Hermann Haedenkamp

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Dr. Hermann Haedenkamp (* 6. März 1809 in Halle (Westf.); † 23. Oktober 1860 in Hamm) war Lehrer am Gymnasium in Hamm.

Leben

Hermann Haedenkamp besuchte zunächst das Gymnasium in Bielefeld. Sein Studium der Fächer Mathematik und Naturwissenschaften nahm er in Königsberg auf. Nach dem Probejahr, das er ab Ostern 1835 am Gymnasium Hammonense absolvierte, wurde er dort als Gymnasiallehrer eingestellt. Am 3. Februar 1843 wurde ihm das Prädikat "Oberlehrer" verliehen.

Haedenkamp trat als Stadtverordneter (belegt 1852 bis 1860) in Erscheinung und bekleidete weitere städtische Ehrenämter.

Er begründete den Gewerbe-Leseverein, dessen langjähriger Vorsitzender er war. 1855 wurde er kommissarisch zum Vorsitzenden der Kreisprüfungskommission für Handwerker ernannt.

Forschungen

Haedenkamp war offensichtlich auch astronomisch interessiert. Ein Forscherfreund beschreibt im Jahr 1854, wie sich beide mit der besten damaligen Kommunikationstechnik austauschend im November 1853 zur Beobachtung von Sternschnuppen in Münster und Hamm verabredet hatten: [1]

Wegen völlig ungünstiger Witterung konnten während der Novemberperiode keine Beobachtungen angestellt werden. Sowohl für die Novemberperiode selbst, als auch für mehrere Tage vor derselben hatte ich mich mit Herrn Dr. Haedekamp in Hamm (4 1/2 Meilen von Münster) zu einer gemeinschaftlichen Beobachtung eigener Art verabredet,wie ich sie bereits vor 2 Jahren in Aachen angestellt hatte. Durch die gütige Erlaubniss der Direction der Münster-Hammer Eisenbahn war mir der Gebrauch des, von Münster nach Hamm gehenden, elektrischen Telegraphen zur Benutzung übergeben worden. Herr Dr. Haedekamp und ich verfügten uns an mehreren Abenden an die Stationen der Eisenbahnen zur verabredeten Stunde, begrüßten einander und mußten aber jedes Mal unverrichteter Sache wieder nach Hause gehen. Ich hatte mich nämlich verabredet, dass jede in Hamm gesehene Sternschnuppe durch ein kurzes Zeichen mir augenblicklich nach Münster durch den Telegraphen mitgetheilt würde, um auf der Stelle entscheiden zu können, ob dieselbe auch in Münster wahrgenommen war oder nicht. Nur am 9. war auf eine halbe Stunde günstige Witterung, aber es wurde, da das Mondlicht zu stark war, um die kleineren Sternschnuppen wahrzunehmen, keine einzige Sternschnuppe an beiden Stationen zu sehen.
Von meteorologischem Interesse möchte folgende Beobachtung sein, die ich eben an dem Abende des 9. Novembers machte, wie eine Nebelbildung in demselben Momente sich auf weite Räume erstreckt. Um halb 9 Uhr erhebt sich vom Horizonte aus ein Nebel. Ich telegraphire nach Hamm "hier hebt sich ein Nebel" und erhalte augenblicklich die Gegennachricht "hier auch". Nach 5 Minuten ist der ganze Himmel mit Nebel bedeckt; eben will ich dieses nach Hamm telegraphiren, da bringt mir der Telegraph von Hamm her die Nachricht "Nebel bedecken den ganzen Himmel".

Bemerkenswert ist hier natürlich auch die meteorologische Beobachtuzng großflächiger Nebelbildungen, die wohl erstmalig in dieser Form zwischen Münster und Hamm gemacht worden sind.

Publikationen

Von Haedenkamp sind einige Arbeiten im unter Mathematikern besonders geschätzten Journal für die reine und angewandte Mathematik (herausgeber A.L. Crelle) publiziert, unter anderem ein Beitrag über Abelsche Integrale (Bd. 25, Berlin 143, S. 178-183).

  • Gleichung der graden Linie und der Ebene, auf schiefwinklige Coordinaten bezogen. In. Archiv der Mathematik und Physik. 3. Theil. Greifswald 1843. S. 67-74
  • Bemerkung über eine von Ivori gefundenen Eigenschaft convokaler Ellipsoide. In: Archiv der Mathematik und Physik. 3. Theil. Greifswald 1843. S. 397-399
  • Mechanische Construction der Lemniskate. In: Archiv der Mathematik und Physik. 3. Theil. Greifswald 1843. S. 400
  • Wirkung einer elektrischen Spirale auf ein in der Axe der Spirale liegendes magnetisches Theilchen. In: Annalen der Physik und Chemie. 3. Reihe. 18. Band. Leipzig 1849. S. 58-64
  • Ueber die Wirkung linearer electrischer Ringe auf die magnetische Flüssigkeit. In: Archiv der Mathematik und Physik. 14. Theil. Greifswald 1850. S. 204-213

Nachruf auf Leben und Werk

Folgender Nachruf auf Hermann Haedenkamp wurde im Jahr 1860 veröffentlicht: [2]

Nekrolog.

