Weststraße 26: Unterschied zwischen den Versionen

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== Baugeschichte ==
== Baugeschichte ==
Bis in das frühe 18. Jahrhundert hinein war das Hammer Stadtbild geprägt durch kleine giebelständige Häuser, die vielfach mit einem Krüppelwalmdach versehen waren. Nach den drei großen [[Stadtbrände]]n im 18. Jahrhundert (der letzte fand [[1741]] statt) durften
Bis in das frühe 18. Jahrhundert hinein war das Hammer Stadtbild geprägt durch kleine giebelständige Häuser, die vielfach mit einem Krüppelwalmdach versehen waren. Nach den drei großen [[Stadtbrände]]n im 18. Jahrhundert (der letzte fand [[1741]] statt) durften nach der neuen preußischen Bauordnung nur noch traufenständige Häuser gebaut werden. Dieses giebelständige Haus stellt somit das letzte seiner Art in der Weststraße dar und deutet in seiner Form und bautechnischen Konstruktion auf die Bauweise des 17. Jahrhunderts hin.
nach der neuen preußischen Bauordnung nur noch traufenständige Häuser gebaut werden. Dieses giebelständige Haus stellt somit das letzte seiner Art in der Weststraße dar und deutet in seiner Form und bautechnischen Konstruktion auf die Bauweise des 17. Jahrhunderts hin.


Vermutlich war es bereits seit seiner Errichtung mit zwei kleinen Ladenlokalen ausgestattet, deren frühere Nutzung allerdings nicht bekannt ist. Im Jahr 1886 wurde das Erdgeschoss des Hauses durch seinen neuen Eigentümer [[Heinrich Toppe]] umfassend umgebaut und es entstand ein großer Laden für dessen Eisenwarenhandlung. Um Platz für den neuen großen Laden zu gewinnen, wurde das Treppenhaus völlig verändert. In den folgenden Jahren fanden immer wieder Umbaumaßnahmen im Innenbereich statt, die in den Jahren 1912 und 1949 zu dem heutigen Erscheinungsbild führten.
Vermutlich war es bereits seit seiner Errichtung mit zwei kleinen Ladenlokalen ausgestattet, deren frühere Nutzung allerdings nicht bekannt ist. Im Jahr 1886 wurde das Erdgeschoss des Hauses durch seinen neuen Eigentümer [[Heinrich Toppe]] umfassend umgebaut und es entstand ein großer Laden für dessen Eisenwarenhandlung. Um Platz für den neuen großen Laden zu gewinnen, wurde das Treppenhaus völlig verändert. In den folgenden Jahren fanden immer wieder Umbaumaßnahmen im Innenbereich statt, die in den Jahren 1912 und 1949 zu dem heutigen Erscheinungsbild führten.
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== Geschichte der Hausstätte ==
== Geschichte der Hausstätte ==
Aus der ''Hausstätte Weststraße 26'' (alt: [[Häuserbuch|Nro 104]]) ging ein jährlicher Kanon von 45 Stübern an das [[Soziale Stiftungen|Antonius-Gasthaus]] und von 32 Stübern an das [[Soziale Stiftungen|Westenhospital]] (belegt 1790, 1802). <br>
Aus der ''Hausstätte Weststraße 26'' (alt: [[Häuserbuch|Nro 104]]) ging ein jährlicher Kanon von 45 Stübern an das [[Soziale Stiftungen|Antonius-Gasthaus]] und von 32 Stübern an das [[Soziale Stiftungen|Westenhospital]] (belegt 1790, 1802).  
 
