Stadtwerke Hamm GmbH: Unterschied zwischen den Versionen

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Bis gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde Gas fast ausschließlich zu Beleuchtungszwecken verwendet. Mit dem einsetzenden zwanzigsten Jahrhundert hielt es aber zunehmend auch in Gewerbe und Industrie sowie in die privaten Haushalte Einzug. Die Abgabemengen stiegen stetig an. Waren es 1883 noch 800.000 m³ Leuchtgas (entspricht ca. vier Millionen Kilowattstunden), konnten im Jahre 1903 bereits 8,5 Millionen kWh und 1922 dann 23,5 Millionen kwH abgesetzt werden. Um die Kapazitätsausweitung bewältigen zu können, wurden die Betriebsanlagen zwischen 1904 und 1909 zum [[Langewanneweg]] verlegt, wo ein größeres Gelände zur Verfügung stand. Schon 1904 konnte hier ein Gasbehälter errichtet werden, der zwar einen Kostenaufwand von 124.000 Mark bedeutete, dafür aber 18.000 m³ fasste. Das neue Gaswerk war auf eine Jahresleistung von vier Millionen m³ bei einer Tages-Höchstleistung von 20.000 m³ angelegt worden. Bei der damaligen Planung und legte man einen Gasverbrauch von 50 m³ pro Kopf und Jahr zugrunde. Das Gaswerk blieb bis 1918 in Betrieb, danach wurde die Eigenerzeugung aufgegeben.
Bis gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde Gas fast ausschließlich zu Beleuchtungszwecken verwendet. Mit dem einsetzenden zwanzigsten Jahrhundert hielt es aber zunehmend auch in Gewerbe und Industrie sowie in die privaten Haushalte Einzug. Die Abgabemengen stiegen stetig an. Waren es 1883 noch 800.000 m³ Leuchtgas (entspricht ca. vier Millionen Kilowattstunden), konnten im Jahre 1903 bereits 8,5 Millionen kWh und 1922 dann 23,5 Millionen kwH abgesetzt werden. Um die Kapazitätsausweitung bewältigen zu können, wurden die Betriebsanlagen zwischen 1904 und 1909 zum [[Langewanneweg]] verlegt, wo ein größeres Gelände zur Verfügung stand. Schon 1904 konnte hier ein Gasbehälter errichtet werden, der zwar einen Kostenaufwand von 124.000 Mark bedeutete, dafür aber 18.000 m³ fasste. Das neue Gaswerk war auf eine Jahresleistung von vier Millionen m³ bei einer Tages-Höchstleistung von 20.000 m³ angelegt worden. Bei der damaligen Planung und legte man einen Gasverbrauch von 50 m³ pro Kopf und Jahr zugrunde. Das Gaswerk blieb bis 1918 in Betrieb, danach wurde die Eigenerzeugung aufgegeben.


Der Siegeszug des Bergbaus machte die Ressource Erdgas in großen Mengen verfügbar. Das insbesondere von der [[Zeche Radbod]] aus den Bohrlöchern geförderte Gas konnte ab 1920 das Stadtgas vollständig ersetzen. Zwischen 1916 und 1918 war ein Gussrohrleitung von 150 mm Durchmesser verlegt worden, mit deren Hilfe die Kokerei Radbod das Gaswerk am [[Langewanneweg]] versorgen konnte. Das von der Kokerei bezogene Gas wurde in dem 18.000 m³ fassenden Gasbehälter zwischengespeichert und über eine Druckregelanlage an die Verbraucher weitergegeben. Als der Gasabsatz weiter anstieg, musste in den Jahren 1953/54 ein größerer Gasbehälter, diesmal mit 50.000 m³ Inhalt, errichtet werden.
Der Siegeszug des Bergbaus machte die Ressource Erdgas in großen Mengen verfügbar. Das insbesondere von der [[Zeche Radbod]] aus den Bohrlöchern geförderte Gas konnte ab 1920 das Stadtgas vollständig ersetzen. Zwischen 1916 und 1918 war ein Gussrohrleitung von 150 mm Durchmesser verlegt worden, mit deren Hilfe die Kokerei Radbod das Gaswerk am [[Langewanneweg]] versorgen konnte. Das von der Kokerei bezogene Gas wurde in dem 18.000 m³ fassenden Gasbehälter zwischengespeichert und über eine Druckregelanlage an die Verbraucher weitergegeben. Als der Gasabsatz weiter anstieg, musste in den Jahren 1953/54 ein größerer Gasbehälter (Gasometer), diesmal mit 50.000 m³ Fassungsvermögen, errichtet werden. Das Gebäude erreichte 36 Meter Höhe und 50 Meter Durchmesser.<ref>[https://www.wa.de/hamm/vorraete-als-problem-ukraine-krieg-erdgas-versorgung-in-hamm-wird-umgestellt-91378796.html Wa.de vom 1. März 2022]</ref>


