Wiescherhöfen: Unterschied zwischen den Versionen
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Als dritte Eisenbahnstrecke wurde die [[Osterfelder Bahn]] (vom [[Hauptbahnhof]] über [[Bahnhof Pelkum|Pelkum Bahnhof]] nach Oberhausen-Osterfelde) im Jahre [[1905]] in Betrieb genommen. Sie diente vor allem dem Abtransport der Erzeugnisse der Zeche de Wendel. | Als dritte Eisenbahnstrecke wurde die [[Osterfelder Bahn]] (vom [[Hauptbahnhof]] über [[Bahnhof Pelkum|Pelkum Bahnhof]] nach Oberhausen-Osterfelde) im Jahre [[1905]] in Betrieb genommen. Sie diente vor allem dem Abtransport der Erzeugnisse der Zeche de Wendel. | ||
Im selben Jahr wurde der Turnverein [[ | Im selben Jahr wurde der Turnverein [[TV Deutsche Treue 1905 Wiescherhöfen e.V.|Deutsche Treue 1905 Wiescherhöfen]] ins Leben gerufen. Die [[Freiwillige Feuerwehr Wiescherhöfen]] wurde am [[9. Januar]] [[1909]] gegründet und erhielt ein Feuerwehrhaus mit Steigerturm neben der Dorfschule. Die heutige [[Schützengesellschaft Wiescherhöfen-Weetfeld]] nahm am [[28. Februar]] [[1909]] nach der Gründungsversammlung im [[Haus Refus]] ihre Tätigkeit auf. Am [[10. Juni]] [[1910]] gründete sich der [[SC Wiescherhöfen|Sport-Club Wiescherhöfen]]. | ||
Die Einwohnerzahl stieg, bedingt durch die Eisenbahn und Zeche, weiter: Im Jahre [[1900]] betrug sie 1298 Einwohner, [[1914]] waren es bereits 4515. | Die Einwohnerzahl stieg, bedingt durch die Eisenbahn und Zeche, weiter: Im Jahre [[1900]] betrug sie 1298 Einwohner, [[1914]] waren es bereits 4515. | ||
Im Ersten Weltkrieg kam es zu keinen größeren Schäden in der Gemeinde. Der Zweite Weltkrieg sorgte, bedingt durch die Bahnstrecken und Verschiebebahnhof, hingegen für erhebliche Schäden und Todesopfer. Der größte Angriff fand am [[22. April]] [[1944]] statt und forderte allein 49 Todesopfer. In die Zeit der Diktatur der Nationalsozialisten fiel auch der Einsatz von Kriegsgefangenen als Zwangsarbeiter auf der Zeche Heinrich-Robert. | Am [[9. Dezember]] [[1917]] entgleiste auf der Osterfelder Bahn ein Güterzug. Zwei Gleise der Strecke wurden so schwer beschädigt, dass sie gesperrt werden müssen. Der Personenverkehr konnte auf der Strecke nach Pelkum aufrecht erhalten, der Güterverkehr musste umgeleitet werden.<ref>vgl. [[:Datei:Bielefelder General-Anzeiger. 18. Jahrgang. Nr. 291 vom 12-12-1917.jpg|Bielefelder General-Anzeiger. 18. Jahrgang. Nr. 291 vom 12.12.1917]]</ref> | ||
Im [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] kam es zu keinen größeren Schäden in der Gemeinde. Der Zweite Weltkrieg sorgte, bedingt durch die Bahnstrecken und Verschiebebahnhof, hingegen für erhebliche Schäden und Todesopfer. Der größte Angriff fand am [[22. April]] [[1944]] statt und forderte allein 49 Todesopfer. In die Zeit der Diktatur der Nationalsozialisten fiel auch der Einsatz von Kriegsgefangenen als Zwangsarbeiter auf der Zeche Heinrich-Robert. | |||
Durch den Steinkohlenbergbau kam es im Stadtteil wiederholt zu Bergsenkungen. Die Straße [[Wasserfall]] zeugt beispielsweise noch heute von einem solchen Vorfall. | Durch den Steinkohlenbergbau kam es im Stadtteil wiederholt zu Bergsenkungen. Die Straße [[Wasserfall]] zeugt beispielsweise noch heute von einem solchen Vorfall. | ||
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==== Hochwasser 1978 ==== | ==== Hochwasser 1978 ==== | ||
