
 
*Geographische Lage der Stadtmitte ([[Pauluskirche]])
*Geographische Lage der Stadtmitte (Pauluskirche)
:nördliche Breite, 51° 40' 57"
:nördliche Breite, 51° 40' 57"
:östliche Länge, 7° 49' 13"
:östliche Länge, 7° 49' 13"
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*Länge der Lippe im Stadtgebiet: 30,665 km
*Länge der Lippe im Stadtgebiet: 30,665 km
== Geschichte ==
== Geschichte ==
===Überblick ===
[[Bild:Hammona.jpg|thumb|right|Hammona/Hamm nach Merian (ca. 1647)]]
[[Bild:Hammona.jpg|thumb|right|Hammona/Hamm nach Merian (ca. 1647)]]
[[Bild:Grafschaft_Mark.jpg|thumb|right|Grafschaft Mark (1791)]]
[[Bild:Grafschaft_Mark.jpg|thumb|right|Grafschaft Mark (1791)]]
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[[Bild:Hammona-Münze.jpg|thumb|right|50 Pfennig: Hammona (1918)]]
[[Bild:Hammona-Münze.jpg|thumb|right|50 Pfennig: Hammona (1918)]]
Im Jahre [[1226]] gründete [[Graf Adolf I.]] von der Mark am Zusammenfluss von [[Lippe]] und [[Ahse]] die Stadt Hamm, nachdem Stadt und Burg [[Nienbrügge]] seines [[1225]] der Reichsacht verfallenen Vetters [[Friedrich von Isenberg|Friedrich von Altena-Isenberg]] zerstört worden waren. Die als Planstadt angelegte Stadt Hamm stattete er mit einem möglicherweise für Nienbrügge vorgesehenen [[Gründungsprivileg|Stadtrecht]] von [[1213]] aus. Die [[Stadtburg]] der Grafen am [[Nordenwall]] wurde schon im 13. Jahrhundert in den Bau der [[Stadtmauer|Stadtbefestigung]] einbezogen. In Kooperation mit den [[Grafen von der Mark|Stadtherren]] sind ab [[1263]] [[Bürgermeister]], Rat und Stadtschöffen nachweisbar, wurde [[1268]]/69 das Münzrecht erworben und [[1280]] das [[Nordenhospital]] gestiftet. Bereits im 14. Jahrhundert beteiligten sich Hammer Kaufleute auch am [[Hanse|hansischen Fernhandel]]. Exportiert wurden unter anderem Leinwand (''Hammesche Laken'') und Bier (''[[Keut]]''). In der Kommunalverfassung der Stadt spielten die Hoven eine wichtige Rolle, indem sie die Kurherren benannten, die an der Wahl der Ratsherren beteiligt waren. Nach der Vereinigung der Grafschaften von Kleve und Mark blieb Hamm zunächst Sitz des [[Graf Gerhard|Grafen Gerhard]], der [[1455]] das [[Franziskanerkloster]] stiftete. Ebenso errichteten Hammer Bürgerinnen und Bürger zahlreiche [[Soziale Stiftungen]]. Im 16. Jahrhundert setzte ein wirtschaftlicher Niedergang ein. Im Düsseldorfer Teilungsvertrag vom [[21. März]] [[1624]] wurde die Stadt Hamm dem Kurfürsten von Brandenburg zugesprochen. Ab 1666 fiel sie endgültig an Brandenburg. Durch mehrere [[Stadtbrände]] im 18. Jahrhundert wurde der frühneuzeitliche Hausbestand weitgehend zerstört. Hamm war Standort eines [[Infanterieregiment|Infanterieregiments]], was immmer wieder zu Konflikten mit der Bürgerschaft führte und sich auch auf den Hochschulstandort Hamm nachteilig auswirkte. Für einen gewissen Aufschwung sorgte die [[1788]] in Hamm eingerichtete [[Märkische Kriegs- und Domänenkammer]] als Oberbehörde für die preußische Provinz Mark, die aus der in Hamm seit [[1767]] bestehenden Märkischen Kriegs- und Domänenkammerdeputation