Wiescherhöfen: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Bild:OT_Wiescherhoefen.jpg|thumb|right|Ortstafel Wiescherhöfen ]]
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'''Wiescherhöfen und Daberg''' ist ein südwestlich gelegener Stadtteil von [[Hamm]] und seit 1975 vollständig Teil des Stadtbezirks [[Pelkum]].
'''Wiescherhöfen und Daberg''' ist ein südwestlich gelegener Stadtteil von [[Hamm]] und seit [[1975]] vollständig Teil des Stadtbezirks [[Pelkum]].


== Geografische Lage ==
== Geografische Lage ==
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Der Stadtteil war ursprünglich rein landwirtschaftlich geprägt. Mit der Industrialisierung kam es zum Aufbau einer florierenden Bergbauindustrie und der heute noch erhaltenen, weitreichenden Eisenbahn-Infrastruktur. Im Zweiten Weltkrieg führte dieser Umstand zu zahlreichen Bombardements der Alliierten, deren Hinterlassenschaften in Form von Blindgängern noch heute gelegentlich bei Bauvorhaben zu Tage treten.
Der Stadtteil war ursprünglich rein landwirtschaftlich geprägt. Mit der Industrialisierung kam es zum Aufbau einer florierenden Bergbauindustrie und der heute noch erhaltenen, weitreichenden Eisenbahn-Infrastruktur. Im Zweiten Weltkrieg führte dieser Umstand zu zahlreichen Bombardements der Alliierten, deren Hinterlassenschaften in Form von Blindgängern noch heute gelegentlich bei Bauvorhaben zu Tage treten.


Mindestens seit Ende des Steinkohlenbergbaus im Jahr [[2010]] ist der Stadtteil in einem Strukturwandel begriffen. Wichtigstes Projekt in diesem Zuge ist (Stand 2021) die Umwidmung des Geländes des ehemaligen [[Bergwerk Ost|Bergwerks Ost]] zum [[Creativrevier Heinrich-Robert|CreativRevier Heinrich-Robert]].
Mindestens seit Ende des Steinkohlenbergbaus im Jahr [[2010]] ist der Stadtteil in einem Strukturwandel begriffen. Wichtigstes Projekt in diesem Zuge ist (Stand 2021) die Umwidmung des Geländes des ehemaligen [[Bergwerk Ost|Bergwerks Ost]] zum [[Creativrevier Heinrich-Robert|CreativRevier Heinrich-Robert]]. Teile des Rangierbahnhofs sollen außerdem als [[Multi-Hub Westfalen]] revitalisiert werden.


=== Vormoderne ===
=== Vormoderne ===


Zum ersten Mal wurde der Name Wiescherhöfen im Jahr 1486 urkundlich erwähnt. Im Schatzbuch der [[Grafschaft Mark]] wurde es noch „Wyesch“ geschrieben. Zu Wiescherhöfen gehörten nach dem Steuerbuch nur drei Höfe: Greinewysch, Tünnemann und Schult zur Wysch (Schulze zur Wiesch). Zu den drei Höfen kam in der [[Selmigerheide]] der Hof Schult van Zelmick (Schulze-Selmig).
Zum ersten Mal wurde der Name Wiescherhöfen im Jahr [[1486]] urkundlich erwähnt. Im Schatzbuch der [[Grafschaft Mark]] wurde es noch „Wyesch“ geschrieben. Zu Wiescherhöfen gehörten nach dem Steuerbuch nur drei Höfe: Greinewysch, Tünnemann und Schult zur Wysch (Schulze zur Wiesch). Zu den drei Höfen kam in der [[Selmigerheide]] der Hof Schult van Zelmick (Schulze-Selmig).


