Otmar Alt

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Otmar Alt

Otmar Alt (* 17. Juli 1940 in Wernigerode) ist ein deutscher Maler, Grafiker, Designer und Bildhauer.

Leben

Otmar Alt ist der Sohn des Kirchenmusikers und Musiklehrers Rudolf Hermann Alt und der aus einer Kaufmannsfamilie stammenden Dorothea Stiemke. Der junge Otmar bekommt noch das Ende des Zweiten Weltkrieges mit und muss erleben, wie die Wohnung des Vaters ausgebombt wird. 1951 siedelt er mit seiner Mutter von Wernigerode nach West-Berlin um. Der Vater lebt meistenteils von der Familie getrennt und stirbt 1958.

Otmar besucht von 1952 an in Berlin die Volksschule. Seinen schulischen Abschluss macht er mit der Mittleren Reife.

Im Elternhaus erfährt er erste Begegnungen mit Kunst und mit Musik. Seit seinem sechsten Lebensjahr bekommt Otmar Klavierunterricht, später Klarinettenunterricht. Die Begegnung mit der bildenden Kunst ist eher beiläufig; beeindruckender und nachhaltiger ist für den Jungen die Rezeption von Bildwelten außerhalb von Museen.

Im Jahre 1956 beginnt Otmar Alt eine Lehre als Schaufenstergestalter und Plakatmaler. Die Gesellenprüfung im Jahre 1958 besteht er hervorragend und wird sogar mit einem Preis ausgezeichnet. In dem jungen Mann entwickelt sich der Wunsch, Modezeichner zu werden.

Im Jahre 1959 beginnt er sein Studium an der Meisterschule für Kunsthandwerk Berlin. Dort werden vor allem Ausstellungsbau, Schrift u.ä. unterrichtet. Wegen der zeitlich parallelen Aufnahmeprüfung an der Hochschule der Künste versäumt Alt die Abschlussprüfung.

Sein Spiel in einer Jazzmusikergruppe professionalisiert sich und trägt zum Lebensunterhalt bei. Die Gruppe nennt sich "Selfworkers" - Alt spielt Klarinette und Saxophon.

Im Jahre 1960 wird Otmar Alt in die Vorklasse bei Prof. Walter Bergmann in der Abteilung für Angewandte Kunst aufgenommen. Alt nimmt in Eigeninitiative am Aktzeichnen bei Prof. Hermann Bachmann teil, damit gelingt ihm der Übertritt in die freien Klassen. Am Institut unterrichten u.a. Karl Hartung, Bernhard Heiliger und Ulrich Knispel. Alt schult sich zunächst im Malen der Natur und orientiert sich gedanklich an abstrakter Malerei.

Zwischen 1964 und 1966 ist Otmar Alt Meisterschüler bei Hermann Bachmann. Der junge Künstler bezieht ein Atelier in der Görrestraße, das zuvor dem Bildhauer Richard Scheibe gehört hatte. Eine große Zahl informeller Arbeiten entsteht, viele davon ohne Titel.

Etwa ab dem Jahr 1965 nehmen die Bilder figurative Züge an. Die Entwicklung des eigenen Stils beginnt.

Nach Abschluss seines Studiums als Meisterschüler bei Hermann Bachmann, ist Otmar Alt als Bühnenbildassistent in Trier und Frankfurt am Main tätig. Nebenbei hat er seine ersten Ausstellungen.

Heute lebt und arbeitet Otmar Alt in Hamm-Norddinker. Hier hat er sich in einem ehemaligen Bauernhaus eingerichtet. Gleich nebenan gibt es das Haus der Otmar Alt Stiftung, in dem sich Ausstellungsflächen befinden und interessante Ausstellungen junger Künstler stattfinden. Die Otmar Alt Stiftung hat sich zur Aufgabe gemacht, junge, talentierte Künstler mit Stipendien zu unterstützen.

