Zeche Heinrich-Robert: Unterschied zwischen den Versionen

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Bergwerk Ost (1998–2010) – östlichste Steinkohlenbergwerke der DSK AG
Bergwerk Ost (1998–2010) – östlichste Steinkohlenbergwerke der DSK AG
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=== Zeche De Wendel – 1901 bis 1937 ===
=== Zeche De Wendel – 1901 bis 1937 ===
[[Datei:CreativRevier-Heinrich-Robert-01.jpg|mini|rechts|Direktionsgebäude]]
[[Datei:CreativRevier-Heinrich-Robert-06.jpg|mini|rechts|Fensterkunst in der Lohnhalle]]
[[Datei:CreativRevier-Heinrich-Robert-03.jpg|mini|rechts|Eingangspforte]]


Inhaber der Käuferfirma waren die beiden Brüder Henri und Robert de Wendel. Diese ließen die Felder konsolidieren und zu einem einzigen Feld zusammenfassen, das nach ihrem Familiennamen die Bezeichnung ''De Wendel'' erhielt. Die Eigentümer gründeten auf diesem Feld die Zeche De Wendel mit dem Ziel, die im Saargebiet nicht vorkommende Fettkohle für die eigenen Hüttenwerke in Lothringen abzubauen.
Inhaber der Käuferfirma waren die beiden Brüder Henri und Robert de Wendel. Diese ließen die Felder konsolidieren und zu einem einzigen Feld zusammenfassen, das nach ihrem Familiennamen die Bezeichnung ''De Wendel'' erhielt. Die Eigentümer gründeten auf diesem Feld die Zeche De Wendel mit dem Ziel, die im Saargebiet nicht vorkommende Fettkohle für die eigenen Hüttenwerke in Lothringen abzubauen.
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Erst [[1903]] erreichte man eine Teufe von 759 m und richtete bei 662 m die erste Sohle ein. Ebenfalls 1903 begann der Bau der für den Betrieb erforderlichen Tagesanlagen. Nach dreijähriger Vorbereitungszeit gelang es dann im Jahre [[1904]], die erste Kohle zu fördern. Sie stammte aus dem Flöz ''Katharina'', das auf 603 m (−535 m NN) liegt. Die Förderung diente anfangs ausschließlich zur Deckung des Eigenbedarfs. Im Jahr [[1905]], als im benachbarten Bockum-Hövel die [[Zeche Radbod]] den Betrieb aufnahm, hatte die älteste der Hammer Schachtanlagen bereits 406 Mann Belegschaft und förderte 3.511 Tonnen Kohle. Erst [[1906]] wurde schließlich der reguläre Förderbetrieb aufgenommen. In diesem Jahr hatte das Bergwerk 606 Mitarbeiter, die eine Jahresförderung von 31.084 t erbrachten.
Erst [[1903]] erreichte man eine Teufe von 759 m und richtete bei 662 m die erste Sohle ein. Ebenfalls 1903 begann der Bau der für den Betrieb erforderlichen Tagesanlagen. Nach dreijähriger Vorbereitungszeit gelang es dann im Jahre [[1904]], die erste Kohle zu fördern. Sie stammte aus dem Flöz ''Katharina'', das auf 603 m (−535 m NN) liegt. Die Förderung diente anfangs ausschließlich zur Deckung des Eigenbedarfs. Im Jahr [[1905]], als im benachbarten Bockum-Hövel die [[Zeche Radbod]] den Betrieb aufnahm, hatte die älteste der Hammer Schachtanlagen bereits 406 Mann Belegschaft und förderte 3.511 Tonnen Kohle. Erst [[1906]] wurde schließlich der reguläre Förderbetrieb aufgenommen. In diesem Jahr hatte das Bergwerk 606 Mitarbeiter, die eine Jahresförderung von 31.084 t erbrachten.


Bereits am [[17. Januar]] [[1906]] traten die Bergarbeiter in Streik. Er dauerte bis zum [[10. Februar]]. Dabei ging es u. a. um die Einführung des achtstündigen Normalarbeitstages. Im gleichen Jahr konnte auch erstmals Kohle aus dem neuen Bergwerk verkauft werden. Daraufhin wurden die Tagesanlagen erweitert. Neu war vor allem die Kohleaufbereitung.  
Bereits am [[17. Januar]] [[1905]] traten die Bergarbeiter in Streik. Er dauerte bis zum [[10. Februar]]. Dabei ging es u. a. um die Einführung des achtstündigen Normalarbeitstages. Im gleichen Jahr konnte auch erstmals Kohle aus dem neuen Bergwerk verkauft werden. Daraufhin wurden die Tagesanlagen erweitert. Neu war vor allem die Kohleaufbereitung.  