=== 18. Jahrhundert ===
=== 18. Jahrhundert ===
[[Datei:Luftbild Lohauserholz.jpg|mini|rechts|Lohauserholz]]
[[Datei:Luftbild Lohauserholz.jpg|mini|rechts|Lohauserholz]]
Die vier Höfe schlossen sich mit weiteren Höfen zur Gemeinde Wiescherhöfen zusammen. Diese waren, laut Aufstellung des Amtes Pelkum von 1731, die Höfe ''Schulze-Selmig, Schulte zur Wysche, Bresser, Grönewysche, Schulte Kissing, Tünnemann, Schnübbe, Hoppe, Dörholt, Lenickenhoff, Brandt, Drees, Vogelweyer'' und ''Kleykamp''. Die Gemeinde gehörte kirchlich zu Herringen und hatte keine eigene Dorfkirche.  
Die vier Höfe schlossen sich mit weiteren Höfen zur Gemeinde Wiescherhöfen zusammen. Diese waren, laut Aufstellung des Amtes Pelkum von [[1731]], die Höfe ''Schulze-Selmig, Schulte zur Wysche, Bresser, Grönewysche, Schulte Kissing, Tünnemann, Schnübbe, Hoppe, Dörholt, Lenickenhoff, Brandt, Drees, Vogelweyer'' und ''Kleykamp''. Die Gemeinde gehörte kirchlich zu Herringen und hatte keine eigene Dorfkirche.  


Zu Wiescherhöfen gehörten zu dieser Zeit die Ortsteile Kissingerhöfen, [[Daberg]], Geist, [[Lohauserholz]], [[Selmigerheide]] und die Harringholzsiedlung.  
Zu Wiescherhöfen gehörten zu dieser Zeit die Ortsteile Kissingerhöfen, [[Daberg]], Geist, [[Lohauserholz]], [[Selmigerheide]] und die Harringholzsiedlung.  
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Eine Privatschule wurde in der Selmigerheide schon im Jahre 1762 errichtet.
Eine Privatschule wurde in der Selmigerheide schon im Jahre 1762 errichtet.


Insgesamt 17 Gemeinden wurden 1797 zum Amtsbezirk Pelkum zusammengefasst, weil die kleinen Gemeinden nicht alle Aufgaben aus eigener Kraft erledigen konnten. Die Hauptstelle des Amtes befand sich in Pelkum, der damals größten Gemeinde im Bezirk.
Insgesamt 17 Gemeinden wurden [[1797]] zum Amtsbezirk Pelkum zusammengefasst, weil die kleinen Gemeinden nicht alle Aufgaben aus eigener Kraft erledigen konnten. Die Hauptstelle des Amtes befand sich in Pelkum, der damals größten Gemeinde im Bezirk.


=== 19. Jahrhundert ===
=== 19. Jahrhundert ===
An der [[Große Werlstraße|Großen Werlstraße]] erbaute der Müller Middendorf im Jahre 1816 eine Mühle komplett aus Holz. Durch die geringe Besiedlung war das Bauwerk weithin sichtbar und wurde zum Wahrzeichen von Wiescherhöfen. Die Mühle ist heute nicht mehr erhalten.
An der [[Große Werlstraße|Großen Werlstraße]] erbaute der Müller Middendorf im Jahre [[1816]] eine Mühle komplett aus Holz. Durch die geringe Besiedlung war das Bauwerk weithin sichtbar und wurde zum Wahrzeichen von Wiescherhöfen. Die Mühle ist heute nicht mehr erhalten.


Der Brandschutz wurde 1827 per Vertrag geregelt. Dreißig Bauern und Kötter einigten sich auf eine Umlage, um den Transport der Druckspritze zum Brandort zu regeln und zu finanzieren. Das Spritzenhaus war an der heutigen [[Weetfelder Straße]] / Einmündung [[Baumhofstraße]]. Die Brandbekämpfung erfolgte durch freiwillige Helfer und Nachbarn.  
Der Brandschutz wurde [[1827]] per Vertrag geregelt. Dreißig Bauern und Kötter einigten sich auf eine Umlage, um den Transport der Druckspritze zum Brandort zu regeln und zu finanzieren. Das Spritzenhaus war an der heutigen [[Weetfelder Straße]] / Einmündung [[Baumhofstraße]]. Die Brandbekämpfung erfolgte durch freiwillige Helfer und Nachbarn.  


