Szenetreff

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Pelkumer Szenetreff

Als Szenetreff werden in Hamm in der Berichterstattung des Westfälischen Anzeigers und teils auch in Mitteilungen der Behörden die umstrittenen Treffpunkte von Obdachlosen, „Trinkern“ und Drogenkonsumenten im öffentlichen Raum bezeichnet.

Mit Stichtag 30. Juni 2023 waren in Hamm mindestens 397 Menschen wohnungslos, davon 83 Frauen und 42 Personen unter 21 Jahren.[1] Die Stadt argumentiert überwiegend dafür, deren Szenetreffs nicht zu verlegen, da so eine soziale Kontrolle gegeben sei und das entsprechende Klientel sich nicht über die Stadt verteilt oder unter Ausschluss sozialer Kontrolle versammele. Zum Schutz vor Wetter verfügen die Szenetreffs jeweils über einen Holzpavillon mit Sitzgelegenheiten.

Die Szenetreffs werden von städtischen Streetworkern mit dem Konzept aufsuchender Sozialarbeit betreut. Gelegentlich finden außerdem großangelegte Kontrollen der Polizei und des Kommunalen Ordnungsdienstes statt, bei denen immer wieder auch Haftbefehle vollstreckt und Betäubungsmittel konfisziert werden.[2][3]

Geschichte

Nachdem in den 2000er-Jahren der bekannteste Szenetreff Hamms von seinem ehemaligen Standort nahe der alten Stadtbücherei in die Nähe des DGB-Hauses am Nordringpark verlegt wurde („Nordringtreff“), geriet dieser Park immer wieder in die Diskussion. Schüler des nahen Gymnasium Hammonense bzw. deren Eltern vertraten ihre Bedenken mit Nachdruck. Nichtsdestotrotz blieb der Standort stets erhalten, trotz zwischenzeitlicher Überlegungen, ihn in Richtung des Wasser- und Schiffahrtsamtes zu verlegen.

Der Pelkumer Szenetreff brannte am 4. August 2021, mutmaßlich nach vorsätzlicher Brandstiftung,[4] vollkommen aus, wurde jedoch wenig später wieder aufgebaut.

Die Debatte um den Szenetreff am Nordringpark nahm mit der Umgestaltung des Nordringparks zwischen 2021 und 2022 wieder an Fahrt auf. Kritiker, darunter Bezirksbürgermeisterin Stefanie Baranski (SPD), argumentierten, dass die Umgestaltung zum familienfreundlichen Park durch die Existenz des Szenetreffs konterkariert würde.[5]

Im Mai 2022 zitierte der Westfälische Anzeiger den Leiter des Drogenhilfezentrums Hamm, Ewald Wehner, mit den Worten, dass eine Eigenverwaltung der „Szene“ aufgrund der in den letzten Monaten stark gestiegenen Verbreitung von Crack in Zukunft nicht mehr möglich sei.[6] Wie der WA im November 2022 unter Berufung auf Aussagen Wehners berichtete, habe insbesondere der soziale Aspekt des Szenetreffs durch die Verbreitung der neuen Droge gelitten, die das Heroin weitgehend verdrängt habe. In erster Linie gehe es am Szenetreff nur noch um die Beschaffung und den Konsum von Crack, was auch das aggressive Betteln in der Stadt verstärkt habe.[7]

Am 13. Juni 2022 fasste der Sozial- und Gesundheitsausschuss der Stadt Hamm in diesem Zusammenhang einstimmig den Beschluss, dass die Anzahl der Stellen für Sozialarbeiter ab 1. Januar 2023 von anderthalb auf drei erhöht werden soll. Diese Stellen besetzte die Stadt nicht selbst, sondern die entsprechenden Stellen wurden an externe Träger vergeben.[8]

Es folgten weitere sporadische Großkontrollen in den Jahren 2022 bis 2024, darunter 24 Personenkontrollen am 22 August 2023.[9] und am 25. Januar 2024, als ab 15:30 Uhr uniformierte Kräfte der Polizei und des Kommunalen Ordnungsdienstes zwei Strafanzeigen wegen Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz stellten und drei von der Staatsanwaltschaft gesuchte Personen erkennungsdienstlich behandelten.

Zwischen- und Todesfälle

Seit 2014 kam es mehrmals zu gewaltsamen Zwischen- sowie Unfällen geschuldeten Todesfällen, die dem Szenetreff am Nordringpark zuzurechnen waren:

  • Im August 2014 fiel ein 52-jähriger Szenetreffbesucher in den Teich und wäre beinahe ertrunken. Durch schnelles Eingreifen von Feuerwehr und Notärzten gelang die Wiederbelebung.[10]
  • Am Abend des 29. September 2015 ertrank ein 56-jähriger Teilnehmer des Szenetreffs ohne Fremdverschulden im Teich. Der Versuch, den Betrunkenen noch zu reanimieren, scheiterte dieses Mal.[10]
  • Am 3. Februar 2019 fand man die Leiche eines 51-Jährigen, der dem Szenetreff angehörte. Er war ebenfalls im Teich ertrunken, Indizien für Fremdverschulden lagen erneut nicht vor.[11]
  • Am 27. Februar 2022 stach ein polizeibekannter 47-Jähriger, der der Drogenszene zuzurechnen war, im Streit um ca. 100 Euro mit sechs Hieben auf seinen Mitte 30-jährigen Kontrahenten ein, der daraufhin nur durch eine Not-OP gerettet werden konnte.[12]
  • Am Mittag des 3. Mai 2022 verletzte ein 25-Jähriger ohne festen Wohnsitz, der in Begleitung zweier Männer (18 und 19) aus Möhnesee war, beim Szenetreff einen 49-Jährigen mit einem Messer im Gesicht. Der Verletzte musste in eine Spezialklinik verlegt werden, die Verdächtigen wurden nach ihrer Flucht in die Innenstadt gefasst.[13]
  • Am Morgen des 19. Juni 2022 wurde gegen 6:20 Uhr die Leiche eines 23-jahrigen Mannes im Teich gefunden, der in Werne wohnhaft war. Da keine Spuren von Fremdeinwirkung gefunden werden, ging man erneut von einem Unfall aus.[14] Nach einem toxikologischen Gutachten waren Kokain und zwei Arzneimittel gegen Epilepsie im Blut nachweisbar.[15]
  • Am 29. Juni 2022 lud ein alkoholisierter 49-Jähriger morgens nahe des Szenetreffs auffällig eine Gaspistole durch. Nach Hinweisen an die Polizei wurde er gegen 10.50 Uhr festgenommen und ein Ermittlungsverfahren wegen Verstoßes gegen das Waffengesetz eingeleitet.[16]
  • Am 29. September 2023 stieg ein 44-Jähriger gegen 16:15 Uhr unter Einfluss von Rauschmitteln in einen der Teiche. Der voll bekleidete Mann konnte sich noch selbst ans Ufer retten, wo zwei zufällig anwesende Ersthelfer ihn bis zum Eintreffen eines Rettungswagens versorgten. Am 3. Oktober verstarb der Mann im Krankenhaus.[17]

Bekannte Standorte von Szenetreffs

Nordringpark
Höhe Nordenwall 13

Schulzenpark Pelkum
Höhe Kamener Straße 184

Inoffiziell

Friedrich-Ebert-Park
(keine Befestigung/kein WC)
An der Straßenquerung/Ampelanlage über die Wilhelmstraße

Sedanstraße („Sedanviertel“)
Vorwiegend Handel mit Betäubungsmitteln

Einzelnachweise