Isenbeck-Brauerei: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Bild:Isenbeck_Logo.jpg‎|mini|Isenbeck Logo]]
[[Bild:Isenbeck_Logo.jpg‎|mini|Isenbeck Logo]]
[[Bild:Isenbeck_Luftbild.jpg|mini|Isenbeck Luftbild, 1970er]]
[[Datei:Isenbeck 80er.jpg|mini|rechts|alternativtext=Isenbeck Brauerei, 1980er|Isenbeck Brauerei, 1980er]]
[[Bild:Isenbeck_80er_2.jpg|mini|Blick auf die Isenbeck-Brauerei in den 1980ern]]
[[Bild:Isenbeck_80er.jpg|mini|Isenbeck Brauerei, 1980er]]
[[Bild:Isenbeck_80er_Nacht.jpg|mini|Isenbeck Brauerei, 1980er (Nachtansicht)]]
[[Bild:Isenbeck_Sprengung.jpg|mini|Sprengung des Malzsilos 1990]]
[[Bild:Isenbeck_Werbung_2007.jpg‎|mini|Isenbeck Werbung 2007]]
[[Bild:Isenbeck_Bierdeckel_006.jpg|mini|Isenbeck Bierdeckel der späten 1980er]]
 
Die '''Isenbeck-Brauerei''' am [[Nordenwall]] in [[Hamm]] wurde im 18. Jahrhundert gegründet und produzierte bis Ende der 1980er Jahre feinherbes Pils. Als die Nies-Gruppe als damalige Hauptaktionärin beschloss, die Bierproduktion auf ihre Braustätte in Paderborn zu konzentrieren, wurde der Braubetrieb in Hamm eingestellt und die Brauerei abgerissen. Sie befand sich am heutigen Standort des [[Allee-Center]]s am [[Richard-Matthaei-Platz]].
Die '''Isenbeck-Brauerei''' am [[Nordenwall]] in [[Hamm]] wurde im 18. Jahrhundert gegründet und produzierte bis Ende der 1980er Jahre feinherbes Pils. Als die Nies-Gruppe als damalige Hauptaktionärin beschloss, die Bierproduktion auf ihre Braustätte in Paderborn zu konzentrieren, wurde der Braubetrieb in Hamm eingestellt und die Brauerei abgerissen. Sie befand sich am heutigen Standort des [[Allee-Center]]s am [[Richard-Matthaei-Platz]].


== Geschichte ==
== Geschichte ==
[[Bild:Isenbeck-Brauerei Panoramio.jpg|mini|Isenbeck-Brauerei, Eingang]]
Das Bierbrauen hatte in Hamm eine lange Tradition. Bereits im Jahr [[1444]] ist in den Annalen der Stadt Hamm nachzulesen, dass den Bäckern und Brauern das Gewerbemonopol für Bier und Brot im damaligen Amt erteilt wurde. Um [[1720]] gab es in Hamm neben neun Brauereien noch 61 Braustellen in Bürgerhäusern, in denen das damals vielgerühmte Hammer Bier, der so genannte „Hämmische [[Koit]]“, produziert wurde. Neben Leinen war der „[[Koit]]“ ein wichtiger Handelsartikel, der auch in die Nachbarstaaten ausgeführt wurde. Anfang des 20. Jahrhunderts waren es jedoch nur noch wenige Brauereien, die in Hamm produzierten.
Das Bierbrauen hatte in Hamm eine lange Tradition. Bereits im Jahr [[1444]] ist in den Annalen der Stadt Hamm nachzulesen, dass den Bäckern und Brauern das Gewerbemonopol für Bier und Brot im damaligen Amt erteilt wurde. Um [[1720]] gab es in Hamm neben neun Brauereien noch 61 Braustellen in Bürgerhäusern, in denen das damals vielgerühmte Hammer Bier, der so genannte „Hämmische [[Koit]]“, produziert wurde. Neben Leinen war der „[[Koit]]“ ein wichtiger Handelsartikel, der auch in die Nachbarstaaten ausgeführt wurde. Anfang des 20. Jahrhunderts waren es jedoch nur noch wenige Brauereien, die in Hamm produzierten.


