Westfälische Freilichtspiele e. V. Waldbühne Heessen: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Bild:Luftbild_Waldbuehne.jpg|thumb|right|Waldbühne, Luftbild]]
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Die '''Waldbühne Heessen''' ist ein Amateur-Freilichttheater im Stadtteil [[Heessen]] und bekannt als die besucherstärkste Amateur-Freilichtbühne Deutschlands. Träger ist der Verein ''Westfälische Freilichtspiele e. V.''. 50.000 bis 60.000 Zuschauer finden jährlich den Weg in den Heessener Wald, um sich dort an drei verschieben Inszenierungen zu erfreuen. Im Jahr 2023 wurde die viermillionste Besucherin begrüßt.  
Die '''Waldbühne Heessen''' ist ein Amateur-Freilichttheater im Stadtteil [[Heessen]] und bekannt als die besucherstärkste Amateur-Freilichtbühne Deutschlands. 50.000 bis 60.000 Zuschauer finden jährlich den Weg in den Heessener Wald, um sich dort an drei verschiedenen Inszenierungen zu erfreuen. [[2023]] wurde die viermillionste Besucherin begrüßt.  


Die Waldbühne Heessen ist Mitglied im [[Verband deutscher Freilichtbühnen]], dessen Gründung maßgeblich von [[Anton Funke]] bereitet wurde. Der Förderverein, der die Waldbühne trägt, zählt nach eigener Auskunft mehr als 1.000 Mitglieder.<ref>[https://waldbuehne-heessen.de/foerdern „Fördern“] in: waldbühne-heessen.de, zul. abgerufen am 13. August 2023</ref>
Die Waldbühne Heessen ist Mitglied im [[Verband deutscher Freilichtbühnen]], dessen Gründung maßgeblich von [[Anton Funke]] bereitet wurde. Träger ist der Förderverein ''Westfälische Freilichtspiele e. V.'', der nach eigener Auskunft mehr als 1.000 Mitglieder zählt.<ref>[https://waldbuehne-heessen.de/foerdern „Fördern“] in: waldbühne-heessen.de, zul. abgerufen am 13. August 2023</ref>


== Geschichte ==
== Geschichte ==
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=== Nationalsozialismus ===
=== Nationalsozialismus ===
Die [[NSDAP]] kontrollierte ab [[1933]] die Leitung des Theaters und nahm Einfluss auf die Stückauswahl. So sollten „vaterländische Themen“ und Klassiker bevorzugt werden, christliche Stücke mussten aus dem Spielplan weichen.<ref name="chronik-offiziell"/>
Die [[NSDAP]] kontrollierte nach ihrer Machtergreifung ab [[1933]] die Leitung des Theaters und nahm Einfluss auf die Stückauswahl, bei der „vaterländische Themen“ und Klassiker bevorzugt werden sollten. Christliche Stücke mussten aus dem Spielplan weichen.<ref name="chronik-offiziell"/>


Heinrich George (Vater von Götz George) soll noch 1933 auf der Waldbühne eine Aufführung von „Wilhelm Tell“ besucht haben. Da er zur selben Zeit das gleiche Theaterstück in den Westfalenhallen Dortmund zeigte, soll er die Heessener Spielschar für seine Inszenierung angefordert haben. Wegen einer Überschneidung der Spielpläne sei dies jedoch nicht passiert.<ref name="chronik-offiziell"/>
Heinrich George (Vater von Götz George) soll 1933 auf der Waldbühne eine Aufführung von „Wilhelm Tell“ besucht haben. Da er zur selben Zeit das gleiche Theaterstück in den Westfalenhallen Dortmund zeigte, soll er die Heessener Spielschar für seine Inszenierung angefordert haben. Wegen einer Überschneidung der Spielpläne sei es jedoch nie dazu gekommen.<ref name="chronik-offiziell"/>


In der Zeit des Nationalsozialismus wurden Amateurbühnen verpflichtet, arbeitslose Schauspieler zu engagieren. So kam es, dass Georg Thomalla Teil der damaligen Heessener Spielschar wurde. Er spielte 1937 in der „Hermannsschlacht“.
In der Zeit des Nationalsozialismus wurden Amateurbühnen verpflichtet, arbeitslose Schauspieler zu engagieren. Dadurch wurde Georg Thomalla Teil der damaligen Spielschar und spielte [[1937]] in der „Hermannsschlacht“ mit.