Heftige Regenfälle am [[20. Mai]] 1978 waren der Beginn einer Überflutung des [[Wiescherbach|Wiescherbachs]]. Am [[24. Mai]] wurde Katastrophenalarm ausgerufen. Mit Hilfe von Einsatzkräften der Bundeswehr konnten schließlich 31 Hektar überflutete Flächen wieder freigepumpt werden.<ref> vgl. Dotter, Hans-Karl; Beeck, Anneliese: Bilder-Chronik. Aus 25 Jahren Hammer Stadtgeschichte 1965–1990, S. 81</ref> | Heftige Regenfälle am [[20. Mai]] 1978 waren der Beginn einer Überflutung des [[Wiescherbach|Wiescherbachs]]. Am [[24. Mai]] wurde Katastrophenalarm ausgerufen. Mit Hilfe von Einsatzkräften der Bundeswehr konnten schließlich 31 Hektar überflutete Flächen wieder freigepumpt werden.<ref> vgl. Dotter, Hans-Karl; Beeck, Anneliese: Bilder-Chronik. Aus 25 Jahren Hammer Stadtgeschichte 1965–1990, S. 81</ref> | ||
''→ siehe auch: [[Wetter in Hamm]]'' | |||
==== Schließung der Kokerei ==== | ==== Schließung der Kokerei ==== | ||
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Die folgenden Arbeitgeber zählen zu den bekannteren Unternehmen aus dem Stadtteil: | Die folgenden Arbeitgeber zählen zu den bekannteren Unternehmen aus dem Stadtteil: | ||
* [[RIBA Verpackungen GmbH|RIBA-Verpackungen]] | * [[pre zero]] (einstmals [[RIBA Verpackungen GmbH|RIBA-Verpackungen]]) | ||
* [[Stahlhammer Bommern]] (Hebezeuge und Schmiedestücke) | * [[Stahlhammer Bommern]] (Hebezeuge und Schmiedestücke) | ||
* [[W. Blankenhagen Hoch- und Tiefbau]] | * [[W. Blankenhagen Hoch- und Tiefbau]] | ||
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== Verkehr == | == Verkehr == | ||
[[Datei:Friedwart-von-Wiescherhoefen 1.jpg|mini|rechts|Skulptur „Friedwart von Wiescherhöfen“]] | [[Datei:Friedwart-von-Wiescherhoefen 1.jpg|mini|rechts|Skulptur „Friedwart von Wiescherhöfen“]] | ||
Über die Anschlussstelle Bönen ist der Stadtteil an die [[A2]] angebunden. Unweit der Stadtgrenze in Bergkamen-Rünthe oder am Kamener Kreuz wird die [[A1]] erreicht. | |||
Nachdem durch die Schließung des [[Bahnhof Wiescherhöfen|Bahnhofs Wiescherhöfen]] seit 1978 kein Eisenbahn-Haltepunkt mehr existiert, bilden die Linien [[Linie 3|3]] und [[Linie 5|5]] der [[Stadtwerke Hamm]] gegenwärtig das Rückgrat des Verkehrs in die Innenstadt. | Nachdem durch die Schließung des [[Bahnhof Wiescherhöfen|Bahnhofs Wiescherhöfen]] seit 1978 kein Eisenbahn-Haltepunkt mehr existiert, bilden die Linien [[Linie 3|3]] und [[Linie 5|5]] der [[Stadtwerke Hamm]] gegenwärtig das Rückgrat des Verkehrs in die Innenstadt. | ||
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Datei:Wiescherhöfen Bahnhof (2022) 1.jpeg|Ehem. Bahnhof Wiescherhöfen (2022) | |||
Datei:Wiescherhöfen Bahnhof (2022) 2.jpeg|Ehem. Bahnsteige | |||
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Der Verkehr im Stadtteil wird dennoch bis heute durch die Eisenbahn stark beeinflusst. Durch zahlreiche Bahnübergänge bilden sich bisweilen Verkehrsstaus, vor allem vor der Schranke an der Eisenbahnstrecke Hamm–Dortmund beim Stellwerk ''Selmig'' ([[Wiescherhöfener Straße]]). Sie wird im Volksmund auch „Glück-auf-Schranke genannt“. Der Schranke bzw. den Wartezeiten setzten Anwohner [[2017]] mit der satirischen Skulptur [[Friedwart von Wiescherhöfen|„Friedwart von Wiescherhöfen“]] ein Denkmal. | Der Verkehr im Stadtteil wird dennoch bis heute durch die Eisenbahn stark beeinflusst. Durch zahlreiche Bahnübergänge bilden sich bisweilen Verkehrsstaus, vor allem vor der Schranke an der Eisenbahnstrecke Hamm–Dortmund beim Stellwerk ''Selmig'' ([[Wiescherhöfener Straße]]). Sie wird im Volksmund auch „Glück-auf-Schranke genannt“. Der Schranke bzw. den Wartezeiten setzten Anwohner [[2017]] mit der satirischen Skulptur [[Friedwart von Wiescherhöfen|„Friedwart von Wiescherhöfen“]] ein Denkmal. | ||