[[Bild:Isenbeck_Luftbild.jpg|mini|Isenbeck Luftbild, 1970er]]
Der Ursprung der Marke „Isenbeck“ geht bis in das Jahr [[1769]] zurück. Im Januar 1897 wurde die Brauerei bei Übernahme der ''Brauerei Friedr. Pröpsting Nachf. & Co.'' unter der Firma ''Brauerei W. Isenbeck & Cie.'' in eine Aktiengesellschaft mit 1,3 Millionen Mark Aktienkapital umgewandelt. Einige Zeit nach dem Ende der Inflation wurde das Aktienkapital im Frühjahr 1925 offiziell auf 1,76 Millionen Reichsmark umgestellt. Zu dieser Zeit wurde das Unternehmen von Brauereidirektor Wilhelm Isenbeck geleitet. Während des Zweiten Weltkriegs war Adolf Nies aus Lippstadt Vorstandsvorsitzender, im Aufsichtsrat saßen unter anderen auch Vertreter der Deutsche Bank AG (Niederlassung Essen) und der Dresdner Bank AG (Niederlassung Bielefeld). Etwa 25 % der Akten gehörten damals der Paderborner ''Aktien- & Vereins-Brauerei AG'', die ebenfalls zur Nies-Gruppe zählte.
Der Ursprung der Marke „Isenbeck“ geht bis in das Jahr [[1769]] zurück. Im Januar 1897 wurde die Brauerei bei Übernahme der ''Brauerei Friedr. Pröpsting Nachf. & Co.'' unter der Firma ''Brauerei W. Isenbeck & Cie.'' in eine Aktiengesellschaft mit 1,3 Millionen Mark Aktienkapital umgewandelt. Einige Zeit nach dem Ende der Inflation wurde das Aktienkapital im Frühjahr 1925 offiziell auf 1,76 Millionen Reichsmark umgestellt. Zu dieser Zeit wurde das Unternehmen von Brauereidirektor Wilhelm Isenbeck geleitet. Während des Zweiten Weltkriegs war Adolf Nies aus Lippstadt Vorstandsvorsitzender, im Aufsichtsrat saßen unter anderen auch Vertreter der Deutsche Bank AG (Niederlassung Essen) und der Dresdner Bank AG (Niederlassung Bielefeld). Etwa 25 % der Akten gehörten damals der Paderborner ''Aktien- & Vereins-Brauerei AG'', die ebenfalls zur Nies-Gruppe zählte.


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=== Abriss der Brauerei 1990 ===
=== Abriss der Brauerei 1990 ===
Am [[12. Mai]] [[1990]] um 15:15 Uhr wurden die seit mehreren Monaten geräumten Gebäude der Brauerei dem Erdboden gleichgemacht. Das Malzsilo und das Hauptgebäude (Produktionsgebäude) wurden gesprengt. Die typische grüne Ummantelung wurde vor der Sprengung wegen des hohen Asbestgehalts und der Gefahr umherfliegender Trümmerteile demontiert.
Am [[12. Mai]] [[1990]] um 15:15 Uhr wurden die seit mehreren Monaten geräumten Gebäude der Brauerei dem Erdboden gleichgemacht. Das Malzsilo und das Hauptgebäude (Produktionsgebäude) wurden gesprengt. Die grüne Ummantelung der Fassade wurde vor der Sprengung wegen des hohen Asbestgehalts und der Gefahr umherfliegender Trümmerteile demontiert.
 
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Bild:Isenbeck_Sprengung.jpg|Sprengung des Malzsilos (1990)
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=== Isenbeck-Glas ===
=== Isenbeck-Glas ===
Das Pils-Glas, das lange als Leuchtreklame am Kühlturm der Brauerei angebracht war, wurde vor der Sprengung demontiert und eingelagert, ging jedoch später bei einem Brand der Lagerhalle in Flammen auf.  
[[Datei:Universa Glas.jpg|mini|rechts|alternativtext=Isenbeck-Glas am [[Universa-Haus]]|Isenbeck-Glas am [[Universa-Haus]]]]
Das Pils-Glas, das lange als Leuchtreklame am Kühlturm der Brauerei angebracht war, wurde vor der Sprengung demontiert und eingelagert, ging jedoch später bei einem Brand der Lagerhalle unwiderbringlich in Flammen auf.
 
