Grubenunglück 1908 auf der Zeche Radbod: Unterschied zwischen den Versionen

 
 
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== Chronologie des Unglücks ==
== Chronologie des Unglücks ==
[[Datei:Trauerzug I nach Grubenunglück Radbod 1908 - Weltrundschau zu Reclams Universum 15 - 22 November 1908.jpg|thumb|left|Die Beerdigung der 34 zutage geförderten Opfer der Grubenkatastrophe von Radbod. An dem Leichenzug nahmen 70 Knappen- und Arbeitervereine mit mehreren Tausend Mitgliedern teil.]]
[[Datei:Trauerzug II nach Grubenunglück Radbod 1908 - Weltrundschau zu Reclams Universum 15 - 22 November 1908.jpg|thumb|right|Aus dem Trauerzug von Radbod: Die Bergknappendeputation der "Hibernia", die den Kameraden von Radbod einen Kranz aufs Grab legen.]]
Im November 1908 hatte sich die Radbod-Belegschaft innerhalb eines Jahres auf insgesamt 1.805 Beschäftigte verdreifacht, davon 1.320 unter Tage. In der Regel waren auf der Früh- und Mittagsschicht je 500 Bergleute und in der Nachtschicht rund 320 Bergleute eingesetzt. Zur Nachtschicht am 11. November 1908 waren insgesamt 384 Bergleute eingefahren, 378 Arbeiter und 6 Beamte.  
Im November 1908 hatte sich die Radbod-Belegschaft innerhalb eines Jahres auf insgesamt 1.805 Beschäftigte verdreifacht, davon 1.320 unter Tage. In der Regel waren auf der Früh- und Mittagsschicht je 500 Bergleute und in der Nachtschicht rund 320 Bergleute eingesetzt. Zur Nachtschicht am 11. November 1908 waren insgesamt 384 Bergleute eingefahren, 378 Arbeiter und 6 Beamte.  


In den frühen Morgenstunden des 12. November 1908 ereignete sich auf der Zeche Radbod das bis dahin schwerste Grubenunglück des deutschen Steinkohlebergbaus. Entweder durch eine defekte Grubenlampe oder eine durchgeführte Sprengung in einem Flöz wurde um 4.20 Uhr auf der dritten Sohle eine heftige, kombinierte Schlagwetter- und Kohlenstaubexplosion ausgelöst. Fast die gesamte Mannschaft der Nachtschicht (350 Kumpel) kam dabei entweder unmittelbar oder in den folgenden Tagen ums Leben. In den Stunden nach dem Unglück konnten 30 teilweise schwer verletzte Bergleute und lediglich 37 der Toten geborgen werden. Die überwiegende Zahl der Toten (287 Kumpel) wurden erst zwischen September 1909 und Dezember 1910 geborgen; 14 Bergleute blieben für immer im Berg.
In den frühen Morgenstunden des 12. November 1908 ereignete sich auf der Zeche Radbod das bis dahin schwerste Grubenunglück des deutschen Steinkohlebergbaus. Entweder durch eine defekte Grubenlampe oder eine durchgeführte Sprengung in einem Flöz wurde um 4.20 Uhr auf der dritten Sohle eine heftige, kombinierte Schlagwetter- und Kohlenstaubexplosion ausgelöst. Fast die gesamte Mannschaft der Nachtschicht (350 Kumpel) kam dabei entweder unmittelbar oder in den folgenden Tagen ums Leben. In den Stunden nach dem Unglück konnten 30 teilweise schwer verletzte Bergleute und lediglich 37 der Toten geborgen werden. Die überwiegende Zahl der Toten (287 Kumpel) wurden erst zwischen September 1909 und Dezember 1910 geborgen; 14 Bergleute blieben für immer im Berg.
 
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== Gedenkstätte ==
== Gedenkstätte ==
Die 350 Todesopfer wurden in zwei Massengräbern auf dem alten Friedhof in [[Hövel]] bestattet. Drei Jahre nach dem Unglück hat die [[Bergwerksgesellschaft Trier]] zu deren Gedenken ein Denkmal nach einem Entwurf von Prof. [[Ernst Müller-Braunschweig]] errichten lassen. <br>
Die 350 Todesopfer wurden in zwei Massengräbern auf dem alten Friedhof in [[Hövel]] bestattet. Drei Jahre nach dem Unglück hat die [[Bergwerksgesellschaft Trier]] zu deren Gedenken ein Denkmal nach einem Entwurf von Prof. [[Ernst Müller-Braunschweig]] errichten lassen. <br>
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| align=middle | 160 || Kluge, Wilhelm || 19.03.1871 || Westfalen || Hauer || align=middle | 9 || verheiratet || fünf || 12.11.1908 ||  
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| align=middle | 161 || Knittel, Franz || 22.02.1882 || Österreich-Unganrn || Schachthauer || align=middle | 208 || verheiratet || eins || 13.11.1908 || im Städtischen Kranenhaus verstorben; lt. Pabst verlobt, kein Kind
| align=middle | 161 || Knittel, Franz || 22.02.1882 || Österreich-Unganrn || Schachthauer || align=middle | 208 || verheiratet || eins || 13.11.1908 || im Städtischen Krankenhaus verstorben; lt. Pabst verlobt, kein Kind
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| align=middle | 162 || Koch, August || 09.01.1892 || Westfalen || Pferdeführer || align=middle | 234 || ledig || --- || 12.11.1908 ||  
| align=middle | 162 || Koch, August || 09.01.1892 || Westfalen || Pferdeführer || align=middle | 234 || ledig || --- || 12.11.1908 ||  
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== Anmerkungen ==


