Natur- und Umweltschutz in Hamm: Unterschied zwischen den Versionen

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== Geschichte ==
== Geschichte ==
Bei der Stadt Hamm gab es bis 1989 kein Amt, das den Begriff Umwelt in seiner Amtsbezeichnung führte. Es gab lediglich die ''Untere Naturschutzbehörde'' (UNB) der Stadt Hamm, die im Dezernat für Planen und Bauen geführt wurde. Das Dezernat hatte das Ziel, Bebauungspläne für Wohnen und Gewerbe und den Straßenbau zu entwickeln und zu verabschieden. Die zwei Mitarbeiter der UNB mussten, wenn Umwelt- und Naturschutzbelange zu sichern waren, sich gegen den eigenen Dezernenten stellen.
Die älteste private Umweltverband ist der ''Naturschutzbund Deutschland Stadtverband Hamm e. V.'' (NABU). Er wurde [[1955]] in [[Heessen]] als „Deutscher Bund für Vogelschutz“ (DBV) gegründet. Der „Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V.“ (BUND), gegründet 1975, und die „Landesgemeinschaft Naturschutz und Umwelt NRW e. V.“ (LNU), gegründet 1976, sind die beiden weiteren gesetzlich anerkannten Verbände. [[1976]] gründete sich die „Bürgerinitiative Umweltschutz Hamm“. Sie setzte sich gegen Atomkraft und den [[THTR-300|Thorium-Hoch-Temperatur-Reaktor]] (THTR-300) am Kraftwerksstandort [[Uentrop]] ein.


Die Inbetriebnahme der Müllverbrennungsanlage erfolgte [[1985]]. Erst [[1989]] wurde das [[Naturschutz in Hamm#Umweltamt|Umweltamt]] mit den Abteilungen für Landschaft, Abfall, Jagd, Fischerei und Wasser geschaffen. Aber auch für das Umweltamt blieb es zunächst schwierig, ökologische Belange gegen das Planungsamt durchzusetzen.
Bei der Stadt selbst gab es bis 1989 kein Amt, das den Begriff ''Umwelt'' in seiner Amtsbezeichnung führte. Es gab lediglich die ''Untere Naturschutzbehörde'' (UNB) der Stadt Hamm, die im Dezernat für Planen und Bauen geführt wurde. Das Dezernat hatte das Ziel, Bebauungspläne für Wohnen und Gewerbe und den Straßenbau zu entwickeln und zu verabschieden. Die zwei Mitarbeiter der UNB mussten, wenn Umwelt- und Naturschutzbelange zu sichern waren, sich gegen den eigenen Dezernenten stellen.
 
Die Inbetriebnahme der [[Müllverbrennungsanlage]] erfolgte [[1985]]. Erst [[1989]] wurde das [[Naturschutz in Hamm#Umweltamt|Umweltamt]] mit den Abteilungen für Landschaft, Abfall, Jagd, Fischerei und Wasser geschaffen. Aber auch für das Umweltamt blieb es zunächst schwierig, ökologische Belange gegen das Planungsamt durchzusetzen.


=== Hauptstadt für Natur- und Umweltschutz (1994–1998) ===
=== Hauptstadt für Natur- und Umweltschutz (1994–1998) ===
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=== Renaturierung der Lippewiesen ===
=== Renaturierung der Lippewiesen ===
[[Datei:Auenpark-8.jpg|mini|rechts|Flora im Auenpark, Juni 2023]]
[[Datei:Auenpark-8.jpg|mini|rechts|Flora im Auenpark, Juni 2023]]
Zahlreiche Projekte der Stadtplaner befassten sich ab Mitte der 2000er-Jahre schwerpunktmäßig mit der klima- und umweltgerechten Umgestaltung der [[Lippewiesen]]. Dazu zählten die Projekte [[LIFE-Projekt Lippeaue|LIFE]] (2005–2010) und [[LIFE+-Projekt Lippeaue|LIFE+]] (2010–2015), die vom Großprojekt [[Erlebensraum Lippeaue]] (2018–2023) gefolgt wurden. Anstelle des Baus des [[2006]] an einem Votum der Bürger gescheiterten [[Lippesee|Lippesees]] wurde die Lippeaue renaturiert und in diesem Zuge der Hochwasserschutz verbessert. Es entstand ein neuer Park, der [[Auenpark]].
Zahlreiche Projekte der Stadtplanung befassten sich ab Mitte der 2000er-Jahre schwerpunktmäßig mit der umwelt- und klimagerechten Umgestaltung der [[Lippewiesen]]. Dazu zählten die Projekte [[LIFE-Projekt Lippeaue|LIFE]] (2005–2010) und [[LIFE+-Projekt Lippeaue|LIFE+]] (2010–2015), die vom Großprojekt [[Erlebensraum Lippeaue]] (2018–2023) gefolgt wurden. Anstelle des Baus des [[2006]] an einem Votum der Bürger gescheiterten [[Lippesee|Lippesees]] wurde die Lippeaue renaturiert und in diesem Zuge der Hochwasserschutz verbessert. Es entstand ein neuer Park, der [[Auenpark]].
 