Nach rund fünfzehn Jahren kehrte dieses Wahrzeichen der Stadt Hamm am [[5. September]] [[2004]] als Replikat zurück. Das volllaufende Pils-Glas leuchtet seither am Universa-Hochhaus und zeigt den Hammern den Weg zur Kneipenstraße „[[Meile]]“. Die Leuchtreklame wurde dem zerstörten Original exakt nachgebildet und bringt den Hammer Biertrinkern ein paar nostalgische Erinnerungen an „ihr Bier“. Die Kopie wurde bei der Firma ''Neon-Licht Werbung Redeker'' beauftragt und gefertigt.<ref name="wade23"/> Der einzige augenfällige Unterschied zwischen Original und Replikat ist, dass das Glas jetzt wesentlich langsamer vollläuft als bei der ursprünglichen Lichtreklame am Kühlturm. Der Reiter aus dem Isenbeck-Logo trägt fortan immer den Namen des aktuellen [[Oberbürgermeister]]s.
 
2011 war das Isenbeck-Glas defekt. Im Sommer wurden deswegen 98 defekte Transformatoren und zwei Neon-Systeme ausgetauscht.<ref>[https://www.wa.de/hamm/lampen-pilsglas-universahaus-hamm-leuchtet-wieder-1276749.html „Lampen an: Pilsglas am Universahaus in Hamm leuchtet wieder“] in: wa.de vom 8. Juni 2011</ref> Die ursprünglich rein mit Leuchtstoffröhren ausgestattete Kopie des Glases wurde dann Ende November [[2016]] auf LED-Technik umgerüstet. Dazu gibt es eine [https://www.wa.de/hamm/neues-licht-isenbeck-blick-metern-ueber-hamm-7003426.html Bilderstrecke] beim Westfälischen Anzeiger. Die Umrüstung bezog sich jedoch nur auf den Isenbeck-Schriftzug; Reiter und Pilsglas blieben weiterhin mit Neontechnik beleuchtet, da es nach Aussage von Werbetechniker Redeker<ref name="wade220824">Holger Krah: [https://www.wa.de/hamm/hamm-isenbeck-pilsglas-bleibt-leer-deshalb-leuchtet-die-kult-reklame-am-universa-hochhaus-nicht-mehr-91743428.html „Isenbeck-Pilsglas bleibt leer: Deshalb leuchtet die Kult-Reklame am Universa-Hochhaus nicht mehr“] in: wa.de vom 24. August 2022</ref> mit LED-Technik nicht möglich sei, den Fülleffekt des Glases nachzubilden.<ref>Sascha-Nikolai Paschedag: [https://www.wa.de/hamm/hamm-universa-haus-isenbeck-glas-leuchtet-defekt-wahrzeichen-warsteiner-brauerei-92406797.html „Es werde Licht: Isenbeck-Glas in Hamm soll bald wieder leuchten“] in: wa.de vom 17. Juli 2023</ref>


Nach rund fünfzehn Jahren kehrte dieses Wahrzeichen der Stadt Hamm am [[5. September]] [[2004]] als Replikat zurück. Das volllaufende Pils-Glas leuchtet am Universa-Hochhaus und zeigt den Hammern den Weg zur Kneipenstraße „[[Meile]]“. Die Leuchtreklame ist dem zerstörten Original exakt nachgebildet und bringt den Hammer Biertrinkern ein paar nostalgische Erinnerungen an „ihr Bier“. Der einzige augenfällige Unterschied zwischen original und Replikat ist, dass das Glas jetzt wesentlich langsamer vollläuft als bei der ursprünglichen Lichtreklame am Kühlturm. Der Reiter aus dem Isenbeck-Logo trägt fortan immer den Namen des aktuellen [[Oberbürgermeister]]s.
Seit März [[2022]] war das [[Isenbeck]]-Glas erneut defekt. Da ab 1. September des selben Jahres aufgrund eines Beschlusses der Bundesregierung nachts Leuchtreklamen nicht mehr in Betrieb sein durften, um Energie einzusparen, wurde das Glas bis ins Jahr 2023 auch nicht mehr instand gesetzt<ref name="wade220824"/>, als die Energiesparauflagen schließlich abgeschafft wurden.