[[1908]] wurde dann die Kokerei errichtet, die bereits im darauffolgenden Jahr die erste Kokscharge produzieren konnte. Gleichzeitig mit der Kokerei entstand die Zechenbahn, welche die Schachtanlage mit der [[Hamm-Osterfelder Bahn|Bahnstrecke Hamm–Osterfeld]] verband. Sie ermöglichte den kurz darauf einsetzenden Kohle- bzw. Koksversand in die lothringischen Hüttenwerke. Der Schacht Robert erreichte im gleichen Jahr eine Teufe von 870 m.
[[1908]] wurde dann die Kokerei errichtet, die bereits im darauffolgenden Jahr die erste Kokscharge produzieren konnte. Gleichzeitig mit der Kokerei entstand die Zechenbahn, welche die Schachtanlage mit der [[Hamm-Osterfelder Bahn|Bahnstrecke Hamm–Osterfeld]] verband. Sie ermöglichte den kurz darauf einsetzenden Kohle- bzw. Koksversand in die lothringischen Hüttenwerke. Der Schacht Robert erreichte im gleichen Jahr eine Teufe von 870 m.
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Ein Blick auf die Beschäftigungszahlen bestätigt die rasante Entwicklung dieses für den Raum Hamm so neuen Industriezweigs. Gab es im Jahre 1905 nur 406 Kumpel, so waren es fünf Jahre später bereits 1.735 Mann, die eine Jahresförderung von 375.141 t erwirtschafteten. Mit dieser Entwicklung ging das Wachstum der Dörfer Herringen und Pelkum einher, die nun rasch an Bevölkerung zulegten und sich von ländlichen Ortschaften zu den heute urban geprägten Stadtbezirken der Großstadt Hamm entwickelten.
Ein Blick auf die Beschäftigungszahlen bestätigt die rasante Entwicklung dieses für den Raum Hamm so neuen Industriezweigs. Gab es im Jahre 1905 nur 406 Kumpel, so waren es fünf Jahre später bereits 1.735 Mann, die eine Jahresförderung von 375.141 t erwirtschafteten. Mit dieser Entwicklung ging das Wachstum der Dörfer Herringen und Pelkum einher, die nun rasch an Bevölkerung zulegten und sich von ländlichen Ortschaften zu den heute urban geprägten Stadtbezirken der Großstadt Hamm entwickelten.


In der Zeit des ersten Weltkrieges stand die Zeche unter deutscher Zwangsverwaltung, da ihre Besitzer, die beide Franzosen waren, nun zu den Kriegsgegnern gehörten. Die Anlage ging nach Kriegsende in das Eigentum der De Wendels zurück. Danach wuchs die Zeche weiter und wurde um ein eigenes Hafenbecken am [[Datteln-Hamm-Kanal]] erweitert, das heute allerdings verfüllt ist. Das Becken wurde erst [[1925]] so fertiggestellt, dass es für die Verladung der Kohle genutzt werden konnte.
In der Zeit des ersten Weltkrieges stand die Zeche unter deutscher Zwangsverwaltung, da ihre Besitzer, die beide Franzosen waren, nun zu den Kriegsgegnern gehörten. Am [[27. November]] [[1916]] kam es zu einem Großbrand auf dem Gutshof der Zeche. Nach Kriegsende ging die Anlage in das Eigentum der De Wendels zurück. Danach wuchs die Zeche weiter und wurde um ein eigenes Hafenbecken am [[Datteln-Hamm-Kanal]] erweitert, das heute allerdings verfüllt ist. Das Becken wurde erst [[1925]] so fertiggestellt, dass es für die Verladung der Kohle genutzt werden konnte.