hervorgegangen war. Während der Zugehörigkeit zum [[Großherzogtum Berg]] wurde im November [[1808]] die nach französischen Vorbild umgestaltete Oberbehörde für das neu geschaffene [[Ruhrdepartement]] allerdings nach Dortmund verlegt. Nach der Wiedereingliederung in das Königreich Preußen wurde Hamm [[1817]] Sitz eines preußischen Landratsamtes ([[Kreis Hamm]]). Die Bezirksregierung hingegen - Nachfolgebehörde der Kriegs- und Domänenkammer - war allerdings bereits [[1816]] nach Arnsberg verlegt worden. [[1820]] wurde jedoch das [[Oberlandesgericht|Oberlandesgerichts]] von Kleve nach Hamm verlegt. [[1847]] erfolgte mit der Inbetriebnahme des [[Hauptbahnhof|Bahnhofs]] der Köln-Mindener Eisenbahn die Anbindung an den Fernverkehr. Durch die im Hamm stürmisch einsetzende Industrialisierung überstieg die Einwohnerzahl gegen Ende des 19. Jahrhunderts die Marke von 30.000 Einwohnern, so dass Hamm [[1901]] die Kreisfreiheit zugesprochen wurde.
Im Jahre [[1226]] gründete [[Graf Adolf I.]] von der Mark am Zusammenfluss von [[Lippe]] und [[Ahse]] die Stadt Hamm, nachdem Stadt und Burg [[Nienbrügge]] seines [[1225]] der Reichsacht verfallenen Vetters [[Friedrich von Isenberg|Friedrich von Altena-Isenberg]] zerstört worden waren. Die als Planstadt angelegte Stadt Hamm stattete er mit einem möglicherweise für Nienbrügge vorgesehenen [[Gründungsprivileg|Stadtrecht]] von [[1213]] aus. Die [[Stadtburg]] der Grafen am [[Nordenwall]] wurde schon im 13. Jahrhundert in den Bau der [[Stadtmauer|Stadtbefestigung]] einbezogen. In Kooperation mit den [[Grafen von der Mark|Stadtherren]] sind ab [[1263]] [[Bürgermeister]], Rat und Stadtschöffen nachweisbar, wurde [[1268]]/69 das Münzrecht erworben und [[1280]] das [[Nordenhospital]] gestiftet. Bereits im 14. Jahrhundert beteiligten sich Hammer Kaufleute auch am [[Hanse|hansischen Fernhandel]]. Exportiert wurden unter anderem Leinwand (''Hammesche Laken'') und Bier (''[[Keut]]''). In der Kommunalverfassung der Stadt spielten die Hoven eine wichtige Rolle, indem sie die Kurherren benannten, die an der Wahl der Ratsherren beteiligt waren. Nach der Vereinigung der Grafschaften von Kleve und Mark blieb Hamm zunächst Sitz des [[Graf Gerhard|Grafen Gerhard]], der [[1455]] das [[Franziskanerkloster]] stiftete. Ebenso errichteten Hammer Bürgerinnen und Bürger zahlreiche [[Soziale Stiftungen]]. Im 16. Jahrhundert setzte ein wirtschaftlicher Niedergang ein. Im Düsseldorfer Teilungsvertrag vom [[21. März]] [[1624]] wurde die Stadt Hamm dem Kurfürsten von Brandenburg zugesprochen. Ab 1666 fiel sie endgültig an Brandenburg. Durch mehrere [[Stadtbrände]] im 18. Jahrhundert wurde der frühneuzeitliche Hausbestand weitgehend zerstört. Hamm war Standort eines [[Infanterieregiment|Infanterieregiments]], was immmer wieder zu Konflikten mit der Bürgerschaft führte und sich auch auf den Hochschulstandort Hamm nachteilig auswirkte. Für einen gewissen Aufschwung sorgte die [[1788]] in Hamm eingerichtete [[Märkische Kriegs- und Domänenkammer]] als Oberbehörde für die preußische Provinz Mark, die aus