== Literatur ==
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* [[Wolfgang Pabst]]: ''[[350 Männer starben (Buch)|350 Männer starben]], nun laßt uns tanzen'', Herne 1982
* [[Wolfgang Pabst]]: ''[[350 Männer starben (Buch)|350 Männer starben]], nun laßt uns tanzen'', Herne 1982
* Stapff/Lippmann: ''[[Zeche Radbod (Buch)|Zeche Radbod]] in Bockum-Hövel - 50 Jahre'', Hamm 1955
* Stapff/Lippmann: ''[[Zeche Radbod (Buch)|Zeche Radbod]] in Bockum-Hövel - 50 Jahre'', Hamm 1955
* Ute Knopp: "Alle Hilfe umsonst". 350 Bergleute fanden bei Grubenkatastrophe auf Radbod den. Tod. Stadtarchivarin Ute Knopp auf den Spuren des Unglücks vor 100 Jahren. Westfälischer Anzeiger vom 6. November 2008
* Ute Knopp: Jammer und Wehklagen. 36 Opfer des Radbodunglücks am 167. November 1908 beigesetzt. Menschenmassen begleiten Trauerzug zum Massengrab am Höveler Friedhof. Westfälischer Anzeiger vom 8. November 2008
* Ute Knopp: Ursache nicht geklärt. Untersuchungen ergaben, dass Schlagwetterexplosion das Unglück auslöste. Grubenlampe Ursache? Gerichtsverfahren konnte keinen Schuldigen ermitteln. Westfälischer Anzeiger vom 11. November 2008
* Ute Knopp: Pure Not trotz Spendenflut. Mehr als eine Million Mark für Hinterbliebene gesammelt. Der größte teil fiel der Inflation nach dem Ersten Weltkrieg zum Opfer. Westfälischer Anzeige vom 12. November 2008
* Ute Knopp: Kontrolle zur Sicherheit. Umwälzende Neuerung nach Grubenunglück auf Radbod. Westfälischer Anzeiger vom 13. November 2008


== Presseberichte ==
== Presseberichte ==
* Joachim Best: Die Katastrophe im Bild. Die italiensche Zeitschrift "La Domenica Del Corriere" berichtete über Radbod. Westfälischer Anzeiger vom 10.11.2018, siehe [[:Datei:Die Katastrophe im Bild - WA vom 10-11-2018.jpg|Presseartikel]]
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Bild:Die Katastrophe im Bild - WA vom 10-11-2018.jpg|[[Westfälischer Anzeiger]],<br/>11. Oktober 2018
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* Spuren hinterlassen. Erinnerungen an den schwärzesten Tag in der Geschichte Bockum-Hövels. Auf Radbod stößt außergewöhnliches Filmdokument auf großes Interesse. Westfälischer Anzeiger vom 12. November 2008.


== Weblinks ==
== Weblinks ==
* [http://www.frauenruhrgeschichte.de/frauenregion/personen/personen-single/?tx_frgdatabases_pi1%5BshowUid%5D=63 Ute Knoop: ''Das Unglück nach dem Unglück'', in Frauen.ruhr.Geschichte]
* [http://www.frauenruhrgeschichte.de/frauenregion/personen/personen-single/?tx_frgdatabases_pi1%5BshowUid%5D=63 Ute Knoop: ''Das Unglück nach dem Unglück'', in Frauen.ruhr.Geschichte]


== Einzelnachweise ==
== Stele zur Stadtgeschichte ==
{{Stelen zur Stadtgeschichte|Standort=Vor Haus [[An den Fördertürmen]] 6}}
 
== Anmerkungen ==
<references />
<references />


[[Kategorie:Ereignisse]]
[[Kategorie:Ereignisse]]
[[Kategorie:Geschichte]]
[[Kategorie:Geschichte]]
[[Kategorie:Bergbau]]