1991 erhielt Otmar Alt den Kulturpreis der deutschen Freimaurer. Im Juni 2005 erwies ihm seine Heimatstadt Wernigerode ihre Referenz und verlieh ihm den Wernigeroder Kunstpreis. Otmar Alt schenkte seiner Geburtsstadt im Gegenzug eine ironische Plastik, die am Tag der Preisverleihung enthüllt wurde: einen Menschenkopf mit herausgestreckter Zunge - den Kunstschlecker.

Werk

Alt ist ein Meister des "Isn't it?". Wer sich mit seinem Werk beschäftigt wird entdecken, dass in den auf den ersten Blick fröhlich wirkenden Bildern sehr viel Zerrissenheit und Ernst steckt.

Zu seinem Werk gehören zahlreiche Auftragsarbeiten (z.B. Wandbilder, Wandreliefs, Plastiken, Porzellan, Möbel). Seine oft farbenfrohen Bilder wirken vordergründig meist heiter verspielt. Diesen vordergründigen Eindruck gilt es aber zu überwinden. Alts Gemälde erzählen oft komplexe, tiefgründige Geschichten.

Bereits mit seiner zweiten Einzelausstellung in der Berliner Galerie Katz erfährt er öffentliche Anerkennung und positive Kritiken. Es folgen weitere Ausstellungen im In- und Ausland, Preise - wie beispielsweise der „Franz Roh-Preis“ für König Wolke 1965 - und Projekte, die sowohl die wachsende Popularität, als auch die Vielseitigkeit des Künstlers und Handwerkers Otmar Alt belegen: So entstehen neben Gemälden, Grafiken und Skulpturen auch Kinderbücher, Olympia-Plakate, Wand- und Fassadengestaltungen, Springbrunnenanlagen, Bühnenbilder, u.v.m. ... Seiner Schaffensfreude und Experimentierlust scheinen kaum Grenzen gesetzt. Die Auseinandersetzung mit immer neuen Materialien und Techniken ist für ihn besonders reizvoll. Dabei integriert er Kunsthandwerker in den Entstehungsprozeß seiner Arbeiten, die seine Ideen und Entwürfe in ständigem Dialog mit dem Künstler umsetzen.

Ebenso wenig Berührungsängste wie hinsichtlich des Materials zeigt Otmar Alt in Bezug auf die Popularisierung von Kunst, ohne dabei einem Mainstream verhaftet zu sein: Ob es sich um die Gestaltung von Telefonkarten, Porzellan, Autos, T-Shirts, Regenschirmen oder Kinderspielzeug, ja selbst eines Eisenbahnzuges (Dürener Kreisbahn) handelt, Otmar Alt zeigt sich offen. Aus banalen Gebrauchsgegenständen werden kleine Kunstwerke, die jedermann - unabhängig von Alter und Bildungsstand - zugänglich sein sollen.

Während formelle Ehrenauszeichnungen - wie die Ernennung zum Bürger des Ruhrgebietes 1994 und die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes 1998 - öffentliche Anerkennung bekunden, belegen die zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland, dass Otmar Alt heute zu den erfolgreichsten deutschen Gegenwartskünstlern zählt.

Seine ersten, farblich noch reduzierten Arbeiten ohne Titel geben mit ihrer spontanen und expressiven Pinselschrift den Einfluss des vorherrschenden Informel zu erkennen. Schon früh entdeckt man in seinen Bildern zaghaft angedeutete Figuren und Zeichen, die er schließlich mit phantasiereichen Titeln auf neue Bedeutungsebenen hebt (z.B. Baldi der Fröhliche 1964, Bildnis des König Wolke mit seiner grünen Ziege 1966). Zugleich wird seine Vorliebe für intensive Farben und bald auch für klar definierte Formen und Konturen aus der Tier- und Pflanzenwelt ersichtlich.