Der [[Schützenverein Wiescherhöfen-Lohauserholz 1838 e.V.|Schützenverein Wiescherhöfen-Lohauserholz]] wurde im Jahre [[1838]] ins Leben gerufen.
Der [[Schützenverein Wiescherhöfen-Lohauserholz 1838 e.V.|Schützenverein Wiescherhöfen-Lohauserholz]] wurde im Jahre [[1838]] ins Leben gerufen.
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=== 20. Jahrhundert ===
=== 20. Jahrhundert ===
[[Datei:Hammerkopfturm Heinrich Robert.jpg|mini|rechts|Hammerkopf-Turm der Zeche Heinrich Robert]]
[[Datei:Hammerkopfturm Heinrich Robert.jpg|mini|rechts|Hammerkopf-Turm der Zeche Heinrich Robert]]
Wiescherhöfen verlor Teile seines landwirtschaftlich geprägten Gesichts im Verlauf der Industrialisierung. Bereits im Jahre 1874 wurden bei Probebohrungen '''Kohlevorkommen''' entdeckt. Am [[25. Oktober]] [[1902]] ging dann die [[Zeche de Wendel]] mit den beiden Schächten ''Heinrich'' und ''Robert'' in Betrieb. Hierdurch erklärt sich der spätere Name ''Zeche Heinrich-Robert''. Zuvor hatte die Zeche insgesamt 17.512.00 m² in Berge, Hamm, Pelkum, Wiescherhöfen und Herringen erworben. Die Kokerei hatte 118 Öfen und erreichte eine Tagesproduktion von 2100 Tonnen Kohlenkoks.
Wiescherhöfen verlor Teile seines landwirtschaftlich geprägten Gesichts im Verlauf der Industrialisierung. Bereits im Jahre [[1874]] wurden bei Probebohrungen '''Kohlevorkommen''' entdeckt. Am [[25. Oktober]] [[1902]] ging dann die [[Zeche de Wendel]] mit den beiden Schächten ''Heinrich'' und ''Robert'' in Betrieb. Hierdurch erklärt sich der spätere Name ''Zeche Heinrich-Robert''. Zuvor hatte die Zeche insgesamt 17.512.00 m² in Berge, Hamm, Pelkum, Wiescherhöfen und Herringen erworben. Die Kokerei hatte 118 Öfen und erreichte eine Tagesproduktion von 2100 Tonnen Kohlenkoks.


[[Datei:Selmigerheide 1991.jpg|mini|rechts|Selmigerheide, Luftbild 1991]]
[[Datei:Selmigerheide 1991.jpg|mini|rechts|Selmigerheide (Luftbild), 1991]]
[[Datei:Thomaskirche Luftbild.jpg|mini|rechts|Daberg (Luftbild), 1991]]
[[Datei:Thomaskirche Luftbild.jpg|mini|rechts|Daberg (Luftbild), 1991]]


Auf dem Gemeindegebiet befand sich später der größte [[Rangierbahnhof|Verschiebebahnhof Europas]]. Von insgesamt 11 Bauern wurden ca. 75 Hektar Land erworben, um diesen Bahnhof zu errichten. Das [[Haus Lohausen|Rittergut Lohaus]] (Namensgeber des Ortsteiles Lohauserholz) verschwand durch den Verschiebebahnhof vollständig. Einziger Haltepunkt in der Gemeinde war der [[Bahnhof Wiescherhöfen]] an dem Flurstück „Kuckkuck“ (heute [[Weetfelder Straße]] / Kreuzung [[Wiescherhöfener Straße]]). Inbetriebnahme war am [[15. Dezember]] [[1895]]. Es hielten täglich 47 Personenzüge mit Ziel Hamm oder Unna in Wiescherhöfen.
Auf dem Gemeindegebiet befand sich später der größte [[Rangierbahnhof|Verschiebebahnhof Europas]]. Von insgesamt elf Bauern wurden ca. 75 Hektar Land erworben, um diesen Bahnhof zu errichten. Das [[Haus Lohausen|Rittergut Lohaus]] (Namensgeber des Ortsteiles Lohauserholz) verschwand durch den Verschiebebahnhof vollständig. Einziger Haltepunkt in der Gemeinde war der [[Bahnhof Wiescherhöfen]] an dem Flurstück „Kuckkuck“ (heute [[Weetfelder Straße]] / Kreuzung [[Wiescherhöfener Straße]]). Inbetriebnahme war am [[15. Dezember]] [[1895]]. Es hielten täglich 47 Personenzüge mit Ziel Hamm oder Unna in Wiescherhöfen.