Wenn der Verein stolz darauf sein muss, unter seine Mitglieder alle diejenigen Bewohner unserer Provinzen zu zählen, welche für die naturhistorische Forschung thätig erweisen, so ist der Verlust eines solchen Mitgliedes um so mehr zu beklagen, wenn dasselbe auch in seinem nächsten Kreise segensreich und mit Erfolg für die Verbreitung tüchtiger Kenntnisse gewirkt hat; wir müssen eine Ehre darein setzen , einem solchen Streben auch für die Dauer ein Andenken unter uns zu bereiten und zu diesem Behufe theilen wir folgenden in dem Westphälischen Anzeiger vom 31. October enthaltenen Nachruf mit, welcher den Verlust des eifrigen thätigen Mitgliedes beklagt, des

Dr. Hermann Haedenkamp

welcher vielfach den Generalversammlungen beiwohnte und durch sein bieder tüchtiges Wesen sich viele Freunde unter den Vereinsmitgliedern erworben hat. Derselbe wurde am 6. März 1809, als pauperum sanguis parentum, in der Nähe des Kreisstädtchens Halle in Westpbalen geboren. Durch einen glücklichen Zufall fügte sich's, dass der dortige, später nach Gehlenbeck im Mindenschen versetzte und daselbst verstorbene menschenfreundliche Prediger Rediker auf den seltenen, schon damals der Sternkunde vorzugsweise zugewendeten Lerneifer des Knaben aufmerksam wurde und dessen Ausbildung von da an mit freundlicher Theilnahme in so weit förderte, dass er in seinem 17. Lebensjahre dem Gymnasium der benachbarten Stadt Bielefeld übergeben werden konnte. Von seinem gütigen Gönner dem dortigen Superintendenten Scherr und dessen Schwager, dem Gymnasial-Director Professor Krönig angelegentlich empfohlen, fand der junge Haedenkamp bei den durch menschenfreundlichen Sinn stets ausgezeichneten Bewohnern Bielefelds die von seinen väterlichen Freunden erbetene Unterstützung in befriedigendem Masse. Auch Graf Schmiesing zu Tadtenhausen- nahm sich des Unbemittelten mit freundlicher Bereitwilligkeit an. Bei seinen bald hervorragenden Leistungen im mathematischen und physikalischen Fache stieg Haedenkamp ungewöhnlich rasch in die oberen Gymnasialklassen auf, musste jedoch, da er in den übrigen Unterrichtsgegenständen zurückgeblieben war, den angestrengtesten Fleiss anwenden , um auch in diesen billigen Anforderungen zu genügen. Solche Anstrengung wirkte auf die sonst so feste Gesundheit dermassen ein, dass ihn plötzlich ein gefährliches Brustleiden befiel, von welchem er jedoch bald so glücklich genas, dass er von da an bis etwa 9 Monate vor seinem Hinscheiden, eine kurze, aber nicht minder bedenkliche Unterbrechung abgerechnet, sich eines seltenen, beneidenswerthen körperlichen Wohlseins erfreute. Nachdem er am Gymnasium zu Bielefeld die Maturitätsprüfung im Allgemeinen befriedigend, im mathematischen und physikalischen Fache sehr ausgezeichnet bestanden bezog er die Universität zu Königsberg, anfangs gesonnen unter der Leitung des berühmten Bessel, der den rege aufstrebenden Jüngling bald lieb gewann, sich ausschliesslich dem Studium der Astronomie zu widmen. Bald jedoch zog er auch das Lehrfach der Mathematik und Naturkunde in den Kreis seiner Studien., und die ehrenvolle Lösung einer mathematisch-physikalischen Preisaufgabe, so wie die demnächst vor der dortigen wissenschaftlichen Prüfungs-Commission abgelegte Prüfung gaben rühmliches Zeugniss von den tüchtigen Kenntnissen, die der durch Sorgen und mannigfache Entbehrungen in seinem geistigen Streben nicht gehemmte Jüngling, ex humili potens, sich erworben. Auf angelegentliche Verwendung seiner väterlichen Gönner in Bielefeld und auf Empfehlung des Provinzial-Schul-Collegiums in Munster trat Haedenkamp am 1. März 1835 als Probe-Candidat beim hiesigen Gymnasium für Mathematik und Physik ein, und vertrat während seines Probejahrs vom 1. Juni ab den inzwischen in eine ehrenvolle Stellung nach Hannover abberufenen Professor Dr. Tellkampf, der sich bis dahin treulich bemüht hatte, seine anerkannt ausgezeichnete Lehrgabe und Lehrmethode dem jungen Freunde nützlich zu machen. Seit dem 1. April 1836 fungirte Haedenkamp als ordentlicher Lehrer der Mathematik und Physik am hiesigen Gymnasium, und nachdem er sich durch eine der philosophischen Facultät zu Göttingen eingesandte mathematische Abhandlung den Doctortitel erworben, ward er im Februar 1843, in verdienter