[[Datei:Schacht-Franz (1980).jpg|mini|rechts|Schacht Franz (Mai 1980)<br/>© RVR – [https://www.govdata.de/dl-de/by-2-0 Datenlizenz Deutschland]]]
[[Datei:Schacht-Franz (1980).jpg|mini|rechts|Schacht Franz (Mai 1980)<br/>© RVR – [https://www.govdata.de/dl-de/by-2-0 Datenlizenz Deutschland]]]
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=== Zeche Heinrich Robert – 1937 bis 1998 ===
=== Zeche Heinrich Robert – 1937 bis 1998 ===
[[Datei:CreativRevier-Heinrich-Robert-09.jpg|mini|rechts|Hammerkopfturm über Schacht Robert]]


Vor dem Hintergrund der Machtergreifung der NSDAP und Adolf Hitlers gelang es dank einer veränderten Wirtschaftspolitik, dass der Betrieb aller Schächte wiederaufgenommen werden konnte. Kohle wurde stärker denn je nachgefragt, was auch auf die laufenden Kriegsvorbereitungen zurückzuführen war. Aus demselben Grund erachteten es die Eigentümer für hilfreich, den französischen Namen De Wendel aus der Zechenbezeichnung zu entfernen. Sie gründeten daher am [[26. April]] [[1937]] die ''Aktiengesellschaft Steinkohlenbergwerk Heinrich Robert'' und benannten die Zeche in Heinrich Robert um. Die Zeche wurde mit Eigenkapital ausgestattet und ein Aufsichtsrat eingesetzt. Diesem gehörten überwiegend Mitglieder der Familie De Wendel an, die auch 100 % der Aktienanteile hielt.
Vor dem Hintergrund der Machtergreifung der NSDAP und Adolf Hitlers gelang es dank einer veränderten Wirtschaftspolitik, dass der Betrieb aller Schächte wiederaufgenommen werden konnte. Kohle wurde stärker denn je nachgefragt, was auch auf die laufenden Kriegsvorbereitungen zurückzuführen war. Aus demselben Grund erachteten es die Eigentümer für hilfreich, den französischen Namen De Wendel aus der Zechenbezeichnung zu entfernen. Sie gründeten daher am [[26. April]] [[1937]] die ''Aktiengesellschaft Steinkohlenbergwerk Heinrich Robert'' und benannten die Zeche in Heinrich Robert um. Die Zeche wurde mit Eigenkapital ausgestattet und ein Aufsichtsrat eingesetzt. Diesem gehörten überwiegend Mitglieder der Familie De Wendel an, die auch 100 % der Aktienanteile hielt.
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Ebenfalls [[1951]] wurde im Schacht Franz ein Bohrloch vom Schachtsumpf zur sechsten Sohle des Bergwerks in 1024 Meter Tiefe angelegt.  
Ebenfalls [[1951]] wurde im Schacht Franz ein Bohrloch vom Schachtsumpf zur sechsten Sohle des Bergwerks in 1024 Meter Tiefe angelegt.  


Am [[1. August]] [[1952]] wirdJohannes Starkmuth neuer Bergwerksdirektor auf der Zeche Heinrich Robert.<ref> vgl. Michael Rost: Chronik des Bergwerks Heinrich Robert 1901–2001. 100 Jahre Heinrich Robert. Bergbau in Hamm. O.O. o.J.</ref>
Am [[1. August]] [[1952]] wird Johannes Starkmuth neuer Bergwerksdirektor auf der Zeche Heinrich Robert.<ref> vgl. Michael Rost: Chronik des Bergwerks Heinrich Robert 1901–2001. 100 Jahre Heinrich Robert. Bergbau in Hamm. O.O. o.J.</ref>


Im Jahr [[1953]] beginnen die Bauarbeiten für den heute denkmalgeschützten Hammerkopfturm der Zeche über dem Schacht Robert.<ref>Michael Rost: Chronik des Bergwerks Heinrich Robert 1901–2001. 100 Jahre Heinrich Robert. Bergbau in Hamm. O.O. o.J.</ref>
Im Jahr [[1953]] beginnen die Bauarbeiten für den heute denkmalgeschützten Hammerkopfturm der Zeche über dem Schacht Robert.<ref>Michael Rost: Chronik des Bergwerks Heinrich Robert 1901–2001. 100 Jahre Heinrich Robert. Bergbau in Hamm. O.O. o.J.</ref>