== Umweltamt ==
[[1989]] wurde das Umweltamt mit den Abteilungen für Landschaft, Abfall, Jagd, Fischerei und Wasser geschaffen. Die Zahl der Mitarbeiter erhöhte sich erheblich. Das Amt wurde im neu geschaffenen Dezernat ''Umwelt und Recht'' eingegliedert, ein Dezernent für Umwelt und Recht eingestellt.
 
Das Umweltamt bietet Werktags in der Zeit von 08.30 bis 15.30 Uhr ein Umwelttelefon an, welches den Bürgern bei Fragen rund um Umweltthemen mit Rat und Tat zur Seite steht.
 
==Technischer Umweltschutz ==
=== Müllentsorgung ===
[[Bild:Luftbild_Muellverbrennungsanlage.jpg|thumb|right|Müllerbrennungsanlage aus der Luft]]
Die heutigen Bezirke der Stadt Hamm, seinerzeit noch unabhängige Gemeinden und Städte, verfügten teils über eigene Mülldeponien. Zu nennen ist beispielsweise die Deponie der einstigen Gemeinde [[Wiescherhöfen]] an der Kreuzung von [[Auf der Becke]] und [[Günterstraße (Haltestelle)|Martinstraße]]. Die letzte Deponie der kreisfreien Stadt Hamm befand bzw. befindet sich am heutigen Recyclinghof der [[Abfallwirtschaft und Stadtreinigung Hamm]] (ASH).
 
Die [[Müllverbrennungsanlage]] der Stadt Hamm wurde [[1985]] in Betrieb genommen, zunächst mit einer genehmigten Jahreskapazität in Höhe von 245.000 Tonnen. Seither wurden umfangreiche Optimierungsmaßnahmen durchgeführt. Heute werden jährlich 287.000 Tonnen Hausmüll hier verbrannt. Ursprünglich sollten nur drei der vier Verbrennungsöfen gleichzeitig im laufenden Betrieb sein. Seitdem der Hausmüll des Südkreises Unna auch hier verbrannt wird, laufen alle vier Öfen gleichzeitig, Wartungszeiten ausgenommen. Recycling und Wiederverwertung spielten damals noch eine untergeordnete Rolle. Die Verbrennung wurde gegenüber der bislang praktizierten Deponierung als Fortschritt angesehen.
 
[[Bild:Recyclinghof01.jpg|thumb|right|Einfahrt Recyclinghof]]
Die städtischen Dienstleistungen rund um Müll und Entsorgung sind in der [[Abfallwirtschaft und Stadtreinigung Hamm]] (ASH) als öffentliches Unternehmen zusammengefasst. Ab dem [[1. Januar]] [[2008]] war für die Abholung der Wertstoffe im Gelben Sack kurzzeitig Remondis zuständig. Schon 2010 übernahm die ASH wieder die Abholung der Gelben Säcke, da sich Remondis „auf sein Kerngeschäft im Kreis Unna konzentrieren“ wollte. Die Entsorgung der übrigen Abfälle befand sich dagegen kontinuierlich in der Hand der ASH.
 
Die Einführung einer blauen Tonne für Altpapier erfolgte Anfang der 2000er-Jahre. Vorher müsste das Altpapier an zentralen [[:Kategorie:Glascontainer|Sammelstellen]], an denen nach wie vor auch Altglas gesammelt wird, abgegeben werden. In den 2010er-Jahren wurde schließlich als Ersatz für die Gelben Säcke, die zuerst in Bürgerämtern, später in Supermärkten abgeholt werden mussten, die orangene Wertstofftonne eingeführt.


== Flächennutzung ==
== Flächennutzung ==
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Die landwirtschaftliche Fläche liegt bei etwa 60 Prozent der Stadtfläche. Etwa sieben Prozent sind durch Straßen, Wege und Parkplätze belegt. Die bebaute Fläche liegt bei etwa 14 Prozent, die Wasserflächen bei zwei Prozent (aktuelle Zahlen konnten nicht ermittelt werden).
Die landwirtschaftliche Fläche liegt bei etwa 60 Prozent der Stadtfläche. Etwa sieben Prozent sind durch Straßen, Wege und Parkplätze belegt. Die bebaute Fläche liegt bei etwa 14 Prozent, die Wasserflächen bei zwei Prozent (aktuelle Zahlen konnten nicht ermittelt werden).