Anerkennung seiner bisherigen Leistungen zum vierten Oberlehrer der Anstalt befördert. Nachdem das Jahr 1839 ihm die befriedigende Wohlthat einer Häuslichkeit gebracht, betheiligte er sich auch als Lehrer der Naturkunde an dem Unterrichte der damaligen Töchterschule. Seit dem Jahre 1852 stand er als Nachfolger des inzwischen verstorbenen Conrectors Viebahn, der hiesigen Sonntagsschule vor, und was er in dieser Eigenschaft, was er als Mitglied der Gemeinde als Vorstand des Gewerbe-Lesevereins, welcher ihm mehrere, beifällig aufgenommene populäre Vorträge über Gegenstande allgemeinen Interesses verdankt , war er als Vorsitzender der Handwerker-Prüfungs-Commission, auch über seine gesegnete, anregende Wirksamkeit als Gymnasiallehrer hinaus gewirkt und genützt hat, ist zu bekannt, zu allgemein anerkannt, als dass es hier noch besonderen Nachweises bedürfte. Wenngleich dem so vielfach in Anspruch genommenen Manne nur wenig Musse übrig blieb so veröffentlichte er dennoch. u. A. in Gruner‘s Archiv etc., einige Abhandlungen mathematischen, physikalischen und astronomischen Inhalts. Durch das Vertrauen seiner Mitbürger mehrmals zum Wahlmann erwählt, ist er beim Abgeben seiner Wahlstimme mit männlichem Muthe Grundsätzen gefolgt, die, wie er aus Erfahrung wusste, in jenen Zeiten von massregelnder Verfolgungssucht ausnamslos bedroht waren. Nachdem er zu Michaelis 1858 in die inzwischen erledigte dritte Oberlehrer-Stelle des Gymnasiums eingerückt war, befiel gegen Anfang dieses Jahres den durch seine rastlose Thätigkeit, durch meistens mehr anspannende kürzere und längere Ausflüge Angegriffenen, schon im J. 1855 durch mehrwöchentliches Lungenleiden ernstlich Bedrohten, demnächst jedoch anscheinend völlig Genesenem n bedenkliches Abnehmen der früher so ungewöhnlich festen Körperkraft; doch selbst da, als das unaufhaltsam zehrende Leiden schon an seiner Gesundheit nagte, gönnte der in seinem Amte stets so Gewissenhafte sich keine Zeit zum Kranksein, bis ihn endlich die ernstlich zunehmende Schwäche nöthigte, seine Lectionen aufzugeben und auf ärztliche Verordnung Genesung bei den Heilquellen von Soden zu suchen. Anscheinend gekräftigt, von Lebenshoffnung neu belebt, kehrte er, zu nicht geringer Aufheiterung der Seinigen, von dort zurück; dennoch steigerte sich, ihnen und ihm selbst unerwartet, seine Krankheit bald so, dass allmählig Todesgedanken, nur zeitweillig von aufkeimender Hoffnung auf Genesung verdrängt , sich ihm aufdrängten: er fing an sein Haus zu bestellen und sich vorzubereiten auf den letzten Schritt aus diesem Leben. Dem sich neigenden Mittage seines Lebens sollte kein Abend folgen; die Lebensfrist, welche das bekannte Schriftwort dem Menschen zuweist, sie war ihm nicht beschieden. In den Frühstunden des 24. d. Mts. ist er durch eine sanfte, von seiner Umgebung kaum wahrgenommene Auflösung aus dem Kreise seiner Gattin und Kinder, denen er mit treuer Sorge zugethan war, aus der Mitte einer rastlosen, gesegneten Wirksamkeit, aus der Reihe seiner Amtsgenossen abgerufen, in denen sein Andenken stets innig fortleben wird. An einem schönen heitern Herbsttage wurde ihm durch ein ungewöhnlich zahlreiches Gefolge der verdiente Zoll dankvoller Werthschätzung dargebracht.
Hamm, den 28. Octbr. 1860.

Literatur

  • Artikel „Haedenkamp, Hermann“ von Moritz Cantor in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 10 (1879), S. 310, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: http://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Haedenkamp,_Hermann&oldid=1681338 (Version vom 11. November 2012, 11:40 Uhr UTC)
  • Festschrift zur 300-Jahr-Feier des Staatlichen Gymnasiums in Hamm. 1657–1957, Hamm 1957, S. 301 Nr. 39 (Dr. Jobst Haedenkamp).
  • Warner: Zur Geschichte des Gymnasiums seit 1857, in: Festschrift zur Feier des 250jährigen Bestehens des Königlichen Gymnasiums zu Hamm i.W., Hamm 1907, S. 174 (Kurzbiographie).

Anmerkungen

  1. J.F. Julius Schmidt: Sternschnuppen im Jahr 1853 (Schluß). In: Unterhaltungen im Gebiete der Astronomie, Geographie und Meteorologie. Nr. 3. 1854 S. 17-20.
  2. Verhandlungen des naturhistorischen Vereines der preussischen Rheinlande und Westphalens. 17. Jahrgang. Bonn 1860. Correspondenzblatt Nr. 2. S. 74-77