[[Datei:CreativRevier-Heinrich-Robert-05.jpg|mini|rechts|Schwarzkaue]]
[[Datei:Zeche Heinrich-Robert Lampenstube.jpg|mini|rechts|Lampenstube, 2009]]
[[Datei:Zeche Heinrich-Robert Lampenstube.jpg|mini|rechts|Lampenstube, 2009]]
[[1958]] wurde mit dem Neubau der Mannschaftskaue am [[Schacht Heinrich]] begonnen, der erst [[1963]] fertiggestellt wurde.<ref>Peter Voß: Die Zechen in Hamm. Werne 1994. S. 23</ref> Im Abbaugebiet der Zeche kam es im gleichen Jahr zu teilweise massiven Bergsenkungen.<ref>Michael Rost: [[Chronik des Bergwerks Heinrich Robert 1901-2001]] - 100 Jahre Heinrich Robert, Bergbau in Hamm. O.O. o.J.</ref>
[[1958]] wurde mit dem Neubau der Mannschaftskaue am [[Schacht Heinrich]] begonnen, der erst [[1963]] fertiggestellt wurde.<ref>Peter Voß: Die Zechen in Hamm. Werne 1994. S. 23</ref> Im Abbaugebiet der Zeche kam es im gleichen Jahr zu teilweise massiven Bergsenkungen.<ref>Michael Rost: [[Chronik des Bergwerks Heinrich Robert 1901-2001]] - 100 Jahre Heinrich Robert, Bergbau in Hamm. O.O. o.J.</ref>
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Der Plan wurde schließlich unverändert ab dem [[1. April]] [[1998]] umgesetzt. Die Geschichte des Verbundbergwerks reichte somit bis in das Jahr 1873 zurück, als man mit dem Abteufen des Schachtes Grillo I des Bergwerks ''Monopol'' in Kamen begann.
Der Plan wurde schließlich unverändert ab dem [[1. April]] [[1998]] umgesetzt. Die Geschichte des Verbundbergwerks reichte somit bis in das Jahr 1873 zurück, als man mit dem Abteufen des Schachtes Grillo I des Bergwerks ''Monopol'' in Kamen begann.


'''<br/>Die drei Standorte bzw. Teil-Bergwerke des Bergwerks Ost:'''
'''Die drei Standorte bzw. Teil-Bergwerke des Bergwerks Ost:'''
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Bild:Hammerkopfturm_Heinrich_Robert.jpg|Zeche Heinrich-Robert, Hamm
Bild:Hammerkopfturm_Heinrich_Robert.jpg|Zeche Heinrich-Robert, Hamm
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Die Schüttung der Halde Kissinger Höhe endete ebenfalls 1998. Neben ihr wurde von [[2000]] bis [[2005]] die [[Halde Humbert]] aufgeschüttet. Ihren Namen hat die Halde vom unter ihr begrabenen, ehemaligen Schacht Humbert bekommen.
Die Schüttung der Halde Kissinger Höhe endete ebenfalls 1998. Neben ihr wurde von [[2000]] bis [[2005]] die [[Halde Humbert]] aufgeschüttet. Ihren Namen hat die Halde vom unter ihr begrabenen, ehemaligen Schacht Humbert bekommen.
Für rund 285 Millionen Euro wurde der frühere Wetterschacht der Zeche Königsborn in Bönen am Schacht Lerche um das Jahr 2000 für eine Ausdehnung des Bergwerks Ost ausgebaut. Er wurde am [[29. September]] [[2002]] in Betrieb gesetzt.<ref name="Wade-2022-10-24">[https://www.wa.de/hamm/pelkum-ort370530/schacht-lerche-naechster-foerderturm-in-hamm-bald-abgerissen-91851428.html Wa.de vom 24. Oktober 2022]</ref>


Der Abbau der Steinkohle erfolgte auf dem Bergwerk Ost bei einer Teufe von 1.200 im Bereich Heinrich-Robert und bis 1.500 Metern im Bereich Monopol. Die größte Tiefe lag bei 1.460 Metern unter NN. Die Länge des Streckennetzes betrug 80 Kilometer und das Grubenfeld erstreckte sich auf 285 Quadratkilometer im November [[2008]]. Auf dem Bergwerk waren zuletzt circa 2.600 Menschen beschäftigt (davon 179 Auszubildende) und die Jahresförderung betrug rund 1,5 Millionen Tonnen. Das Bergwerk Ost verfügte über knapp 60 Millionen Tonnen Fettkohlenreserve.  
Der Abbau der Steinkohle erfolgte auf dem Bergwerk Ost bei einer Teufe von 1.200 im Bereich Heinrich-Robert und bis 1.500 Metern im Bereich Monopol. Die größte Tiefe lag bei 1.460 Metern unter NN. Die Länge des Streckennetzes betrug 80 Kilometer und das Grubenfeld erstreckte sich auf 285 Quadratkilometer im November [[2008]]. Auf dem Bergwerk waren zuletzt circa 2.600 Menschen beschäftigt (davon 179 Auszubildende) und die Jahresförderung betrug rund 1,5 Millionen Tonnen. Das Bergwerk Ost verfügte über knapp 60 Millionen Tonnen Fettkohlenreserve.  
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==== Stilllegung ====
==== Stilllegung ====
Am [[30. September]] [[2010]] wurde die letzte Förderschicht gefahren. Seitdem ruht auch der Bergbau im östlichen Ruhrgebiet. Ein Jahr später waren alle Maschinen und Anlagen unter Tage abgebaut.  
Am [[30. September]] [[2010]] wurde die letzte Förderschicht gefahren. Seitdem ruht auch der Bergbau im östlichen Ruhrgebiet. Ein Jahr später waren alle Maschinen und Anlagen unter Tage abgebaut.  