=== Landschaftspläne ===
== Politik und Verwaltung ==
1989 wurde der erste Landschaftsplan (LP) in Hamm, der LP Hamm-West, rechtskräftig. Die Bearbeitungszeit hatte 14 Jahre betragen. In diesem Planwerk wurden Naturschutzgebiete, Landschaftsschutzgebiete und geschützte Landschaftsbestandteile festgelegt. Es gibt eine Festsetzungskarte (mit den Schutzgebieten) und eine Entwicklungskarte, in der Ziele für einzelne Gebiete formuliert werden.  
=== Umweltamt ===
[[1989]] wurde das Umweltamt mit den Abteilungen für Landschaft, Abfall, Jagd, Fischerei und Wasser geschaffen. Die Zahl der Mitarbeiter erhöhte sich erheblich. Das Amt wurde im neu geschaffenen Dezernat ''Umwelt und Recht'' eingegliedert, ein Dezernent für Umwelt und Recht eingestellt.


Mittlerweile gibt es die LPs Süd und Ost (der Nordteil Hamms liegt im LP West). Die LPs gelten nur im unbebauten Außenbereich, nicht innerhalb der „im Zusammenhang bebauten Ortsteile“. In den Bestimmungen der Schutzgebiete wird festgeschrieben, welche Tätigkeiten erlaubt bzw. nicht erlaubt sind und welche Entwicklungen angestrebt werden. Alle Pläne sind in die Jahre gekommen und müssen überarbeitet werden (Stand 2023).
Das Umweltamt bietet Werktags in der Zeit von 08.30 bis 15.30 Uhr ein Umwelttelefon an, welches den Bürgern bei Fragen rund um Umweltthemen mit Rat und Tat zur Seite steht.


== Umweltberichte ==
=== Umweltberichte ===
Das Umweltamt erstellte und veröffentlichte seit [[1987]] Umweltberichte. Der Umweltbericht 1 befasste sich mit dem Thema „Altablagerungen, Altstandorte und Altlasten in Hamm“. Der letzte nummerierte Umweltbericht 40 befasste sich [[2002]] mit dem Thema „Grazile und bedrohte Schönheiten, Orchideen in der Stadt Hamm“. Die Serie wurde aus unbekannten Gründen eingestellt.  
Das Umweltamt erstellte und veröffentlichte seit [[1987]] Umweltberichte. Der Umweltbericht 1 befasste sich mit dem Thema „Altablagerungen, Altstandorte und Altlasten in Hamm“. Der letzte nummerierte Umweltbericht 40 befasste sich [[2002]] mit dem Thema „Grazile und bedrohte Schönheiten, Orchideen in der Stadt Hamm“. Die Serie wurde aus unbekannten Gründen eingestellt.  


[[2020]] wurde noch einmal ein Umweltbericht (ohne laufende Nummer) mit dem Titel „Hammer Fische“ herausgegeben.
[[2020]] wurde noch einmal ein Umweltbericht (ohne laufende Nummer) mit dem Titel „Hammer Fische“ herausgegeben.


== Umweltpreis der Stadt Hamm ==
=== Umweltpreis der Stadt Hamm ===
Jährlich schreibt die Stadt Hamm den „Umweltpreis“ aus, der in der Regel mit 2500 Euro dotiert ist. Der Ausschuss des Rates „Ausschuss für Klima, Umwelt und Natur“ (AKUN) erarbeitet die Kriterien, prüft die Bewerbungen und entscheidet über die Preisvergabe.
Jährlich schreibt die Stadt Hamm den „Umweltpreis“ aus, der in der Regel mit 2500 Euro dotiert ist. Der Ausschuss des Rates „Ausschuss für Klima, Umwelt und Natur“ (AKUN) erarbeitet die Kriterien, prüft die Bewerbungen und entscheidet über die Preisvergabe.


== Verordnungen ==
=== Verordnungen ===
=== Baumschutzsatzung ===
==== Landschaftspläne ====
1989 wurde der erste Landschaftsplan (LP) in Hamm, der LP Hamm-West, rechtskräftig. Die Bearbeitungszeit hatte 14 Jahre betragen. In diesem Planwerk wurden Naturschutzgebiete, Landschaftsschutzgebiete und geschützte Landschaftsbestandteile festgelegt. Es gibt eine Festsetzungskarte (mit den Schutzgebieten) und eine Entwicklungskarte, in der Ziele für einzelne Gebiete formuliert werden.
 