Als dritte Eisenbahnstrecke wurde die '''Osterfelder Bahn''' (vom [[Hauptbahnhof]] über [[Bahnhof Pelkum|Pelkum Bahnhof]] nach Oberhausen-Osterfelde) im Jahre 1905 in Betrieb genommen. Sie diente vor allem dem Abtransport der Erzeugnisse der Zeche de Wendel.
Als dritte Eisenbahnstrecke wurde die '''Osterfelder Bahn''' (vom [[Hauptbahnhof]] über [[Bahnhof Pelkum|Pelkum Bahnhof]] nach Oberhausen-Osterfelde) im Jahre [[1905]] in Betrieb genommen. Sie diente vor allem dem Abtransport der Erzeugnisse der Zeche de Wendel.


Die Einwohnerzahl stieg, bedingt durch die Eisenbahn und Zeche, weiter: Im Jahre 1900 beträgt sie 1298 Einwohner, 1914 sind es bereits 4515.  
Die Einwohnerzahl stieg, bedingt durch die Eisenbahn und Zeche, weiter: Im Jahre [[1900]] betrug sie 1298 Einwohner, [[1914]] waren es bereits 4515.  


Im Ersten Weltkrieg kam es zu keinen größeren Schäden in der Gemeinde. Der Zweite Weltkrieg sorgte, bedingt durch die Bahnstrecken und Verschiebebahnhof, hingegen für erhebliche Schäden und Todesopfer. Der größte Angriff fand am [[22. April]] [[1944]] statt und forderte allein 49 Todesopfer. In die Zeit der Diktatur der Nationalsozialisten fiel auch der Einsatz von Kriegsgefangenen als Zwangsarbeiter auf der Zeche Heinrich-Robert.  
Im Ersten Weltkrieg kam es zu keinen größeren Schäden in der Gemeinde. Der Zweite Weltkrieg sorgte, bedingt durch die Bahnstrecken und Verschiebebahnhof, hingegen für erhebliche Schäden und Todesopfer. Der größte Angriff fand am [[22. April]] [[1944]] statt und forderte allein 49 Todesopfer. In die Zeit der Diktatur der Nationalsozialisten fiel auch der Einsatz von Kriegsgefangenen als Zwangsarbeiter auf der Zeche Heinrich-Robert.  


Durch den Steinkohlenbergbau kam es im Stadtteil wiederholt zu Bergsenkungen. Die Straße [[Wasserfall]] zeugt, nicht nur ihrem Namen nach, noch heute eindrucksvoll von den Auswirkungen solcher Vorfälle.
Durch den Steinkohlenbergbau kam es im Stadtteil wiederholt zu Bergsenkungen. Die Straße [[Wasserfall]] zeugt beispielsweise noch heute von einem solchen Vorfall.


Am [[13. Februar]] [[1965]] wird der Grundstein für die neue Gerätehalle der freiwilligen Feuerwehr an der [[Selmigerheideschule]] gelegt.
Am [[13. Februar]] [[1965]] wurde der Grundstein für die neue Gerätehalle der freiwilligen Feuerwehr an der [[Selmigerheideschule]] gelegt, das bis heute genutzt wird. Das Gebäude verfügt auch über eine Alarmsirene.


==== Kommunale Neuordnung ====
==== Kommunale Neuordnung ====


Am 13. Dezember [[1967]] erließ der Landtag das Gesetz zur Neuordnung Unna/Hamm. Gegen den Willen von Rat und Bevölkerung wurde die Gemeinde geteilt. Die Ortsteile Daberg, Geist und Lohauserholz kamen zur Stadt Hamm. Die anderen Ortsteile gehörten fortan zur Großgemeinde Pelkum.  
Am [[13. Dezember]] [[1967]] erließ der Landtag das Gesetz zur Neuordnung Unna/Hamm. Gegen den Willen von Rat und Bevölkerung wurde die Gemeinde geteilt. Die Ortsteile Daberg, Geist und Lohauserholz kamen zur Stadt Hamm. Die anderen Ortsteile gehörten fortan zur Großgemeinde Pelkum.  


Das Amt Pelkum wurde mit Wirkung vom 1. Januar [[1968]] aufgelöst. Bei der [[Münster-Hamm-Gesetz|2. kommunalen Neuordnung]] [[1975]] wurde der Rest von Wiescherhöfen schließlich ebenfalls der Stadt Hamm zugeordnet.
Das Amt Pelkum wurde mit Wirkung vom [[1. Januar]] [[1968]] aufgelöst. Bei der [[Münster-Hamm-Gesetz|2. kommunalen Neuordnung]] [[1975]] wurde der Rest von Wiescherhöfen schließlich ebenfalls der Stadt Hamm zugeordnet.