Zum Kennzeichen Otmar Alts werden Mitte der 1960er Jahre die, in ihren präzisen Umrißlinien und Farbfeldern fast an Drucke oder Pop Art erinnernden „Puzzlebilder“. Spätestens ab den 1980er Jahren brechen die Formen und Konturen auf, die Farben verlieren ihre Deckungsfähigkeit und die unruhige Pinselschrift ruft Erinnerungen an die informellen Anfänge hervor. Über den Weg der Metamorphose nähert sich Otmar Alt dem Motiv des Menschen und beginnt, Fabeln von der „Seltsamkeit des Lebens“ zu erzählen. Die Stimmung in seinen erzählerischen Bildern verändert sich: Hinter der Fassade der bunt-heiteren Phantasiewelten wird zunehmend ein ernsthafter Hintersinn spürbar.

Otmar Alts Stil wurde mit Künstlern der klassischen Moderne in Verbindung gebracht, wie beispielsweise Miró, Matisse, Arp, Kandinsky und Klee. Zwar gibt es hier und da Ähnlichkeiten hinsichtlich der Expressivität der Farben oder der Art und Weise, wie er neuartige Phantasiegestalten aus einer Mischung aus organischen Formen und angedeuteter Figürlichkeit entstehen lässt. Im direkten Vergleich aber bleibt Otmar Alt ein Künstler mit unverwechselbarer Sprache, ein charaktervoller Individualist und Einzelgänger.

Ein besonderes Faible hat der Künstler bei seinen verschiedenen Bühnenarbeiten entwickelt. Die Zauberwelt des Theaters ist Otmar Alt nämlich seit vielen Jahren wohlbekannt. Ende der 60er Jahre war der Künstler Bühnenbildassistent in Trier und später sogar am legendären „Theater am Turm“ in Frankfurt. Am „Theater am Turm“ in Frankfurt wirkten einst Rainer Werner Fassbinder und kein geringerer als Claus Peymann. In den letzten Jahren hat es Otmar Alt immer mal wieder als Fortsetzung seiner Fabulierkunst mit anderen Mitteln ans Theater gezogen.

Insgesamt hat er bis heute acht Theaterinszenierungen mit seinen Ausstattungen und Kostümen begleitet. Darunter „Die kleine Hexe“ nach Otfried Preußler, Molieres „Der Geizige“ und das Ballett „Der Nussknacker“.

In Münster kam im Mai 2005 an den Städtischen Bühnen die zeitgenössische Oper Die Eroberung von Mexiko von Wolfgang Rihm zur Aufführung, bei der Otmar Alt die Ausstattung übernommen hat. Bühnenbild und Kostüme standen dabei ganz im Zeichen der knallbunten Fantasiewelt des Künstlers.

In seinem neuesten malerischen Projekt, das Otmar Alt selbst als "Innenansichten der Moderne" betitelt hat, hat sich der Künstler seit dem Jahre 2000 auf die Suche gemacht, um seiner Inspiration und seinen Anleihen bei den Meistern der modernen Klassik auf den Grund zu gehen. Ihn interessieren Strukturen, Motive und Themen in den Werken eines Joan Miró, Wassily Kandinsky, August Macke, Franz Marc, Lazlo Moholy-Nagy, Paul Klee, Ernst-Ludwig Kirchner, Heinrich Campendonk, Gabriele Münter und anderen, die einst als „Blaue Reiter“, die „Brücke“ oder im Dessauer Bauhaus Furore gemacht und Kunstgeschichte geschrieben haben.

Die Erkundigungen des Künstlers bieten keine fertigen Lösungen, schon gar keine unmittelbar nachvollziehbaren Interpretationen. Es scheint so, als wolle der Künstler mit seinen freien Assoziationen Schicht für Schicht abtragen, um hinter das Rätsel der Bilder zu kommen.