Mittlerweile gibt es die LPs Süd und Ost (der Nordteil Hamms liegt im LP West). Die LPs gelten nur im unbebauten Außenbereich, nicht innerhalb der „im Zusammenhang bebauten Ortsteile“. In den Bestimmungen der Schutzgebiete wird festgeschrieben, welche Tätigkeiten erlaubt bzw. nicht erlaubt sind und welche Entwicklungen angestrebt werden. Alle Pläne sind in die Jahre gekommen und müssen überarbeitet werden (Stand 2023).
 
==== Baumschutzsatzung ====
Im Jahr 2021 wurde die Baumschutzsatzung reformiert. Bäume sind seitdem in einer Stammhöhe von 100 Zentimeter und einem Stammumfang von ebenfalls 100 Zentimetern geschützt. Obstbäume sind ausgenommen. Ausnahmeregelungen können beantragt werden.
Im Jahr 2021 wurde die Baumschutzsatzung reformiert. Bäume sind seitdem in einer Stammhöhe von 100 Zentimeter und einem Stammumfang von ebenfalls 100 Zentimetern geschützt. Obstbäume sind ausgenommen. Ausnahmeregelungen können beantragt werden.


== Umweltverbände in Hamm ==
==Technischer Umweltschutz ==
=== Müllentsorgung ===
[[Bild:Luftbild_Muellverbrennungsanlage.jpg|thumb|right|Müllerbrennungsanlage aus der Luft]]
Die heutigen Bezirke der Stadt Hamm, seinerzeit noch unabhängige Gemeinden und Städte, verfügten teils über eigene Mülldeponien. Zu nennen ist beispielsweise die Deponie der einstigen Gemeinde [[Wiescherhöfen]] an der Kreuzung von [[Auf der Becke]] und [[Günterstraße (Haltestelle)|Martinstraße]]. Die letzte Deponie der kreisfreien Stadt Hamm befand bzw. befindet sich am heutigen Recyclinghof der [[Abfallwirtschaft und Stadtreinigung Hamm]] (ASH).
 
Die [[Müllverbrennungsanlage]] der Stadt Hamm wurde [[1985]] in Betrieb genommen, zunächst mit einer genehmigten Jahreskapazität in Höhe von 245.000 Tonnen. Seither wurden umfangreiche Optimierungsmaßnahmen durchgeführt. Heute werden jährlich 287.000 Tonnen Hausmüll hier verbrannt. Ursprünglich sollten nur drei der vier Verbrennungsöfen gleichzeitig im laufenden Betrieb sein. Seitdem der Hausmüll des Südkreises Unna auch hier verbrannt wird, laufen alle vier Öfen gleichzeitig, Wartungszeiten ausgenommen. Recycling und Wiederverwertung spielten damals noch eine untergeordnete Rolle. Die Verbrennung wurde gegenüber der bislang praktizierten Deponierung als Fortschritt angesehen.
 
[[Bild:Recyclinghof01.jpg|thumb|right|Einfahrt Recyclinghof]]
Die städtischen Dienstleistungen rund um Müll und Entsorgung sind in der [[Abfallwirtschaft und Stadtreinigung Hamm]] (ASH) als öffentliches Unternehmen zusammengefasst. Ab dem [[1. Januar]] [[2008]] war für die Abholung der Wertstoffe im Gelben Sack kurzzeitig Remondis zuständig. Schon 2010 übernahm die ASH wieder die Abholung der Gelben Säcke, da sich Remondis „auf sein Kerngeschäft im Kreis Unna konzentrieren“ wollte. Die Entsorgung der übrigen Abfälle befand sich dagegen kontinuierlich in der Hand der ASH.
 
Die Einführung einer blauen Tonne für Altpapier erfolgte Anfang der 2000er-Jahre. Vorher müsste das Altpapier an zentralen [[:Kategorie:Glascontainer|Sammelstellen]], an denen nach wie vor auch Altglas gesammelt wird, abgegeben werden. In den 2010er-Jahren wurde schließlich als Ersatz für die Gelben Säcke, die zuerst in Bürgerämtern, später in Supermärkten abgeholt werden mussten, die orangene Wertstofftonne eingeführt.
 
== Umweltverbände ==
Es gibt in Hamm drei gesetzlich anerkannte Umweltverbände nach dem Bundesnaturschutzgesetz und dem Landesnaturschutzgesetz NRW.
Es gibt in Hamm drei gesetzlich anerkannte Umweltverbände nach dem Bundesnaturschutzgesetz und dem Landesnaturschutzgesetz NRW.