der in Hamm seit [[1767]] bestehenden Märkischen Kriegs- und Domänenkammerdeputation hervorgegangen war. Während der Zugehörigkeit zum [[Großherzogtum Berg]] wurde im November [[1808]] die nach französischen Vorbild umgestaltete Oberbehörde für das neu geschaffene [[Ruhrdepartement]] allerdings nach Dortmund verlegt. Nach der Wiedereingliederung in das Königreich Preußen wurde Hamm [[1817]] Sitz eines preußischen Landratsamtes ([[Kreis Hamm]]). Die Bezirksregierung hingegen - Nachfolgebehörde der Kriegs- und Domänenkammer - war allerdings bereits [[1816]] nach Arnsberg verlegt worden. [[1820]] wurde jedoch das [[Oberlandesgericht|Oberlandesgerichts]] von Kleve nach Hamm verlegt. [[1847]] erfolgte mit der Inbetriebnahme des [[Hauptbahnhof|Bahnhofs]] der Köln-Mindener Eisenbahn die Anbindung an den Fernverkehr. Durch die im Hamm stürmisch einsetzende Industrialisierung überstieg die Einwohnerzahl gegen Ende des 19. Jahrhunderts die Marke von 30.000 Einwohnern, so dass Hamm [[1901]] die Kreisfreiheit zugesprochen wurde.
Nach der Besetzung der [[Hauptbahnhof|Bahnhofskommandantur]] am [[9. November]] [[1918]] erfolgte die Bildung eines Arbeiter- und Soldatenrates, der durch die preußischen Kommunalwahlen vom 2. März [[1919]] in das politische Abseits geschoben wurde. Insgesamt behauptete das [[Zentrum]] bei den Kommunalwahlen in der Zeit der Weimarer Republik seine Position als führende Partei in Hamm. Erst in den schon unfreien Märzwahlen 1933 wurde es von der NSDAP überflügelt. Mit dem preußischen Gemeindeverfassungsgesetz vom 15. Dezember 1933 und der Deutschen Gemeindeverordnung vom 30. Januar 1935 wurde auch in Hamm die Gleichschaltung von Stadtverwaltung und Stadtvertretung abgeschlossen. Die von schweren Kriegszerstörungen gezeichnete Stadt Hamm wurde am [[6. April]] [[1945]] von den Amerikanern besetzt. Mit der durch die kommunale Neugliederung erfolgten Eingemeindung von [[Bockum-Hövel]], [[Heessen]], [[Herringen]], [[Pelkum]], [[Rhynern]] und [[Uentrop]] wurde Hamm mit 172.000 Einwohnern 1975 Großstadt.
Nach der Besetzung der [[Hauptbahnhof|Bahnhofskommandantur]] am [[9. November]] [[1918]] erfolgte die Bildung eines Arbeiter- und Soldatenrates, der durch die preußischen Kommunalwahlen vom 2. März [[1919]] in das politische Abseits geschoben wurde. Insgesamt behauptete das [[Zentrum]] bei den Kommunalwahlen in der Zeit der Weimarer Republik seine Position als führende Partei in Hamm. Erst in den schon unfreien Märzwahlen 1933 wurde es von der NSDAP überflügelt. Mit dem preußischen Gemeindeverfassungsgesetz vom 15. Dezember 1933 und der Deutschen Gemeindeverordnung vom 30. Januar 1935 wurde auch in Hamm die Gleichschaltung von Stadtverwaltung und Stadtvertretung abgeschlossen. Die von schweren Kriegszerstörungen gezeichnete Stadt Hamm wurde am [[6. April]] [[1945]] von den Amerikanern besetzt. Mit der durch die kommunale Neugliederung erfolgten Eingemeindung von [[Bockum-Hövel]], [[Heessen]], [[Herringen]], [[Pelkum]], [[Rhynern]] und [[Uentrop]] wurde Hamm mit 172.000 Einwohnern 1975 Großstadt.