Heinz Booms

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Heinz Booms († 11.05.2004) war langjähriger Pfarrer der St. Theresia-Gemeinde Heessen und Dechant in Hamm-Nord. 2019 wurden Missbrauchsvorwürfe gegen den Geistlichen bekannt, die sich 2022 zum Skandal ausweiteten.

Leben

Heinz Booms wurde am 16.03.1957 zum Priester geweiht. Er wurde 1957 Kaplan in Kranenburg, 1960 kam er als Kaplan der Gemeinde St. Stephanus nach Heessen. Von 1964 bis 2004 war er dann Pfarrer von St. Theresia.[1]

Booms war Mitbegründer der Hospizbewegung in Hamm und später Dechant in Hamm-Nord. Wegen seines Engagements galt er als hoch angesehen, unter anderem war er auch am Aufbau der Caritas-Sozialstationen beteiligt.[2]

Booms verstarb am 11. Mai 2004 und wurde auf dem Sundernfriedhof beigesetzt.[3] Posthum ehrte man ihn für sein Lebenswerk mit dem Bürgerpreis des Jahres 2004.[4]

Missbrauchsvorwürfe

Booms steht im Verdacht, mindestens in den 1960er- und 1970er-Jahren vielfach[5] Mädchen sexuell belästigt und missbraucht zu haben. Ob die Serie ab den 1980ern noch fortgesetzt wurde, ist derzeit nicht bekannt.[6] Dem Bistum Münster wurden entsprechende Vorwürfe erstmals 2019 bekannt. Inzwischen ist Booms einer von 197 Geistlichen, die auf der Missbrauchsliste des Bistums stehen und bei denen bereits eine sogenannte „Anerkennung des Leids“ gezahlt wurde.[2] Konkret erhielt ein Opfer im Jahr 2022 15.000 Euro Entschädigung.[5]

In vielen Fällen soll es zu sogenannten Nachbeichten gekommen sein. Booms soll den Vorwürfen zufolge Mädchen, die in Beichten von romantischen Begebenheiten berichteten, später – teils über Monate – in sein Büro zur „Nachbeichte“ bestellt haben, wo er zunächst den Schambereich „untersuchen“ wollte. Diese „Untersuchungen“ sollen sich bis zu schweren sexuellen Übergriffen gesteigert haben.[5] Booms habe den Heranwachsenden dabei suggeriert, zu diesen „gynäkologischen Untersuchungen“ berechtigt zu sein. In mindestens je einem Fall soll er sich auch zuhause bzw. auf einer Autofahrt[3] sowie in mehreren Fällen auf Kirchenfahrten ins Lager Ameland an Mädchen vergangen haben.[6]

Aus der Angst heraus, dass ihnen nicht geglaubt werden könnte, sind offenbar viele Opfer seinerzeit nicht zur Polizei gegangen und haben sich niemandem anvertraut.[2]

Aufarbeitung

Nachdem der Westfälische Anzeiger im November 2022 eine Reportage unter dem Titel Verhängnisvolle „Nachbeichten“: Die dunkle Seite des Heinz Booms veröffentlichte, meldeten sich zahlreiche weitere mutmaßliche Opfer[2] bei verschiedenen Stellen. Auch Christoph Gerdemann, der Pfarrer der heutigen Pfarrgemeinde Papst Johannes, zu der St. Theresia inzwischen gehört, griff nun die Vorwürfe auf. Er hatte erst am 8. November durch die Recherchen des WA von den Vorfällen erfahren.

Am 16. November 2022 fand auf Veranlassung von Pfarrer Gerdemann um 19 Uhr zu den Vorwürfen eine Versammlung im Pfarrheim St. Marien statt, die von Stefan Werding (Redakteur Westfälische Nachrichten) moderiert wurde. Es waren rund 50 Personen erschienen. Mehrere betroffene Frauen schilderten ihre Erlebnisse. Die Warnung, sich „nicht auf den Schoß“ Pfarrers zu setzen, habe damals die Runde gemacht. Auf die Frage, ob es sich um ein offenes Geheimnis gehandelt habe, sei nach Berichten des WA Zustimmung im Plenum zu vernehmen gewesen.[3]

Nach Heinz Booms wurde 2006 der Dechant-Heinz-Booms-Weg benannt. Im Zuge der Missbrauchsvorwürfe wurde Mitte November 2022 beschlossen, den Weg umzubennenen und das Straßenschild mit sofortiger Wirkung zu entfernen. Am 23. November wurde auch sein Grab auf dem Sundernfriedhof eingeebnet.[6] Entsprechende Forderungen waren zuvor von einer Geschädigten erhoben worden. Die Einebnung erfolgte dabei auf Betreiben der Angehörigen. Aufgrund der Totenruhe blieben die sterblichen Überreste jedoch unter der Erde, nur die Grabstelle wurde entfernt.[6]

Einzelnachweise