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== Verbleib und Nachnutzung ==
== Verbleib und Nachnutzung ==
[[Datei:Zeche Heinrich-Robert 2012.jpg|mini|rechts|Luftbild vor Abriss, 2012]]
[[Datei:Zeche Heinrich-Robert 2012.jpg|mini|rechts|Luftbild vor Abriss, 2012 © RVR/Hubert Harst ([https://luftbilder.rvr.ruhr/portal/home luftbilder.rvr.ruhr]), [https://www.govdata.de/dl-de/by-2-0 Datenlizenz Deutschland]]]
Für die erhaltenen Anlagen, Gebäude und das Betriebsgelände wurden inzwischen verschiedene Formen der öffentlichen und gewerblichen Nachnutzung entwickelt. Teile der Maßnahmen befinden sich noch in Vorbereitung (Stand 2021).
Für die erhaltenen Anlagen, Gebäude und das Betriebsgelände wurden inzwischen verschiedene Formen der öffentlichen und gewerblichen Nachnutzung entwickelt. Teile der Maßnahmen befinden sich noch in Vorbereitung (Stand 2021).


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[[Datei:Zeche Heinrich-Robert (2020).jpeg|mini|rechts|Große Teile der denkmalgeschützten Anlagen (Luftbild, 2020)]]
[[Datei:Zeche Heinrich-Robert (2020).jpeg|mini|rechts|Große Teile der denkmalgeschützten Anlagen (Luftbild, 2020)]]
[[Datei:Zeche Heinrich-Robert (2022).jpeg|mini|rechts|Überreste der Anlagen im Februar 2022, Ansicht von der [[Kokereistraße]]]]
[[Datei:Zeche Heinrich-Robert (2022).jpeg|mini|rechts|Überreste der Anlagen im Februar 2022, Ansicht von der [[Kokereistraße]]]]
[[Datei:CreativRevier-Heinrich-Robert-02.jpg|mini|rechts|Fördergerüst über dem einstigen Schacht Heinrich]]
[[Datei:Zeche HR.jpg|mini|rechts|Geschützte Anlagen]]
Das ehemalige ''Kasino'' der Zeche dient schon länger als [[Jugendzentrum_Casino|Jugendzentrum]].
Das ehemalige ''Kasino'' der Zeche dient schon länger als [[Jugendzentrum_Casino|Jugendzentrum]].
[[Datei:Zeche HR.jpg|mini|rechts|Geschützte Anlagen]]


