Rhynernstraße 2
Wasserschloss Haus Hohenover
Haus_Hohenover02.jpg

Haus Hohenover im Februar 2009

Bezirk Hamm-Uentrop
Stadtteil Norddinker
Adresse Rhynernstraße 2
PLZ 59071
Typ Schlossanlage / Herrenhaus
Denkmalliste Stadt Hamm No. 42 seit dem 4. Febraur 1986
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Stand der Daten 18.10.2022

Das einstige Wasserschloss liegt in unmittelbarer Nähe der Ahse. Man nimmt an, dass der Name Hohenover „hohes Ufer“ bedeutet.

Hohenover ist eines von neun bereits im 13. Jahrhundert genannten Rittergütern des Kirchspiels Dinker. Zahlreiche Adelsfamilien sind Eigentümer dieses ehemaligen Rittersitzes gewesen. Vieles spricht dafür, dass Hohenover in der Karolingerzeit einem verdienten Franken oder Sachsen als Lehen aus konfisziertem Königsland übergeben wurde. Der erste namentlich bekannte Besitzer des Rittergutes Hohenover ist Henrich von Galen (geb. um 1370). 1667 kaufte der Kommandant Franz von Bodelschwingh das Gut, dessen Witwe und Tochter es 1690 für 9066 Reichstaler an die Eheleute Friedrich Heinrich von Waldenheim gen. Potgießer und Anna Christine geb. von Neheim veräußerten. Egon Freiherr von Fürstenberg zu Körtlinghausen verkaufte es am 28. November 1872 an die Familie Blanke/Böning in Norddinker, in deren Eigentum es sich noch heute befindet.

Von den alten Bauten ist heute lediglich das Herrenhaus erhalten, ein schlichter, aber vornehmer zweigeschossiger Backsteinbau mit Eckpilastern aus gleichem Material und mit pfannengedecktem Walmdach über hölzernem Kranzgesims. Die Fenster haben hölzerne Blockzarten und stichbogigen Abschluss, sie sind mit Schiebefenstern in Sprossenverglasung und mit Fensterläden ausgestattet, teilweise verändert bzw. vermauert. Vor der Hoffassade, an dem Treppenpodest befindet sich ein schmiedeeisernes Gitter mit den Buchstaben Z H B unter einer Krone und der Jahreszahl 1783 (ziemlich beschädigt). Über der Haustür das Wappen der Familie zur Heiden (drei Heideblumen) mit der Umschrift: Quieti dedicatum MDCCLXXXI.

Baudenkmaleintrag

Das Haus Hohenover ist als Rittersitz bereits im Mittelalter bezeugt. Es gehört zu den kleinen, aber vornehmen Wasserschlössern auf dem Land. Das schlichte Herrenhaus zeugt in seiner Gesamtdisposition und seinen Details, die auch im Innern noch erhalten sind, von der hoch stehenden Baukunst des späten Barock.

Es ist bedeutend für die Geschichte der Menschen der Region und aus baukünstlerischen, ortsgeschichtlichen und volkskundlichen Gründen Denkmal.

Der Schutz erstreckt sich auf die Gräftenanlage, das Herrenhaus und den älteren Teil der an das Herrenhaus angebauten Wirtschaftsteile.[1]

Geschichtliche Übersicht über die Eigentümer des Hauses

Die Eigentümer von Haus Hohenover sind erst ab dem 14. Jahrhundert namentlich bekannt. Westermann gibt dazu folgende umfassende Liste der Besitzer an:[2]

Henrich von Galen, Herr zu Galen und Hohenover, geb. 1370, gest. 1390. Seine Witwe Kunigunde von Galen stiftet 1397 die Johannes Vikarie. Beider einziger Sohn war

Othmar von Galen, Herr zu Galen und Hohenover, geb. um 1390, gest. um 1438. Der Sohn Henrich erhält Galen, der Sohn Gerhard Hohenover.

Gerhard von Galen, Herr zu Hohenover, geb. um 1412, gest. 1448. Es folgt der Sohn seines Bruders Henrich:

Gerd von Galen, Herr zu Hohenover, geb. um 1432, gest. 1491. Da ohne Erben, folgt der Sohn aus erster Ehe des Bruders Tonies:

Gerhard von Galen, Herr zu Hohenover, geb. um 1462, gest. nach 1525 ohne Erben. Es folgt der Sohn aus 2. Ehe des obigen Tonies, also der Halbbruder

Tonies von Galen, Herr zu Galen und Hohenover (Halbbruder von Gerhard), geb. um 1475, vermählt mit Walrave, gest. 1540. Es folgt sein Sohn

Othmar von Galen, Herr zu Hohenover, Obrist, geb. 1497, gest. 1590, vermählt mit 1. von Kerkering, 2. mit Elsaben von Cloeth, Tochter des 1587 verstorben Joh. v. Cloeth, Herr zu Norteln, gest. 1580, 3. mit von Bredenöhl. Es folgt der Sohn aus 3. Ehe:

Gerd von Galen, Herr zu Hohenover, geb. um 1525, gest. 1589 (vor seinem Vater), vermählt mit Anna von Nehem. Es folgt sein Sohn:

Othmar von Galen, Herr zu Hohenover, geb. um 1550, gest. 1594, vermählt mit Witwe Anna von Haver, geb. v. Schülen (Stein weist darauf hin, dass Othmar jährlich zu Weihnachten aus seine halben Mühle zum Schwanen fünf Taler an die Kirche zu Dinker zahlte). Es folgt sein Bruder:

