Nordstraße 19
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Das bauliche Anwesen an der Nordstraße 19 (auch umgangssprachlich als Kochs Mühle bezeichnet) besteht aus einem Vorder- und einem Hinterhaus. Es wurde nach dem Stadtbrand von 1734 auf zwei vorherigen Hausstellen errichtet und steht seit 1990 unter Denkmalschutz.
Baubeschreibung
Im Sommer 2013 befinden sich beide Gebäude des Baudenkmals in einem recht bedauerlichen Bauzustand. Offenbar wurde in den letzten Jahren jegliche Art der Bauunterhaltung unterlassen.
Vorderhaus (Wohn-/Geschäftsgebäude)
Bei dem traufständig zur Straße stehenden Haus Nordstraße 19 handelt es sich um ein Fachwerkgebäude mit zwei Geschossen und ausgebautem Dachgeschoss. Im südlichen, vor dem Nachbargebäude vorspringenden Giebel ist das Fachwerk noch deutlich strukturiert sichtbar. Die vordere Fassade ist verputzt. Im Untergeschoß befinden sich eine große Tordurchfahrt, drei Schaufenster sowie ein Normalfenster. Im Obergeschoss sind in der Fassade acht Fenster mit Sprossen vorhanden. Im Dachgeschoß befinden sich vier
Dachgauben. Das Dach selbst ist in der Form eines Krüppelwalmdaches gestaltet. An der Fassade befindet sich ein profiliertes Traufgesims.
Es muss nach der baulichen Struktur davon ausgegangen werden, dass das Haus in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts errichtet worden ist. Das Vorderhaus ist in seiner ursprünglichen Form nicht mehr vorhanden. Es wurden seit 1895 mehrfach Veränderungen vorgenommen, um es jeweils den von dem Eigentümer gewünschten Nutzungsmöglichkeiten anzupassen. So sind u.a. die baulichen Veränderungen im Dachgeschoss direkt durch das vorhandene Bildmaterial sichtbar. Zwischen den Jahren 1986 und der Eintragung als Baudenkmal im Februar 1990 wurden zwei weitere Dachgauben eingesetzt.
Hinterhaus (Mühlengebäude)
Das Hinterhaus (die eigentliche Mühle) wurde im Jahre 1861 errichtet. Sie steht parallel zum Haupthaus. Die dreigeschossige Mühle ist in Fachwerkbauweise errichtet und das Satteldach ist mit Pfannen gedeckt. Über dem Eingang befindet sich ein Kranhäuschen, das als Spitzdachgaube ausgebildet ist. Daneben befindet eine weitere sehr große Spitzdachgaube, die von der Traufe bis zum First reicht.
Zum Zeitpunkt der Eintragung in die Denkmalliste waren als Inneneinrichtung noch ein Schrotgang, ein Plansichter sowie eine Reinigungsmaschine vorhanden. Diese wurden über eine Transmission von einem Elektromotor (ehemals von einem Sauggasmotor) angetrieben. Der Aufzug besitzt einen eigenen Motor.
Geschichte der Hausstätte
Die Hausstätte Nordstraße 19 (alt: Nro 205) befand sich seit dem Jahr 1810 im Besitz der Metzgerfamilie Koch. In diesem Jahr kaufte nämlich Metzger Gerhard Wilhelm Koch das Haus für 2400 Reichstaler. Ein Jahr später fand die Übertragung auf seinen Sohn Diedrich Koch (1783-1850) statt, der von Beruf Schlächter und Viehhändler war. Dieser heiratete 1814 Catharina Elisabeth Isenbeck (1789-1864). 1851 wurde das Haus deren Sohn Diedrich Koch (1820-1873) - wie sein Vater Metzger und Viehhändler - übertragen, der 1861 Caroline Asbeck heiratet, eine Tochter des Johann Asbeck. Deren Sohn Robert Koch († 1909) verlegte 1901 sein Mehl- und Getreidegeschäft in das elterliche Haus an der Nordstraße 19.
Im Jahr 1950 befand sich ausweislich der Werbeanzeige im Hause der Modesalon Weber.
Ab Dezember 1998 (bis mindestens 2008(?)) wurden die Raumlichkeiten im Erdgeschoss nach einem erheblichen Umbau als Wein- und Gaststube vom Weinhaus Kolle - Galerie für Wein und Kunst genutzt. [1]
Im Jahr 2013 befindet sich zum Zeitpunkt der Bestandsaufnahme im Ladenlokal das Einzelhandelsunternehmen YAES-Computer Service, ein Fachhandelsgeschäft für Computer-Hardware, -Software und -Technik.
Baudenkmaleintrag
Für die Erhaltung und Nutzung der Gebäude liegen volkskundliche, wissenschaftliche und städtebauliche Gründe vor. An ihrer Erhaltung und Nutzung besteht ein öffentliches Interesse.
Zwar sind große Teile im Innenbereich in ihrer ursprünglichen Form nicht mehr vorhanden. Es wurden je nach den geänderten Nutzungen mehrfach Veränderungen vorgenommen. Diese Veränderungen können den Denkmalwert des Gebäudes allerdings nicht beeinträchtigen. Die Gebäude, speziell das Vorderhaus, müssen im Zusammenhang mit der historischen, städtebaulichen Bedeutung gesehen werden. Die Altstadt der Stadt Hamm ist heute aufgrund starker Veränderungen im Zuge der Industrialisierung, der Kriegszerstörungen und durch nachfolgenden Stadtumbau nur noch an wenigen Stellen erlebbar. Der erhaltenen historischen Bebauung kommt neben ihrem Eigenwert ein städtebaulicher und historischer Wert zu. Vor diesem Hintergrund ist auch das hier betroffene Gebäude Nordstraße 19 zu betrachten. Gerade in diesem Bereich kommt der erhaltenen Substanz ein hoher Zeugnischarakter zu. Der verengte Straßenraum der Nordstraße verdeutliocht mit dem vorliegenden Gebäude Nr. 19 und dem gegenüberliegenden Haus Nr. 16 die frühere Zugangssituation zur inneren Altstadt in diesem Straßenabschnitt. [2]
Bildergalerie
Literaturnachweis
- Hamm im Jahre 1950. Eine Chronik in Bild und Werbung, Hamm 1950, Seite 51
- Heimat-Kalender für Kreis und Stadt Hamm, Unna, Kamen, Hamm 1926, Seite 152
- N.N.: Baudenkmalbeschreibung No. 132, Stadt Hamm - 65/Untere Denkmalbehörde
Geografische Koordinaten
Koordinaten: 51° 40' 54.76 N, 7° 48' 59.01" O
Einzelnachweise
- ↑ Willi - Kulturmagazin für Alphabeten, Ausgabe Nr. 108, Februar 2004
- ↑ Denkmalwertbegründung - zitiert nach Denkmalliste der Stadt Hamm, Bestandsverzeichnis lfd. Nummer 132