In 1959 rüstete die Installationsabteilung erstmals ein Entstörungsfahrzeug mit Funkverbindung aus, um den Soforteinsatz gewährleisten zu können. 1960 gab es in Hamm bereits über 20.000 Gaszähler. In diesem Jahr wurde auch erstmals eine elektrische Fernbedienung in Betrieb genommen, die die Druckwellengebung zum Zünden und Abschalten der Gaslaternen von der Zentrale des Gaswerkes aus steuerte. Um Störungen an Gasgeräten rasch beheben zu können, wurde ab Januar 1962 ein werkseigener Kundendienst eingerichtet. Bereits im ersten Jahr wurde er 621 mal in Anspruch genommen.
In 1959 rüstete die Installationsabteilung erstmals ein Entstörungsfahrzeug mit Funkverbindung aus, um den Soforteinsatz gewährleisten zu können. 1960 gab es in Hamm bereits über 20.000 Gaszähler. In diesem Jahr wurde auch erstmals eine elektrische Fernbedienung in Betrieb genommen, die die Druckwellengebung zum Zünden und Abschalten der Gaslaternen von der Zentrale des Gaswerkes aus steuerte. Um Störungen an Gasgeräten rasch beheben zu können, wurde ab Januar 1962 ein werkseigener Kundendienst eingerichtet. Bereits im ersten Jahr wurde er 621 mal in Anspruch genommen.
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Die Stadtwerke Hamm bieten eine Reihe von Serviceleistungen rund um das Erdgas an. Diese umfassen Energiesparberatung, das Förderprogramm Erdgas-Check, den Wärmeservice, den Abrechnungsservice und die Ausstellung von Energieausweisen. Die Stadtwerke Hamm versorgen heute weite Teile Hamms mit Erdgas. An die etwa 650 km langen Erdgasleitungen sind rund 24.500 Hausanschlüsse angebunden, wobei jährlich etwa dreihundert neue Erdgas-Hausanschlüsse zu verzeichnen sind. Pro Jahr transportieren die Stadtwerke gut 1,8 Milliarden Kilowattstunden Erdgas zu den Kunden in Haushalt, Gewerbe und Industrie.
Die Stadtwerke Hamm bieten eine Reihe von Serviceleistungen rund um das Erdgas an. Diese umfassen Energiesparberatung, das Förderprogramm Erdgas-Check, den Wärmeservice, den Abrechnungsservice und die Ausstellung von Energieausweisen. Die Stadtwerke Hamm versorgen heute weite Teile Hamms mit Erdgas. An die etwa 650 km langen Erdgasleitungen sind rund 24.500 Hausanschlüsse angebunden, wobei jährlich etwa dreihundert neue Erdgas-Hausanschlüsse zu verzeichnen sind. Pro Jahr transportieren die Stadtwerke gut 1,8 Milliarden Kilowattstunden Erdgas zu den Kunden in Haushalt, Gewerbe und Industrie.
Nachdem der Betrieb des Gasometers, das zuletzt nur zum Ausgleich von Spitzen genutzt wurde, nicht mehr sinnvoll war, da dessen Vorrat aufgrund des gestiegenen Absatzes nur für wenige Stunden ausgereicht hätte, wurde dieses 2010 abgerissen. <ref>[https://www.wa.de/hamm/vorraete-als-problem-ukraine-krieg-erdgas-versorgung-in-hamm-wird-umgestellt-91378796.html Wa.de vom 1. März 2022]</ref> Damit wird Erdgas in Hamm nun nicht mehr zwischengespeichert, sondern direkt den Verbrauchern zugeleitet.
Ab 2020 errichtete das Unternehmen ''Open Grid Europe'' (OGE) nach Berichten des Westfälischen Anzeigers neue Ferngasleitungen in Hamm, da die Gasversorgung absehbar von L-Gas (für ''low calory'', d. h. Niedrigenergiegas) aus Deutschland und den Niederlanden auf Hochenergiegas (H-Gas) aus Norwegen und Russland umgestellt wird. H-Gas, das mit ca. 22 Bar Druck eintrifft, soll dann von den Stadtwerken in den Übergabestationen auf 4 Bar reduziert werden und beim Endkunden mit 0,23 Bar Druck ankommen. Mit Stand 2021 existieren im Netz der Stadtwerke fünf Übergabestationen, 115 Regelstationen und 28205 Hausanschlüsse, die durch insgesamt 591 km Niederdruck- und 107 km Hochdruckleitungen verbunden werden.<ref>[https://www.wa.de/hamm/vorraete-als-problem-ukraine-krieg-erdgas-versorgung-in-hamm-wird-umgestellt-91378796.html Wa.de vom 1. März 2022]</ref>


=== Verkehr ===
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