Die Hauptschachtanlage der Zeche Heinrich-Robert zwischen den Stadtteilen Wiescherhöfen und Herringen an der Kamener Straße wurde nahezu komplett erhalten, nur einige Nebengebäude wurden bis Ende [[2018]] abgerissen. Das die Stadtteile Herringen und Wiescherhöfen prägende Hammerkopf-Gebäude des Bergwerks, die Maschinenzentrale sowie weitere als historisches Ensemble schützenswerte Gebäude wurden hingegen unter Denkmalschutz gestellt, namentlich:<ref>[https://www.wa.de/hamm/berlin-steckt-millionen-in-hammer-creativrevier-heinrich-robert-90113653.html Wa.de vom 27.11.2020]</ref>
Die Hauptschachtanlage der Zeche Heinrich-Robert zwischen den Stadtteilen Wiescherhöfen und Herringen an der Kamener Straße wurde nahezu komplett erhalten, nur einige Nebengebäude wurden bis Ende [[2018]] abgerissen. Das die Stadtteile Herringen und Wiescherhöfen prägende Hammerkopf-Gebäude des Bergwerks, die Maschinenzentrale sowie weitere als historisches Ensemble schützenswerte Gebäude wurden hingegen unter Denkmalschutz gestellt, namentlich:<ref>[https://www.wa.de/hamm/berlin-steckt-millionen-in-hammer-creativrevier-heinrich-robert-90113653.html Wa.de vom 27.11.2020]</ref>
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Die ''RAG Mining Solutions GmbH'' bemühte sich bis zuletzt darum, Teile der Schachtanlage Lerche (Fördermaschine, Fördergerüst und drei Kältemaschinen) zu veräußern. Allerdings folgte schließlich der Abriss, da keine Nachfolgenutzung zur Auswahl stand.
Die ''RAG Mining Solutions GmbH'' bemühte sich bis zuletzt darum, Teile der Schachtanlage Lerche (Fördermaschine, Fördergerüst und drei Kältemaschinen) zu veräußern. Allerdings folgte schließlich der Abriss, da keine Nachfolgenutzung zur Auswahl stand.
Im Frühjahr [[2023]] kam es in der Zeche zu einer [[2023#Einbruchsserie_auf_Heinrich-Robert|Serie von Einbrüchen]], bei denen Teils mehrere Tonnen Kupfer entwendet wurden. Verschiedene Täter schlagen ab Ende Februar im Hammerkopfturm, der Maschinenhalle, Schmiede und Elektrozentrale zu. Alleine aus dem Hammerkopfturm werden bei zwei verschiedenen Taten, die erst später bemerkt wurden, jeweils eine Tonne Kupfer erbeutet. Andere Täter gingen jedoch weniger professionell vor und wurden noch vor Ort verhaftet.


=== Schächte und Halden ===
=== Schächte und Halden ===
 
Die Schächte Heinrich und Robert wurden im August 2013 verfüllt.<ref>[https://www.wa.de/hamm/wetterschacht-sandbochum-wird-verfuellt-2788321.html Wa.de vom 07.08.2013]</ref> Der Abriss des Förderturms über Schacht Heinrich soll im Jahr 2023 erfolgen.<ref>[https://www.wa.de/hamm/pelkum-ort370530/foerderturm-schacht-heinrich-das-ist-der-neue-abriss-zeitplan-91830775.html Wa.de vom 8. Oktober 2022]</ref>
Die Schächte Heinrich und Robert wurden im August 2013 verfüllt.<ref>[https://www.wa.de/hamm/wetterschacht-sandbochum-wird-verfuellt-2788321.html Wa.de vom 07.08.2013]</ref>  


Vom schon in den 90er-Jahren aufgegebenen Schacht Franz ist außer einer Protegohaube über dem bereits [[2002]] verfüllten Schacht nichts mehr vorhanden. Am [[19. Dezember]] [[2003]] wurde das Fördergerüst von Schacht Franz, das jahrzehntelang das Herringer Ortsbild prägte, trotz seines hohen Denkmalwerts gesprengt. Das Außengelände wurde ab 2009 zum [[Lippepark]] umgestaltet.
Vom schon in den 90er-Jahren aufgegebenen Schacht Franz ist außer einer Protegohaube über dem bereits [[2002]] verfüllten Schacht nichts mehr vorhanden. Am [[19. Dezember]] [[2003]] wurde das Fördergerüst von Schacht Franz, das jahrzehntelang das Herringer Ortsbild prägte, trotz seines hohen Denkmalwerts gesprengt. Das Außengelände wurde ab 2009 zum [[Lippepark]] umgestaltet.
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Ebenso finden sich von Schacht Humbert, dessen Verfüllung [[2001]] erfolgte, keine bergbaulichen Spuren mehr. Auf dem Gelände befindet sich heute eine Abraumhalde, die ehemalige [[Halde Humbert]]. Sie steht heute Spaziergängern ganztägig offen.
Ebenso finden sich von Schacht Humbert, dessen Verfüllung [[2001]] erfolgte, keine bergbaulichen Spuren mehr. Auf dem Gelände befindet sich heute eine Abraumhalde, die ehemalige [[Halde Humbert]]. Sie steht heute Spaziergängern ganztägig offen.