=== 21. Jahrhundert ===
=== 21. Jahrhundert ===
Anfang des 21. Jahrhunderts wurde Wiescherhöfen, wie viele Gemeinden im Ruhrgebiet, vom '''Strukturwandel''' erfasst. [[1998]] wurde die Zeche Heinrich-Robert von der Ruhrkohle AG mit der Zeche Monopol (Kamen) zum neuen [[Bergwerk Ost]] vereinigt. Durch Rationalisierungen kam es hierbei zu bedeutenden Arbeitsplatzverlusten. Zum [[30. September]] [[2010]] stellte die Zeche dann ihren Betrieb zur Gänze ein. Große Teile der Anlagen wurden bereits 2011 nach China veräußert und hierfür demontiert.<ref>[https://www.wa.de/hamm/bergwerk-wird-heute-demontiert-anlagen-gehen-china-betrieb-1344454.html Wa.de vom 01.08.2011]</ref>
Anfang des 21. Jahrhunderts wurde Wiescherhöfen, wie viele Gemeinden im Ruhrgebiet, vom '''Strukturwandel''' erfasst. [[1998]] wurde die Zeche Heinrich-Robert von der Ruhrkohle AG mit der Zeche Monopol (Kamen) zum neuen [[Bergwerk Ost]] vereinigt. Durch Rationalisierungen kam es hierbei zu bedeutenden Arbeitsplatzverlusten. Zum [[30. September]] [[2010]] stellte die Zeche dann ihren Betrieb zur Gänze ein. Große Teile der Anlagen wurden bereits [[2011]] nach China veräußert und hierfür demontiert.<ref>[https://www.wa.de/hamm/bergwerk-wird-heute-demontiert-anlagen-gehen-china-betrieb-1344454.html Wa.de vom 01.08.2011]</ref>


Anfang der 2000er-Jahre verlor außerdem der [[Rangierbahnhof]] erhebliche Teile seiner Aufgaben an den neuen Rangierbahnhof in Hagen-Vorhalle, weshalb Anlagen in Hamm stillgelegt wurden und weitere Industriearbeitsplätze verloren gingen. Teile des Rangierbahnhofs dienen seither als Anlagen des Stillstandsmanagements der Deutschen Bahn AG, also nur noch zur Abstellung nicht benötigter Eisenbahnfahrzeuge.
Anfang der 2000er-Jahre verlor außerdem der [[Rangierbahnhof]] erhebliche Teile seiner Aufgaben an den neuen Rangierbahnhof in Hagen-Vorhalle, weshalb Anlagen in Hamm stillgelegt wurden und weitere Industriearbeitsplätze verloren gingen. Teile des Rangierbahnhofs dienen seither als Anlagen des Stillstandsmanagements der Deutschen Bahn AG, also nur noch zur Abstellung nicht benötigter Eisenbahnfahrzeuge. Eine Revitalisierung als ''[[Multi-Hub Westfalen]]'' ist seit Oktober zumindest 2021 wieder beabsichtigt.


==== Nachnutzung des Bergwerks Ost ====
==== Nachnutzung des Bergwerks Ost ====
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Nachdem kein Eisenbahn-Haltepunkt mehr existiert, bilden die Linien [[Linie 3|3]] und [[Linie 5|5]] der [[Stadtwerke Hamm]] gegenwärtig das Rückgrat des Verkehrs in die Innenstadt.  
Nachdem kein Eisenbahn-Haltepunkt mehr existiert, bilden die Linien [[Linie 3|3]] und [[Linie 5|5]] der [[Stadtwerke Hamm]] gegenwärtig das Rückgrat des Verkehrs in die Innenstadt.  