Die Sequenz der „Innenansichten“ ist das Dokument einer mühevollen und akribischen Annäherung – mal behutsam und sensibel, mal provozierend und radikal, mal bedeutungsschwanger, mal grotesk und ironisch gebrochen. Die Arbeitsweise ist die der Übermalung – mal nur metaphorisch gemeint, mal wortwörtlich, indem nur Bildpartien oder schlichtweg das ganze Vor-Bild Schritt für Schritt zugedeckt, eben übermalt werden.

Die „Innenansichten der Moderne“ sind vor allem ein Prozess, das Ergebnis einer langwierigen, ja mehrjährigen Auseinandersetzung. Bis zum Jahre 2005 sind über 200 Bilder entstanden. Im Frühjahr 2005 wurde ein Großteil dieser Bilder erstmals der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Das Rheinische LandesMuseum in Bonn hat dem Künstler Otmar Alt unter dem Titel "Innenansichten der Moderne" eine eigene Ausstellung gewidmet.

Otmar Alt hat für seine Bilderfolge „Innenansichten der Moderne“ die Methode gewechselt. Deren Motto könnte lauten: Der Weg ist das Ziel. Der Künstler zeigt seinen Umgang mit bekannten Bilder der Moderne und fordert damit zugleich einen neuen Blick auf das Ausgangs-Bild ein. Die expressionistische Verfremdung ist Anstoß für einen neuen Zugang, sowohl auf dieses als auch auf jenes Bild.

Der Künstler tritt dafür seinen berühmten Vor-Bildern mit großem Respekt, gleichwohl ohne falsche Ehrfurcht gegenüber. Mancher der Großen würde mit nichts daran erinnert, dass ausgerechnet sein Bild zur Inspiration vorgelegen hat. Bei anderen sind kleine und kleinste Details so versteckt, dass diese als freundliche und dankbare Referenz genommen werden können. Bei anderen geht Otmar Alt völlig frei und geradezu spielerisch mit den Motiven um. Weder malt Otmar Alt so wie Joan Miró, Wassily Kandinsky, Franz Marc, Lazlo Moholy-Nagy, Paul Klee, Heinrich Campendonk, Ernst-Ludwig Kirchner oder Gabriele Münter, noch benutzt er nur einzelne Bildmotive, um sie bloß zu collagieren.

Andererseits öffnet eine solche Gegenüberstellung die Augen des Betrachters. Er schaut weniger unbefangen denn fragend, er sucht den Bedeutungszusammenhang, der sich freilich nur assoziativ und mit den Vokabeln der Fantasie erschließt. Die Betrachtung wird gelenkt, ohne dabei belehrend zu sein oder Erklärungen abzugeben.

Die Suche, die den Künstler zu seinen „Innenansichten“ motiviert hat, überträgt sich auf den Betrachter. Die Sequenz der „Innenansichten“ fordert im Gesamtwerk des Künstlers eine Eigenständigkeit und erweist sich darüber hinaus als ein nachhaltiges Motiv, sich in einer neuen Weise den Klassikern der Moderne zu nähern: Die Ehrfurcht ist gebrochen – auch das ein Verdienst des Künstlers Otmar Alt.

Otmar-Alt-Stiftung

Hinweisschild an der Soester Straße Ecke Im Tal
Otmar-Alt-Stiftung

Die 1996 eröffnete Otmar-Alt-Stiftung umfasst ein Stiftungsareal von ca. 10.000 m². In dem wieder aufgebauten bäuerlichen Anwesen aus dem 17. Jahrhundert befinden sich Atelier- und Aufenthaltsräume für junge Stipendiaten sowie Ausstellungsräume. Ein großer Skulpturengarten, mit einem Amphitheater und einer Teichanlage, rundet die Anlage ab. In dieser Umgebung werden regelmäßig Ausstellungen verschiedener bildender Künstler gezeigt. Darüber hinaus finden Konzerte und Kabarett- beziehungsweise Theaterveranstaltungen statt.

Installationen in Hamm

Presseberichte

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