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=== Zukunftspläne === | === Zukunftspläne === | ||
Bis 2039 soll die B 63 nach Wiescherhöfen verlängert werden ( | Bis 2039 soll die B 63 nach Wiescherhöfen verlängert werden ([[B 63n]]), um so insbesondere den [[Inlogparc]] und den Rangierbahnhof besser zu erschließen. Geplant ist ein paralleler Verlauf zur Eisenbahnstrecke nach Dortmund auf Gleisen des Rangierbahnhofs und ab der Rathenaustraße ebenerdig westlich der Gleise. Querverbindungen zum Creativrevier Heinrich-Robert (K 35n) und zum Gewerbegebiet Inlogparc in Weetfeld (K 13n) sollen sicherstellen, dass der Verkehr nicht unmittelbar durch die Ortschaft fließt. | ||
Im Zuge dieser Maßnahme sollten ursprünglich auch die höhengleichen Bahnübergänge [[Wiescherhöfener Straße]], [[Friedhofsweg]] und [[Provinzialstraße]] beseitigt werden. Als Ersatz für die Straßenüberführungen sollen eine Unterführung an der Provinzialstraße und eine Fußgänger- und Radfahrerbrücke am Friedhofsweg erstellt werden. Als Zeitrahmen des Projekts galt zunächst das Jahr 2025. Diese Frist war jedoch nach Berichten des WA aus dem Jahr [[2021]] aufgrund der mangelnden Klarheit über die Errichtung der B 63n bereits nicht mehr zu halten,<ref>[https://www.wa.de/hamm/stau-gau-bahnuebergaenge-in-hamm-vereinbarung-erst-mitte-2022-geduldsprobe-fuer-anwohner-90314178.html Wa.de vom 04.04.2021]</ref> denn zunächst galt die Beseitigung der Bahnübergänge aufgrund des geplanten parallelen Verlaufs der B 63n zur Bahntrasse als an das Straßenprojekt gebunden. | Im Zuge dieser Maßnahme sollten ursprünglich auch die höhengleichen Bahnübergänge [[Wiescherhöfener Straße]], [[Friedhofsweg]] und [[Provinzialstraße]] beseitigt werden. Als Ersatz für die Straßenüberführungen sollen eine Unterführung an der Provinzialstraße und eine Fußgänger- und Radfahrerbrücke am Friedhofsweg erstellt werden. Als Zeitrahmen des Projekts galt zunächst das Jahr 2025. Diese Frist war jedoch nach Berichten des WA aus dem Jahr [[2021]] aufgrund der mangelnden Klarheit über die Errichtung der B 63n bereits nicht mehr zu halten,<ref>[https://www.wa.de/hamm/stau-gau-bahnuebergaenge-in-hamm-vereinbarung-erst-mitte-2022-geduldsprobe-fuer-anwohner-90314178.html Wa.de vom 04.04.2021]</ref> denn zunächst galt die Beseitigung der Bahnübergänge aufgrund des geplanten parallelen Verlaufs der B 63n zur Bahntrasse als an das Straßenprojekt gebunden. | ||