Seit März [[2022]] war das [[Isenbeck]]-Glas defekt. Da ab 1. September aufgrund eines Beschlusses der Bundesregierung nachts Leuchtreklamen nicht mehr in Betrieb sein durften, um Energie einzusparen, wurde das Glas in diesem Jahr auch nicht mehr instand gesetzt.<ref>Holger Krah: [https://www.wa.de/hamm/hamm-isenbeck-pilsglas-bleibt-leer-deshalb-leuchtet-die-kult-reklame-am-universa-hochhaus-nicht-mehr-91743428.html „Isenbeck-Pilsglas bleibt leer: Deshalb leuchtet die Kult-Reklame am Universa-Hochhaus nicht mehr“] in: wa.de vom 24. August 2022</ref>
Im Juli 2023 meldete der Westfälische Anzeiger, dass die Warsteiner-Gruppe, zu der die Marke Isenbeck gehört, an einer Wiederinbetriebnahme arbeiten wolle.<ref name="wade23">Sascha-Nikolai Paschedag: [https://www.wa.de/hamm/hamm-universa-haus-isenbeck-glas-leuchtet-defekt-wahrzeichen-warsteiner-brauerei-92406797.html „Es werde Licht: Isenbeck-Glas in Hamm soll bald wieder leuchten“] in: wa.de vom 17. Juli 2023</ref>


== Isenbeck im Ausland ==
== Isenbeck im Ausland ==
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== Fotos ==
== Fotos ==
{{Fotoseite}}
=== Gebäude ===
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Bild:Isenbeck_1863.jpg|Isenbeck-Brauerei, 1863
Bild:Isenbeck_1936.jpg|Isenbeck-Brauerei, 1936
Bild:Isenbeck_80er_2.jpg|Isenbeck-Brauerei in den 1980ern
Bild:Isenbeck_80er_Nacht.jpg|Isenbeck-Brauerei, 1980er (Nachtansicht)
</gallery>
 
=== Werbung ===


== Videos ==
<gallery>
{{Videos
Bild:Isenbeck Werbeanzeige April 1980.png|Reklame „Männer mit Pilsnase“, April 1980
|Titel1=Historischer Werbespot der Isenbeck Brauerei
Bild:Isenbeck_Bierdeckel_006.jpg|Isenbeck Bierdeckel, späte 1980er
|Typ1=Youtube
Bild:Isenbeck_Werbung_2007.jpg‎|Reklame „Das Beste bleibt“, 2007
|Link1=http://www.youtube.com/watch?v=ktoS64Nv70s
</gallery>
|Datum1=1968
{{Weitere Fotos}}
}}


== Presseberichte ==
== Presseberichte ==
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== Literatur ==
== Literatur ==
* Anneliese Beeck: ''Mit dem Bierglas schwand die Brautradition. Abschied von der berühmten Isenbeck-Brauerei nach 220 Jahren am 12. Mai 1990.'' In: ''Unser Westfalen'' 2008, S. 71 f.
* Anneliese Beeck: „Mit dem Bierglas schwand die Brautradition. Abschied von der berühmten Isenbeck-Brauerei nach 220 Jahren am 12. Mai 1990.“ in: Unser Westfalen 2008, S. 71 f.
* ''Brauerei Isenbeck AG, Hamm.'' In: ''Hamm. Chronik einer Stadt.'' Köln 1965, S. 287 f.
* „Brauerei Isenbeck AG, Hamm.In: Hamm. Chronik einer Stadt. Köln 1965, S. 287 f.
* ''Handbuch der deutschen Aktiengesellschaften.'' 48. Ausgabe, Band 1, Berlin 1943, S. 529 ff.
* Handbuch der deutschen Aktiengesellschaften. 48. Ausgabe, Band 1. Berlin 1943, S. 529 ff.


== Weblinks ==
== Weblinks ==
*http://www.isenbeck.de/ - offizielle Webseite
*[https://www.isenbeck.de/ Offizielle Isenbeck-Webseite]
*http://www.isenbeck.com.ar/ - Isenbeck Argentinien
 
*http://www.nies-gruppe.de/ - Die Nies-Gruppe heute
== Einzelnachweise ==
*http://jetzt.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/345242 und
<references/>
*http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,446418,00.html - Isenbeck in Kamerun


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