Der Verkehr im Stadtteil wird dennoch bis heute durch die Eisenbahn stark beeinflusst. Durch zahlreiche Bahnübergänge bilden sich bisweilen Verkehrsstaus, vor allem vor der Schranke an der [[Eisenbahnstrecke Hamm-Dortmund]] beim Stellwerk ''Selmig'' ([[Wiescherhöfener Straße]]). Der Schranke bzw. den Wartezeiten setzten Anwohner 2017 mit der satirischen Skulptur [[Friedwart von Wiescherhöfen|„Friedwart von Wiescherhöfen“]] ein Denkmal.
Der Verkehr im Stadtteil wird dennoch bis heute durch die Eisenbahn stark beeinflusst. Durch zahlreiche Bahnübergänge bilden sich bisweilen Verkehrsstaus, vor allem vor der Schranke an der [[Eisenbahnstrecke Hamm-Dortmund]] beim Stellwerk ''Selmig'' ([[Wiescherhöfener Straße]]). Der Schranke bzw. den Wartezeiten setzten Anwohner [[2017]] mit der satirischen Skulptur [[Friedwart von Wiescherhöfen|„Friedwart von Wiescherhöfen“]] ein Denkmal.


Perspektivisch ist geplant, die [[Bundesstraße 63]] nach Wiescherhöfen zu verlängern und so insbesondere den [[Inlogparc]] besser zu erschließen. Im Zuge dieser Maßnahme sollen die höhengleichen Bahnübergänge [[Wiescherhöfener Straße]], [[Friedhofsweg]] und [[Provinzialstraße]] beseitigt und ein neuer Eisenbahn-Haltepunkt Selmigerheide eingerichtet werden. Als Ersatz für die Straßenüberführungen sollen nach diesen Planungen eine Unterführung an der Provinzialstraße und eine Fußgänger- und Radfahrerbrücke am Friedhofsweg erstellt werden. Als Zeitrahmen des Projekts galt zunächst das Jahr 2025. Diese Frist ist jedoch nach Berichten des WA aus dem Jahr [[2021]] aufgrund der mangelnden Klarheit über die Errichtung der B63n nicht mehr zu halten.<ref>[https://www.wa.de/hamm/stau-gau-bahnuebergaenge-in-hamm-vereinbarung-erst-mitte-2022-geduldsprobe-fuer-anwohner-90314178.html Wa.de vom 04.04.2021]</ref> Die Beseitigung der Bahnübergänge ist aufgrund des geplanten parallelen Verlaufs der B63n zur Bahntrasse unmittelbar an das Straßenprojekt gebunden.
Perspektivisch ist geplant, die [[Bundesstraße 63]] nach Wiescherhöfen zu verlängern ([[B 63n]]) und so insbesondere den [[Inlogparc]] besser zu erschließen. Im Zuge dieser Maßnahme sollen die höhengleichen Bahnübergänge [[Wiescherhöfener Straße]], [[Friedhofsweg]] und [[Provinzialstraße]] beseitigt und ein neuer Eisenbahn-Haltepunkt Selmigerheide eingerichtet werden. Als Ersatz für die Straßenüberführungen sollen nach diesen Planungen eine Unterführung an der Provinzialstraße und eine Fußgänger- und Radfahrerbrücke am Friedhofsweg erstellt werden. Als Zeitrahmen des Projekts galt zunächst das Jahr 2025. Diese Frist ist jedoch nach Berichten des WA aus dem Jahr [[2021]] aufgrund der mangelnden Klarheit über die Errichtung der B 63n nicht mehr zu halten.<ref>[https://www.wa.de/hamm/stau-gau-bahnuebergaenge-in-hamm-vereinbarung-erst-mitte-2022-geduldsprobe-fuer-anwohner-90314178.html Wa.de vom 04.04.2021]</ref> Die Beseitigung der Bahnübergänge ist aufgrund des geplanten parallelen Verlaufs der B 63n zur Bahntrasse unmittelbar an das Straßenprojekt gebunden.


Für eine Ausweitung des Eisenbahnverkehrs auf der Achse Hamm-Dortmund soll zudem im Rahmen der bundesweiten Einführung des sogenannten ''Deutschlandtakts'' mindestens ein drittes Gleis ab dem Abzweig Selmig bis Dortmund verlegt werden. Die Wünsche der Stadt Bergkamen und mancher Hammer Bürger, die Hamm-Osterfelde-Bahn für den Personenverkehr zu reaktivieren, sollen hingegen zugunsten dieser Planung nicht weiter verfolgt werden.<ref>[https://www.wa.de/hamm/plaene-fuer-hamm-osterfelder-bahn-vom-nwl-ausgebremst-90906104.html Wa.de vom 06.08.2021]</ref>  
Für eine Ausweitung des Eisenbahnverkehrs auf der Achse Hamm-Dortmund soll zudem im Rahmen der bundesweiten Einführung des sogenannten ''Deutschlandtakts'' mindestens ein drittes Gleis ab dem Abzweig Selmig bis Dortmund verlegt werden. Die Wünsche der Stadt Bergkamen und mancher Hammer Bürger, die Hamm-Osterfelde-Bahn für den Personenverkehr zu reaktivieren, wird hingegen absehbar zugunsten dieser Planung nicht weiter verfolgt.<ref>[https://www.wa.de/hamm/plaene-fuer-hamm-osterfelder-bahn-vom-nwl-ausgebremst-90906104.html Wa.de vom 06.08.2021]</ref>  


