Herrenstraße

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Die Herrenstraße ist eine Straße im Bezirk Heessen, sie befindet sich im alten Dorfkern von Heessen und verbindet dort die Dolberger Straße mit der Heessener Dorfstraße.

Weitere Informationen

Die Herrenstraße führt von der Dolberger Straße in Richtung Norden auf die Heessener Dorfstraße. Dabei verläuft sie zunächst parallel zur Dorfstraße. Als 1922 die Straßen in Heessen amtlich benannt wurden, war die Herrenstraße eine von acht Straßen, die ihren seit alters her bestehenden Namen behielt. Sie ist nämlich schon seit dem Jahre 1685 urkundlich belegt. Dabei ist nicht anzunehmen, dass der Name der Straße etwas mit den Grundherren auf Schloss Heessen zu tun hat. Vielmehr könnte das Wort auf „hare“ zurückgehen, das Höhe heißt, so zum Beispiel im Haarstrang aber auch in Herrensteiner Knapp. An der Herrenstraße scheint die Höhe in Bezug auf das ansteigende Gelände vom Ennigerbach aus gemeint zu sein. Eine andere Flurbezeichnung im Heessener Dorf lautet Heerweg, und zwar der Ostausgang des Dorfes Richtung Kleistraße. Da die Herrenstraße die Verlängerung des Fährweges ist und hier am Lippeübergang nicht nur Kaufleute ihre Waren, sondern auch Heerführer ihre Soldaten über die Lippe führten, kann man auch davon ausgehen, dass die Straße eigentlich Heeresstraße heißt.

Die Gaststätte Meyer, die an der Herrenstraße lag, wurde von den jungen Männern, die hier 1901 einen Turnverein gründeten, als die „Höhle des Löwen“ bezeichnet, befand man sich hier mitten im Dorf doch bei den „besseren“ Mitgliedern der Heessener Dorfgemeinschaft. In den 1930er Jahren wurde die Straße mit sehr schönen repräsentativen Wohnhäusern bebaut.

Als der jüdische Kaufmann David Blumenthal, dessen Geschäftshaus an der Heessener Dorfstraße 31 stand, in der „Reichskristallnacht“ 1938 Zuflucht bei Nachbarn in der Herrenstraße suchte, fand er niemanden, der ihm die Tür öffnete. Über 150 Jahre Assimilation im Dorf hatten hier wie anderswo nicht dazu geführt, dass ihm, dem Juden, Unterschlupf und Hilfe gewährt wurde. 1946 beschloss die Gemeindeverwaltung Heessen auf Antrag der KPD die Herrenstraße in David-Blumenthal-Straße umzubenennen. Der Antrag wurde gegen die Stimmen der CDU angenommen. Die ganze Aufregung war jedoch völlig umsonst, denn die ausgewanderten Söhne des in Minsk ermordeten David Blumenthal weigerten sich, ihre Einwilligung zu der Umbenennung zu geben.

Nun schlug die CDU-Fraktion vor, die Straße in Klemens-August-Straße umzubenennen, nach Klemens August Kardinal von Galen, Bischof von Münster, weil „er einer der unerschrockensten und tapfersten im Kampf gegen das Nazitum“ gewesen war. Der spätere Ortsheimatpfleger Emil Steinkühler (30.11.1897-21.2.1991) argumentierte jedoch, dass der Name Herrenstraße erhalten bleiben solle, weil er uralt sei und eine wichtige Geschichtsquelle mit der Umbenennung verschüttet würde. Die Umbenennung wurde mit 9 Stimmen gegen 8 Stimmen bei 3 Enthaltungen abgelehnt. Dieses Beispiel zeigt, wie sehr die Straßenbenennungen zum Politikum werden konnten und sich hier die unterschiedlichen weltanschaulichen und politischen Anschauungen manifestieren.[1]

Hausnummern

4 Baudenkmal Herrenstraße 4
9 Kindertagesstätte St. Stephanus

Besonderheiten

 

Einzelnachweise

  1. zitiert nach Rita Kreienfeld, Quelle: Alte Homepage des Heimatverein Heessen