Am [[26. August]] [[1939]] musste der Spielbetrieb kriegsbedingt eingestellt werden. Eigentlich hatte man aufgrund des guten Vorverkaufs der Karten für „Das Käthchen von Heilbronn“ erstmals mit 100.000 Zuschauern gerechnet.<ref name="chronik-offiziell"/> Die Tribüne soll im Laufe des [[Zweiter Weltkrieg|Krieges]] für den Bau von Behelfsheimen abgebrochen worden sein. Das Geschäftszimmer sowie die Requisiten- und Kostümräume wurden ausgebombt.<ref name="chronik-offiziell"/>
Am [[26. August]] [[1939]] musste der Spielbetrieb kriegsbedingt eingestellt werden. Eigentlich hatte man aufgrund des guten Vorverkaufs der Karten für „Das Käthchen von Heilbronn“ erstmals mit 100.000 Zuschauern gerechnet.<ref name="chronik-offiziell"/> Die Tribüne soll im Laufe des [[Zweiter Weltkrieg|Krieges]] für den Bau von Behelfsheimen abgebrochen worden sein. Das Geschäftszimmer sowie die Requisiten- und Kostümräume wurden Opfer der Bombenangriffe.<ref name="chronik-offiziell"/>


=== Nachkriegszeit ===
=== Nachkriegszeit ===
Die Einrichtungen der Waldbühne waren durch den [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] unbespielbar geworden. Im Jahr [[1946]] entschied man sich, wieder Theater zu spielen. Die Spielschar begann zunächst damit, Stücke in Sälen der Umgebung aufzuführen. [[1948]] übernahm Josef Lappe den Vorsitz. Die auf ca. 150 Mitglieder angewachsene Spielschar wollte im Heessener Wald neu anfangen.<ref name="chronik-offiziell"/>
Die Einrichtungen der Waldbühne waren durch den [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] unbespielbar geworden. Im Jahr [[1946]] entschied man sich, wieder Theater zu spielen. Man begann zunächst, Stücke in Sälen der Umgebung aufzuführen. [[1948]] übernahm Josef Lappe den Vorsitz.  


[[1949]] wurde mit dem Stück „Jedermann“ im Heessener Schlosshof erstmals wieder eine Saison Freilufttheater gespielt. Die darauffolgende Saison [[1950]] fiel zugunsten des Wiederaufbaues der Waldbühne aus. [[1951]] spielte man die „Jungfrau von Orleans“ wieder vor einer provisorisch errichteten Tribüne im Heessener Wald. Die Zuschauerzahlen stiegen in der Folge bis zur Mitte der 1950er-Jahre wieder auf 56.000 an, brachen danach jedoch ein und stabilisierten sich erst am Ende der 1960er-Jahre auf niedrigem Niveau zwischen 20.000 und 26.000 Zuschauern pro Jahr.
Die auf ca. 150 Mitglieder angewachsene Spielschar wollte im Heessener Wald neu anfangen.<ref name="chronik-offiziell"/> [[1949]] wurde mit dem Stück „Jedermann“ im Heessener Schlosshof erstmals wieder eine Saison Freilufttheater gespielt. Die darauffolgende Saison [[1950]] fiel zugunsten des Wiederaufbaues der Waldbühne aus. [[1951]] spielte man die „Jungfrau von Orleans“ wieder vor einer provisorisch errichteten Tribüne im Heessener Wald. Die Zuschauerzahlen stiegen in der Folge bis zur Mitte der 50er-Jahre wieder auf 56.000 an, brachen danach jedoch ein und stabilisierten sich erst am Ende der 60er-Jahre auf niedrigem Niveau zwischen 20.000 und 26.000 Zuschauern pro Jahr.


=== Jüngere Vergangenheit ===
=== Jüngere Vergangenheit ===
[[Bild:Tribuene.jpg|thumb|right|Tribünenneubau 1992/93]]
[[Bild:Tribuene.jpg|thumb|right|Tribünenneubau 1992/93]]
[[1974]] wurde die Bühne um Beschallungs- und Beleuchtungsanlagen ergänzt. [[1975]] wurde ein zweites Kinderstück ins Programm aufgenommen. Die Regie übernahm Karl Voß, der 1971 Nachfolger von Anton Funke als Präsident des VDF geworden war. Das zweite Kinderstück wurde [[1978]] vorläufig wieder vom Spielplan gestrichen. Im gleichen Jahr kamen erstmals Funkmikrofone zum Einsatz.
[[1974]] wurde die Bühne um Beschallungs- und Beleuchtungsanlagen ergänzt. [[1975]] wurde ein zweites Kinderstück ins Programm aufgenommen. Die Regie übernahm Karl Voß, der 1971 Nachfolger von Anton Funke als Präsident des VDF geworden war. Das zweite Kinderstück wurde [[1978]] vorläufig wieder vom Spielplan gestrichen. Im gleichen Jahr kamen erstmals Funkmikrofone zum Einsatz.<ref name="chronik-offiziell"/>