Im Abschnitt ''Selmig'' ist außerdem geplant, zwecks einer Beschleunigung des Fernverkehrs von und nach Hamm die Höchstgeschwindigkeit für Personenzüge wieder von 160 km/h auf 200 km/h zu erhöhen. Die Strecke ist hierzu bereits ausgebaut und wurde in den 80er-Jahren auch mit diesem Tempo befahren. Inzwischen dürfte eisenbahnrechtlich erst nach Aufhebung der höhengleichen Bahnübergänge wieder so schnell gefahren werden.
Im Abschnitt ''Selmig'' ist außerdem geplant, zwecks einer Beschleunigung des Fernverkehrs von und nach Hamm die Höchstgeschwindigkeit für Personenzüge wieder von 160 km/h auf 200 km/h zu erhöhen. Die Strecke ist hierzu bereits ertüchtigt und wurde in den 80er-Jahren auch mit diesem Tempo befahren. Inzwischen dürfte allerdings eisenbahnrechtlich erst nach Aufhebung der höhengleichen Bahnübergänge wieder so schnell gefahren werden.


Die Planfeststellung für alle oben genannten Verkehrs-Infrastrukturmaßnahmen steht (Stand 2021) noch aus.
Die Planfeststellung für alle oben genannten Verkehrs-Infrastrukturmaßnahmen steht (Stand 2021) noch aus.
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== Sehenswürdigkeiten ==
== Sehenswürdigkeiten ==
[[Datei:Hochzeitswald-3.jpg|mini|rechts|Hochzeitswald]]
[[Datei:Hochzeitswald-3.jpg|mini|rechts|Hochzeitswald]]
Bedeutende Landmarken des Stadtteils sind die Bergbauhalden [[Kissinger Höhe]] und [[Halde Humbert]] (die erst ab den 2000er-Jahren aufgeschüttet wurde), sowie die jüngste Halde, die [[Halde Sundern]]. Mit Ausnahme der Halde Sundern sind diese inzwischen für die Freizeitnutzung freigegeben.  
Bedeutende Landmarken des Stadtteils sind die Bergbauhalden [[Kissinger Höhe]] und [[Halde Humbert]] (die erst ab den 2000er-Jahren aufgeschüttet wurde), sowie die jüngste Halde, die [[Halde Sundern]]. Mit Ausnahme der Halde Sundern sind diese inzwischen für die Freizeitnutzung freigegeben. Insbesondere die Kissinger Höhe bietet mit Wanderwegen und einer Aussichtsplattform („Haldenzeichen“) interessante Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung.


Das weithin sichtbare Hammerkopf-Gebäude der ehemaligen [[Zeche Heinrich-Robert]] bleibt langfristig erhalten, da es unter Denkmalschutz gestellt wurde.
Das weithin sichtbare Hammerkopf-Gebäude der ehemaligen [[Zeche Heinrich-Robert]] bleibt langfristig erhalten, da es unter Denkmalschutz gestellt wurde.


In der Nähe des [[Wiescherbach|Wiescherbachs]] bei Lohauserholz befindet sich der [[Hochzeitswald]].  
In der Nähe des [[Wiescherbach|Wiescherbachs]] bei Lohauserholz befindet sich der frühere [[Hochzeitswald]].


In den Ortsteilen Selmigerheide und Weetfeld wurde die Aktion [[Kunst-Häuschen]] umgesetzt, mit der Straßenschilder verschönert wurden.
In den Ortsteilen Selmigerheide und Weetfeld wurde außerdem die Aktion [[Kunst-Häuschen]] umgesetzt, mit der Straßenschilder verschönert wurden.


== Flüsse ==
== Flüsse ==