Ter Veen: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 29. Juni 2022, 14:16 Uhr

Logo ter Veen
Kaufhaus Richter 1920er
ter Veen 1940er
ter Veen 1958
ter Veen 1960 mit Bahnhofstraße
Vor Räumung (2019)

Das Kaufhaus ter Veen (eigentlich Kaufhaus für Jedermann Egbert ter Veen GmbH) war ein Traditionskaufhaus in der Fußgängerzone von Hamm.

Geschichte

Der erste Besitzer des Geschäftes war Siegfried Richter, Bahnhofstraße 13. Er betrieb dort seitdem 16. September 1907 ein Spezialgeschäft guter Haushaltswaren, Galanterie-und Luxuswaren. [1] Die Familie Richter gehörte der jüdischen Gemeinde in Hamm an. Siegfried Richter starb schon früh, im Alter von 44 Jahren, im Jahr 1928. Sein Grabstein befindet sich heute auf dem jüdischen Teil des Ostenfriedhofs. Siegfried Richters Ehefrau Selma und die Kinder Lotte und Grete verließen 1933 die Stadt Hamm.

1934 wird auf Antrag der Rheinisch-Westfälische Boden-Credit-Bank in Köln ein Antrag beim Amtsgericht in Hamm auf Anordnung der Zwangsverwaltung wegen 16.750 RM rückständiger Zinsen gestellt. Die Grundstücke Bahnhofstraße 13 und Gasstraße 1 sollen beschlagnahmt werden. Als Verwalter wird der Rechtsanwalt Stähler aus Hamm bestellt. Diesem Antrag wird von dem Gericht stattgegeben.

Rechtsanwalt Stähler nimmt Gespräche mit dem Testamentsvollstrecker des verstorbenen Siegfried Richter, Rudolf Levy, auf, einem Bruder von Selma Richter. Es geht um die Vermietung des Geschäftes und die Neufestsetzungen der Mieten des Wohn- und Geschäftshauses.

Rechtsanwalt Stähler schlägt dem Testamentsvollstrecker Rudolf Levy und dem Buchhalter Brandt vor, einen arischen Mieter zu suchen, der einen monatlichen Zins von 1.000 bis 1.500 RM erzielen könnte. Überraschenderweise zieht die Bank ihren Pfändungsantrag zurück, Besitzer des Wohn- und Kaufhauses ist weiterhin die Erbengemeinschaft Richter. Aus den Akten im Stadtarchiv geht nicht genau hervor, welcher Mieter in den Jahren von 1934 bis 1940 zum Zuge kommt. Es spricht einiges dafür, dass Egbert Ter Veen die Immobilie im Jahr 1937 gemietet hat, es könnte aber auch schon 1934 gewesen sein. Im Jahre 1940 wird das jüdische Kaufhaus zwangsarisiert (enteignet) und geht an den Meistbietenden. Das ist Egbert Ter Veen mit 280.000 Reichsmark.

Das Kaufhaus Ter Veen wurde im 2. Weltkrieg zweimal ausgebombt und in der Nachkriegszeit von Ter Veen wieder aufgebaut, so gab es neben Müller-Hamm ein zweites Kaufhaus in Hamm.

Am 19. April 1951 kam es zwischen der Erbengemeinschaft Richter und Kaufmann Egbert Ter Veen zu einem Vergleich.[2]

In der Rückerstattungssache der Erben des Kaufmanns Siegfried Richter, früher in Hamm als Antragstellerin und dem Kaufmann Ter Veen, wohnhaft in der Bahnhofstr. 13 wird ein Vergleich geschlossen:

  • Grundstücke: Aufgrund der Zwangsversteigerung besteht kein Anspruch. Aber es besteht Anspruch auf Erstattung der Geschäftseinrichtung und des Warenlagers.
  • Der Antragsgegner zahlt an die Antragstellerin den Betrag von 50.000 DM und zwar 15.000 DM sofort und den Restbetrag von 35.000 DM in monatlichen Teilbeträgen von 2.000 DM. Der Restbetrag ist jährlich mit 5% zu verzinsen.

In den 1960er-Jahren war ter Veen weit über die Grenzen der Stadt bekannt. Schönheitsköniginnen wie z. B. Mrs. Germany 1967, Fee v. Zitzewitz, waren - genauso wie die Baby-Elefanten des Zirkus Althoff - besondere Attraktionen in den Verkaufsräumen. In den Jahren 2008 und 2009 wurden im Zuge des Kaufhaussterbens in Deutschland mehrere Reportagen von WDR, ZDF, Deutschlandfunk und Sat.1 gedreht.[3]

Im Jahr 1966 – ein Jahr vor seinem Tod – verkaufte Egbert Ter Veen sein Kaufhaus an einen Münchner Kaufmann namens Ensmann. 1981 ging das kaufhaus an Artur Teppler über. Sohn Andreas Teppler wurde 1992 sein Nachfolger in der Geschäftsführung.[4]

Im September 2018 wurde bekannt, dass das Kaufhaus Mitte 2019 schließen würde. Andreas Teppler wollte die Immobilie verkaufen. Nach einem mehrwöchigen Räumungsverkauf war der 29. Juni 2019 schließlich der letzte offizielle Öffnungstag.

In der darauffolgenden Woche vom 1. bis 6. Juli öffnete Ter Veen noch letztmalig, um Restposten und Einrichtungsgegenstände zu verkaufen – allerdings nicht mehr unter dem Namen Ter Veen, sondern durch die TIG GmbH in Möhnesee, deren Geschäftsführer auch Andreas Teppler ist.[5].

Weitere Bilder

Ehemalige Adresse

Bahnhofstraße 13
59065 Hamm
Telefon: (02381) 924610‎
Fax: (02381) 9246111

Presseberichte

Ehemaliger Weblink

Einzelnachweise

  1. vgl. Wiederaufbau in Etappen. Im Zweiten Weltkrieg wird das Kaufhaus komplett zerstört - Töpfe aus Waffen. Westfälischer Anzeiger vom 1. November 2007
  2. Text aus "Die Geschichte des Kaufhauses Richter/Ter Veen" mit freundlicher Genehmigung des Autors Hartmut Regenstein
  3. web.archive.org
  4. vgl. Wiederaufbau in Etappen. Im Zweiten Weltkrieg wird das Kaufhaus komplett zerstört – Töpfe aus Waffen. Westfälischer Anzeiger vom 1. November 2007
  5. Amtsgericht Arnsberg HRA 8248

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