Seit den 1970er-Jahren stiegen auch die Besucherzahlen wieder an. Das zweite Kinderstück etablierte sich ab [[1980]] fest im Spielplan. Heinz Frerichmann führte zunächst teilweise in drei Inszenierungen pro Sommer Regie, erhielt aber später Unterstützung durch Anton Samoschkoff und Werner Waegener.<ref name="chronik-offiziell" /> Die Besucherzahlen erreichten Ende der 1980er-Jahre die Marke von 60.000. [[1983]] wurde mit der Studiobühne ein Winterprogramm ins Leben gerufen. Zur finanziellen Förderung der Waldbühne gründete sich im Jahr [[1989]] der [[Verein zur Förderung der Waldbühne Heessen e.V.]].  
Seit den 70er-Jahren stiegen auch die Besucherzahlen wieder an. Das zweite Kinderstück etablierte sich ab [[1980]] fest im Spielplan. Heinz Frerichmann führte zunächst teilweise in drei Inszenierungen pro Sommer Regie, erhielt aber später Unterstützung durch Anton Samoschkoff und Werner Waegener.<ref name="chronik-offiziell" /> Die Besucherzahlen erreichten Ende der 80er-Jahre wieder die Marke von 60.000. [[1983]] wurde mit der Studiobühne ein Winterprogramm ins Leben gerufen.  


Ein erstes großes Förderprojekt des Vereins war der Neubau der Tribünenanlage, der Platz für ca. 1700 Gäste, eine zusätzliche Studiobühne, Büros und Umkleideräume, den Requisiten-Fundus und weiteren Funktionsräume beherbergen und das Provisorium von 1951 ersetzen sollte. Die Grundsteinlegung erfolgte am [[22. November]] [[1992]]. Der Tribünenbau wurde [[1993]], der Innenausbau jedoch erst [[1996]] fertiggestellt. Der Theatersaal im Inneren wurde erst zur 75-Jahr-Feier fertig. Geplant wurde die Tribüne schon seit Anfang der 1980er Jahre von den Architekten [[Werner Bonnemeyer]] und [[Uwe Noweck]]. Durch den Tod von Werner Bonnmeyer 1986 brachte Uwe Noweck das Projekt allein zu Ende.
Zur finanziellen Förderung der Waldbühne gründete sich [[1989]] der [[Verein zur Förderung der Waldbühne Heessen e. V.]] Ein erstes großes Förderprojekt des Vereins war der Neubau der Tribünenanlage, der Platz für ca. 1700 Gäste, eine zusätzliche Studiobühne, Büros und Umkleideräume, den Requisiten-Fundus und weiteren Funktionsräume beherbergen und das Provisorium von 1951 ersetzen sollte. Geplant wurde die Tribüne schon seit Anfang der 1980er Jahre von den Architekten [[Werner Bonnemeyer]] und [[Uwe Noweck]]. Durch den Tod von Werner Bonnmeyer 1986 brachte Uwe Noweck das Projekt allein zu Ende. Die Grundsteinlegung erfolgte am [[22. November]] [[1992]]. Der Tribünenbau wurde [[1993]], der Innenausbau [[1996]] fertiggestellt. Der Theatersaal im Inneren wurde erst zur 75-Jahr-Feier fertig.


Zur Saison [[2023]] stellte sich der Verein im Frühjahr personell neu auf. Auf [[Ingeborg Hesse]], die das Amt der Vorsitzenden seit [[2005]] bekleidet hatte, folgte Andreas Brochtrop-Wegerich. Den stellvertretenden Vorsitz übernahm Jens Wawrzyniak von Ex-Oberbürgermeister [[Thomas Hunsteger-Petermann]]. Beide schieden nach jeweils mehr als 40 Jahren aus dem Vorstand aus.<ref>[https://www.lippewelle.de/artikel/die-waldbuehne-hamm-ist-gut-aufgestellt-1583886.html „Die Waldbühne Hamm ist gut aufgestellt“] in: lippewelle.de vom 1. März 2023</ref>
Zur Saison [[2023]] stellte sich der Verein im Frühjahr personell neu auf. Auf [[Ingeborg Hesse]], die das Amt der Vorsitzenden seit [[2005]] bekleidet hatte, folgte Andreas Brochtrop-Wegerich. Den stellvertretenden Vorsitz übernahm Jens Wawrzyniak von Ex-Oberbürgermeister [[Thomas Hunsteger-Petermann]]. Beide schieden nach jeweils mehr als 40 Jahren aus dem Vorstand aus.<ref>[https://www.lippewelle.de/artikel/die-waldbuehne-hamm-ist-gut-aufgestellt-1583886.html „Die Waldbühne Hamm ist gut aufgestellt“] in: lippewelle.de vom 1. März 2023</ref>