Das Haus war 1775 im Besitz der ''Witwe Predigerin Cochius'' (belegt noch 1802). [[Johann Maximilian Cochius]] († 1766) war Pfarrer in [[Kirche Drechen|Drechen]]. 1803 bewohnte Leutnant von Plettenberg mietweise das Haus; 1820 und 1822 begegnet uns als Mieter die Schreinerfamilie Volmer (''Schreiner'' Heinrich Christoph Volmer aus Unna († 1820) und 1822 Sohn ''Schreinergeselle'' Heinrich Florens Wilhelm Volmer). Das Haus war zu diesem Zeitpunkt bereits an die Tochter des Pfarrers Johann Maximilian Cochius namens Wilhelmine Amalie Cochius, die 1800 Wilhelm Halfmann - Pfarrer in Hagen - geheiratet hatte, vererbt worden. Diese ist noch [[1831]] als Besitzerin des Hauses nachgewiesen. 1846 schalteten die ''Erben Frau Pastorin Halfmann'' eine Verkaufsanzeige im Westfälischen Anzeiger. Kaufmann Heinrich Toppe ist später als Besitzer des Hauses nachgewiesen (1866, 1886). Dieser betrieb dort eine Eisen-, Stahl- und Messinghandlung, die noch 1902 bestand.<br>
Das Haus war 1775 im Besitz der ''Witwe Predigerin Cochius'' (belegt noch 1802). [[Johann Maximilian Cochius]] († 1766) war Pfarrer in [[Kirche Drechen|Drechen]]. 1803 bewohnte Leutnant von Plettenberg mietweise das Haus; 1820 und 1822 begegnet uns als Mieter die Schreinerfamilie Volmer (''Schreiner'' Heinrich Christoph Volmer aus Unna († 1820) und 1822 Sohn ''Schreinergeselle'' Heinrich Florens Wilhelm Volmer). Das Haus war zu diesem Zeitpunkt bereits an die Tochter des Pfarrers Johann Maximilian Cochius namens Wilhelmine Amalie Cochius, die 1800 Wilhelm Halfmann - Pfarrer in Hagen - geheiratet hatte, vererbt worden. Diese ist noch [[1831]] als Besitzerin des Hauses nachgewiesen. 1846 schalteten die ''Erben Frau Pastorin Halfmann'' eine Verkaufsanzeige im Westfälischen Anzeiger. Kaufmann Heinrich Toppe ist später als Besitzer des Hauses nachgewiesen (1866, 1886). Dieser betrieb dort eine Eisen-, Stahl- und Messinghandlung, die noch 1902 bestand.<br>
Im Jahr 1908 ließ [[Otto F. Dabelow]] das Haus zu der bekannten [[Buchhandlung Dabelow]] umbauen, die bis in die 1990er Jahre Bestand hatte. 1926 entstand nach Plänen des Architekten Dr. Hanns Jacquemar Dabelows  ''Blauer Saal'' im Stil der Neuen Sachlichkeit, in dem unter anderem Dichterlesungen stattfanden. Otto F. Dabelow ist auch bekannt als Herausgeber des ''[[Heimat-Kalenders für Kreis und Stadt Hamm]]'', der leider nur für die Jahre 1925, 1926 und 1927 erschien ist.  
Im Jahr 1908 ließ [[Otto F. Dabelow]] das Haus zu der bekannten [[Buchhandlung Dabelow]] umbauen, die bis in die 1990er Jahre Bestand hatte. 1926 entstand nach Plänen des Architekten Dr. Hanns Jacquemar Dabelows  ''Blauer Saal'' im Stil der Neuen Sachlichkeit, in dem unter anderem Dichterlesungen stattfanden. Otto F. Dabelow ist auch bekannt als Herausgeber des ''[[Heimat-Kalenders für Kreis und Stadt Hamm]]'', der leider nur für die Jahre 1925, 1926 und 1927 erschien ist.  
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== Baudenkmaleintrag ==
== Baudenkmaleintrag ==
Die Geschichte dieses Hauses dokumentiert mit den häufigen Umbauten die Entwicklung im Einzelhandel, welche durch ständiges Anpassen an das veränderte Konsumverhalten geprägt ist. Mit der Unterschutzstellung des Hauses soll die Entwicklung nicht beendet werden. Bauliche Veränderungen sind im Sinne des Denkmalschutzes auch weiterhin möglich. <br>
Die Geschichte dieses Hauses dokumentiert mit den häufigen Umbauten die Entwicklung im Einzelhandel, welche durch ständiges Anpassen an das veränderte Konsumverhalten geprägt ist. Mit der Unterschutzstellung des Hauses soll die Entwicklung nicht beendet werden. Bauliche Veränderungen sind im Sinne des Denkmalschutzes auch weiterhin möglich.  
 
Der Denkmalwert des Hauses Weststraße 26 beschränkt sich auf die Fassaden, die Decken – soweit sie historisch sind – und das Dach sowie auf die Traufwände, weil nur diese Teile des Gebäudes bedeutend sind, während das Innere weitgehend erneuert ist. Veränderungen an den Decken können nur unter Beibehaltung der jetzigen Geschoßzahl vorgenommen werden.  
Der Denkmalwert des Hauses Weststraße 26 beschränkt sich auf die Fassaden, die Decken – soweit sie historisch sind – und das Dach sowie auf die Traufwände, weil nur diese Teile des Gebäudes bedeutend sind, während das Innere weitgehend erneuert ist. Veränderungen an den Decken können nur unter Beibehaltung der jetzigen Geschoßzahl vorgenommen werden.  


Das Haus ist ein bedeutendes Zeugnis für die Entwicklung des Stadtbildes und für den Wandel im Einzelhandel in den vergangenen 200 Jahren. An der Erhaltung und Nutzung besteht ein öffentliches Interesse aus städtebaulichen und volkskundlichen Gründen. <ref>Denkmalwertbegründung - zitiert nach [[Denkmalliste der Stadt  Hamm]], Bestandsverzeichnis lfd. Nummer 221</ref>
Das Haus ist ein bedeutendes Zeugnis für die Entwicklung des Stadtbildes und für den Wandel im Einzelhandel in den vergangenen 200 Jahren. An der Erhaltung und Nutzung besteht ein öffentliches Interesse aus städtebaulichen und volkskundlichen Gründen.<ref>Denkmalwertbegründung zitiert nach [[Denkmalliste der Stadt  Hamm]], Bestandsverzeichnis lfd. Nummer 221</ref>


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
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== Geografische Koordinaten ==
== Geografische Koordinaten ==
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[[Kategorie:Geschäftshäuser]]
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[[Kategorie:Mitte]]
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[[Kategorie:Weststraße]]
[[Kategorie:Alte Hausstätten]]
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