Der Schacht Lerche wurde im August 2011 verfüllt, Schacht Sandbochum wurde bis zum Frühjahr 2013 noch für die Wasserhaltung offen gehalten und dann ebenfalls verfüllt.
Der Schacht Lerche wurde im August 2011 verfüllt. Versuche, das Schachtgerüst zu veräußern, brachten keinen Erfolg. Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) verzichtete darauf, Schacht Lerche unter Denkmalschutz zu stellen.<ref name="Wade-2022-10-24"/>
 
Schacht Sandbochum wurde bis zum Frühjahr 2013 noch für die Wasserhaltung offen gehalten und dann ebenfalls verfüllt. Die dortigen Gebäude werden nach Ende des Abrisses an Schacht Lerche ebenso dem Erdboden gleich gemacht, anschließend entsteht an dieser entlegenen Lage wieder Wald.<ref name="Wade-2022-10-24"/>


Auf der früheren Halde [[Kissinger Höhe]] können ganztägig Teile der auf Heinrich-Robert genutzten Anlagen auf einem Bergbaulehrpfad besichtigt werden.
Auf der früheren Halde [[Kissinger Höhe]] können ganztägig Teile der auf Heinrich-Robert genutzten Anlagen auf einem Bergbaulehrpfad besichtigt werden.
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== Trivia ==
== Trivia ==
[[Datei:Alltagsmensch Theo.jpg|mini|rechts|Bergbaudenkmal Pelkum]]
[[Datei:Strassenschild Heinrichstrasse.jpg|mini|rechts]]
[[Datei:Strassenschild Robertstrasse.jpg|mini|rechts]]
* Zur Erinnerung an die Zeche existiert am [[Wiescherhöfener Markt]] ein Bergbaudenkmal. Die naheliegende Fußgängerampel zeigt einen Bergmann anstelle der generischen Lichtzeichen. Zusätzlich erinnert dort ein [[Alltagsmenschen|Alltagsmensch]] an die Zeche.
* Zur Erinnerung an die Zeche existiert am [[Wiescherhöfener Markt]] ein Bergbaudenkmal. Die naheliegende Fußgängerampel zeigt einen Bergmann anstelle der generischen Lichtzeichen. Zusätzlich erinnert dort ein [[Alltagsmenschen|Alltagsmensch]] an die Zeche.
* Von der Zeche leiten sich zahlreiche Straßennamen im Bezirk Pelkum ab, darunter etwa die [[De-Wendel-Straße]], [[Heinrichstraße]], [[Robertstraße]], [[Zum Bergwerk]] und die [[Kokereistraße]]. Auch alte Flöze sind in Straßennamen vertreten, etwa [[Hängebank]], [[Dünnebank]], [[Dickebank]], [[Röttgersbank]] und [[Wasserfall]] in der alten [[Zechensiedlung]]. Auch [[Am Schräggraben]] leitet sich von einer Bergbautechnik ab.
* Von der Zeche leiten sich zahlreiche Straßennamen im Bezirk Pelkum ab, darunter etwa die [[De-Wendel-Straße]], [[Heinrichstraße]], [[Robertstraße]], [[Zum Bergwerk]] und die [[Kokereistraße]]. Auch alte Flöze sind in Straßennamen vertreten, etwa [[Hängebank]], [[Dünnebank]], [[Dickebank]], [[Röttgersbank]] und [[Wasserfall]] in der alten [[Zechensiedlung]]. Auch [[Am Schräggraben]] leitet sich von einer Bergbautechnik ab.
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Datei:Alltagsmensch Theo.jpg|Bergbaudenkmal Pelkum]]
Datei:Strassenschild Heinrichstrasse.jpg
Datei:Strassenschild Robertstrasse.jpg
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== Fotos ==
== Fotos ==
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<references/>
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[[Kategorie:Bergbau]]
[[Kategorie:Zechen]]
[[Kategorie:Zechen]]
[[Kategorie:Ehemalige Firmen]]
[[Kategorie:Baudenkmäler]]
[[Kategorie:Baudenkmäler]]
[[Kategorie:Pelkum]]
[[Kategorie:Baudenkmäler in Pelkum‎]]
[[Kategorie:Baudenkmäler in Herringen‎]]
[[Kategorie:Pelkum (Bezirk)]]
[[Kategorie:Wiescherhöfen]]
[[Kategorie:Wiescherhöfen]]
[[Kategorie:Herringen]]
[[Kategorie:Herringen (Bezirk)]]