Inzwischen plant die Stadt aber nach Berichten des WA, die Beseitigung der Bahnübergänge vorzuziehen, da sich der Bau der B 63n verzögert.<ref>[https://www.wa.de/hamm/bahnuebergangs-beseitigung-wird-nicht-an-bau-der-63n-geknuepft-91198438.html Wa.de vom 25.12.2021]</ref> Dennoch | Inzwischen plant die Stadt aber nach Berichten des WA, die Beseitigung der Bahnübergänge vorzuziehen, da sich der Bau der B 63n verzögert.<ref>[https://www.wa.de/hamm/bahnuebergangs-beseitigung-wird-nicht-an-bau-der-63n-geknuepft-91198438.html Wa.de vom 25.12.2021]</ref> Dennoch gilt die Realisierung dieses Vorhabens in den 2020er-Jahren inzwischen als ausgeschlossen, da die entsprechende Planungsvereinbarung zwischen DB Netze und der Stadt Hamm erst 2023 unterzeichnet wurde.<ref name="WAde-2022-07-12">[https://www.wa.de/hamm/hoehengleiche-bahnuebergaenge-in-hamm-bleiben-noch-laenger-91660965.html Wa.de vom 12. Juli 2022]</ref> Seit März lag der Stadt Hamm eine entsprechende Planungsvereinbarung mit der Deutschen Bahn vor. Nach Berichten des [[WA]] vom August 2023 ist mit einer Beseitigung der Bahnübergänge nunmehr erst im Jahr 2032/33 zu rechnen. Eine vorzeitige Umsetzung der Maßnahme ist aufgrund einer geplanten Streckensanierung 2027–28 unwahrscheinlich geworden.<ref>Stefan Gehre: [https://www.wa.de/hamm/hamm-selmigerheide-weetfeld-bahn-stau-laerm-bauarbeiten-dauern-92481956.html „Verkehrschaos: Bahnübergänge in der Selmigerheide bleiben noch Jahre“] in: wa.de vom 25. August 2023</ref> | ||
Für eine Ausweitung des Eisenbahnverkehrs auf der Achse Hamm–Dortmund soll zudem im Rahmen der bundesweiten Einführung des sogenannten ''Deutschlandtakts'' mindestens ein drittes Gleis ab dem Abzweig Selmig bis Dortmund verlegt werden. Die Wünsche der Stadt Bergkamen und mancher Hammer Bürger, die [[Hamm-Osterfelder Bahn|Hamm-Osterfelde-Bahn]] für den Personenverkehr zu reaktivieren, wird hingegen absehbar zugunsten dieser Planung nicht weiter verfolgt.<ref>[https://www.wa.de/hamm/plaene-fuer-hamm-osterfelder-bahn-vom-nwl-ausgebremst-90906104.html Wa.de vom 06.08.2021]</ref> Die Finanzierung für das dritte Gleis war im Jahr 2022 jedoch noch nicht gesichert.<ref name="WAde-2022-07-12"/> | Für eine Ausweitung des Eisenbahnverkehrs auf der Achse Hamm–Dortmund soll zudem im Rahmen der bundesweiten Einführung des sogenannten ''Deutschlandtakts'' mindestens ein drittes Gleis ab dem Abzweig Selmig bis Dortmund verlegt werden. Die Wünsche der Stadt Bergkamen und mancher Hammer Bürger, die [[Hamm-Osterfelder Bahn|Hamm-Osterfelde-Bahn]] für den Personenverkehr zu reaktivieren, wird hingegen absehbar zugunsten dieser Planung nicht weiter verfolgt.<ref>[https://www.wa.de/hamm/plaene-fuer-hamm-osterfelder-bahn-vom-nwl-ausgebremst-90906104.html Wa.de vom 06.08.2021]</ref> Die Finanzierung für das dritte Gleis war im Jahr 2022 jedoch noch nicht gesichert.<ref name="WAde-2022-07-12"/> | ||
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Im Ortsteil Selmigerheide und in Lohauserholz wurde außerdem die Aktion [[Kunst-Häuschen]] umgesetzt, mit der Straßenschilder verschönert wurden. | Im Ortsteil Selmigerheide und in Lohauserholz wurde außerdem die Aktion [[Kunst-Häuschen]] umgesetzt, mit der Straßenschilder verschönert wurden. | ||
== | == Geographie == | ||
Der [[Wiescherbach]] fließt von [[Rhynern]] kommend Richtung [[Herringen]] durch den Stadtteil. | Der [[Wiescherbach]] fließt von [[Rhynern]] kommend Richtung [[Herringen]] durch den Stadtteil. | ||
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<references/> | <references/> | ||
{{Wikipedia|Wiescherhöfen|213134907}} | {{Wikipedia|Wiescherhöfen|213134907}} | ||
[[Kategorie:Stadtteile]] | [[Kategorie:Stadtteile]] | ||
[[Kategorie:Wiescherhöfen|!]] | [[Kategorie:Wiescherhöfen|!]] | ||
[[Kategorie:Pelkum]] | [[Kategorie:Pelkum (Bezirk)]] | ||