Juden in Hamm: Unterschied zwischen den Versionen
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Im Jahre [[1940]] retteten sich etwa 200 bis 300 Hammer Juden durch Flucht ins Ausland. | Im Jahre [[1940]] retteten sich etwa 200 bis 300 Hammer Juden durch Flucht ins Ausland. | ||
=== Progromnacht vom 9. November 1938 – Judenverfolgung am 10. November 1938 === | |||
Das Attentat am Diplomaten Ernst vom Rath durch den deutsch-polnischen Juden Herschel Grynszpan in Paris war für die Nationalsozialisten der Anlass für inszenierten „Volkszorn“ gegen die jüdische Bevölkerung in Deutschland. | |||
Wie andernorts auch wurde in Hamm am 9. November 1938 die Synagoge verwüstet. Die dazu angerückte SA setzte die Synagoge allerdings nicht in Brand, um die umliegenden Fachwerkhäuser im Bereich um die damalige kleine Weststraße (heute: Martin-Luther-Straße) nicht zu gefährden. Allerdings wurde das Inventar der Synagoge zerstört, ebenso die Treppen und Emporen im Gotteshaus. Hugo Lindemeyer, seinerzeitige Vorsteher der Hammer Synagogengemeinde und zum Zeitpunkt der Progromnacht in KZ-Haft in Sachsenhausen, wurde per Einschreiben aufgefordert, den Abriss des Gotteshauses wegen der „unmittelbar drohenden Gefahr für die Allgemeinheit“ bis zum 24. November 1938 zu beginnen.<ref> vgl. Diethard Aschoff: Hamm. In: Historisches Handbuch der jüdischen Gemeinschaften in Westfalen und Lippe. Die Ortschaften und Territorien im heutigen Regierungsbezirk Arnsberg. Hrsg. v. Frank Göttmann. E-Book: Münster 2021. S. 397-398 </ref> | |||
Neben der Verwüstung der Synagoge wurden die jüdischen Mitbewohner in Hamm auch in ihren Wohnungen und Häusern „aufgesucht“. Bekannt ist, dass in folgenden Häusern Verwüstungen stattfanden:<ref> vgl. Diethard Aschoff: Hamm. In: Historisches Handbuch der jüdischen Gemeinschaften in Westfalen und Lippe. Die Ortschaften und Territorien im heutigen Regierungsbezirk Arnsberg. Hrsg. v. Frank Göttmann. E-Book: Münster 2021. S. 39 </ref> | |||
* Heßlerstraße 40 | |||
* Grünstraße 6 | |||
* Hohe Straße 14 | |||
* Hohe Straße 59 | |||
* Schützenstraße 46 | |||
* Nordstraße 19 | |||
* Stiftstraße 6 | |||
* Nassauerstraße 24 | |||
* Martin-Luther-Straße 5 | |||
* Bahnhofstraße 27 | |||
* Südstraße 10a | |||
Dabei wurde auch mit den dort angetroffenen Personen hart umgegangen. So wird berichtet, dass das 5-jährige Mädchen Eva Heymann auf einem Stuhl festgebunden mitansehen musste, wie die elterliche Wohnung um sie herum verwüstet und geplündert wurde.<ref> vgl. Diethard Aschoff: Hamm. In: Historisches Handbuch der jüdischen Gemeinschaften in Westfalen und Lippe. Die Ortschaften und Territorien im heutigen Regierungsbezirk Arnsberg. Hrsg. v. Frank Göttmann. E-Book: Münster 2021. S. 398 </ref> Am 10. November wurde das Ehepaar Jordan durch SA-Männer und Hitlerjungen aus der bereits verwüsteten Wohnung an der Moltkestraße/Ecke Bahnhofstraße herausgezerrt und zum Marktplatz verbracht. Unterwegs und am Zielort wurden sie verhöhnt und bespuckt, getreten und geschlagen und schließlich sogar mit Steinen beworfen.<ref> vgl. Ute Wesselmann: Durchdie Straßen gejagt. Die Nationalsozialisten quälten ein älteres Ehepaar auf dem Marktplatz. Gestapo verhaftete alle jüdischen Männer - Wochen im Konzentrationslager </ref> | |||
Die Männer jüdischen Glaubens aus Hamm wurden größtenteils verhaftet und für bis zu einer Woche im Polizeigefängnis in Hamm festgehalten. 15 Männer wurden sogar für 3 Monate in Konzentrationslager Sachsenhausen verschleppt. <ref> vgl. Diethard Aschoff: Hamm. In: Historisches Handbuch der jüdischen Gemeinschaften in Westfalen und Lippe. Die Ortschaften und Territorien im heutigen Regierungsbezirk Arnsberg. Hrsg. v. Frank Göttmann. E-Book: Münster 2021. S. 398 </ref> | |||
=== Deportation und Vernichtung === | === Deportation und Vernichtung === | ||