Balthasar von Galen, Herr zu Hohenover, geb. um 1573, gest. 1634, vermählt mit 1. Anna v. Korff, 2. Maria v. Galen. Aus einer Handschrift im Soester Archiv (vgl. Stein, S. 20) geht folgendes hervor:

Balthasar v. Galen hatte von seinem Vater Gerd. v. Galen viele Schulden geerbt, dazu selbst weitere gemacht, wozu der Dreißigjährige Krieg wohl das meiste beigetragen haben mag. Nach Balthasars Tod wurde eine Versammlung der Gläubiger anberaumt. Balthasars Kinder forderten vorab das ihnen gesetzlich zustehende Erbe. Balthasars Schwiegersohn Major Johann Gerhard Schilling nahm sich 1644 das Gut, jagte alle Gläubiger, in deren Hände das Gut zwischenzeitlich gekommen war, davon und gab den Pächtern Anweisungen, wurde aber durch Strafbefehl angehalten, den Gläubigern die gerichtlich eingesetzte Sühne zu belassen. Als der Major starb, und die Witwe das Gut nicht halten konnte, verkaufte sie ihren Anteil an den Obristen Franz von Bodelschwingh, Kommandant zu Hamm und Herr zu Ickern, desgleichen ihre Geschwister, sodass dieser 1666 Herr zu Hohenover wurde. Er starb bereits 1667. Seine Witwe hatte eine Tochter Anna Lucin von Bodelschwingh, die mit Gustav gerhard von Hanken, Hessen-Casselschem Geheimen Rat und Oberamtmann zu Schmalkalden, verheiratet war. Diese Tochter verkaufte das Gut 1700 an Herrn Johann Caspar von Nehem, Herr zu Vogelhoff in Norddinker (Diese Angabe aus der hier als Quelle benutzten Soester Handschrift ist offenbar nicht ganz zutreffend, vgl. unten).

Johann Gerhard von Schilling, geb. um 1590, gest. vor 1666, vermählt mit Maria von Galen, Tochter des Balthasar v. Galen.

Franz v. Bodelschwingh, gest. 1667. Dessen Witwe und Tochter verkauften 1690 das Gut für 9066 Taler an

Friedrich Heinrich von Waldenheim gent. Potgießer zu Heidhoff und Braam und dessen Ehefrau Anna Christina v. Nehem. Von beider Tochter Clara Sibilla, Ehefrau des Johann Wilh. v. Ossenbruch zur Wiesche, erwarb es im Jahre 1701 für 12.000 Taler ihr Oheim

Johann Caspar von Nehem, Herr zu Vogelhoff und nun auch zu Hohenover, gest. 1704. Es folgt sein Sohn

Johann Adolf v. Nehem, Herr zu Hohenover. Er verkaufte zur Abwendung des Konkurses das Gut für 16.000 Taler an

Christian Albert zur Heiden, Justizrat in Hamm, geb. um 1720, gest. 1782. Nachdem letzterem acht Töchter beschert waren, kam endlich der ersehnte Sohn, der jedoch ein Verschwender wurde. Paul Stein berichtet in seinem Heimatbuch für das Kirchspiel Dinker aus dem Jahre 1934, dass noch zu dieser Zeit der Spottvers ging:

"Acht Töchter, leider! Aber sie haben Kleider! Ein Sohn, o Tropf, hat keinen Hut auf dem Kopf"

Es folgt sein Sohn

Bernhard zur Heiden, geb. um 1760, gest. 1822. Dieser verkauft das Gut 1815 an

Anselm Franz Joseph von Devivre, Erbritter des hl. Römischen Reiches. Von diesem erwarb es 1823 für 27.310 Taler

Freiherr von Fürstenberg zu Adolfsburg. Von diesem gelangte es auf dem Erbwege an

Egon Freiherr von Fürstenberg zu Körtlinghausen. (In den Jahren 1847 bis 1872 war das Gut an einen Löcke aus Werl verpachtet, dessen Sohn Oberbürgermeister von Arnsberg war). 1872 verkaufte Egon Freiherr v. Fürstenberg u. Körtlinghausen das Restgut mit etwa 30 Morgen für rund 8.350 Taler an

Diedrich Blanke, geb. Hamm 1829, gest. 188, vermählt mit 1. Maria Böning aus Norddinker und 2. Sophie Böning, geb. 1835 Norddinker, gest. 1903. Es folgte sein Stiefsohn

Friedrich Böning gen. Blanke, geb. Norddinker 1863, vermählt mit Sophia Volle aus Vöckinghausen. Von diesem kam es im Erbwege auf

Friedhelm Böning.

Großbrand

In der Nacht vom 31. Juli auf den 1. August 2022 kam es zu einem Großbrand auf Haus Hohenover. Dabei wurde das Haupthaus stark beschädigt. Es ist ebenso einsturzgefährdet wie die Nebengebäude.[3] Nach Angaben eines Polizeisprechers liegen „Hinweise auf Brandstiftung“ vor. Die Hammer Feuerwehr war in Norddinker zeitweise mit etwa 80 Kräften im Einsatz, aus den Einsatzbereichen Osttünnen, Süddinker, Norddinker und Rhynern sowie aus der Hauptwache. Das Technische Hilfswerk (THW) unterstützte sie mit Baggern.[4]

Nach Angaben der Polizei vom 2. August sollte der Sachschaden ca. 300.000 Euro betragen.[5] Diese Zahl ist aufgrund von Berichten des WA aufgrund neuer Gutachten als zu gering einzuschätzen. Unter anderem wurden die Wände und Decken, die teils aus Lehm gefertigt sind, stark geschädigt.[3]

Presseartikel

Literaturnachweis

  • BKD 1959, Seite 353f.
  • Richtering 1976, Seite 136f.
  • N.N.: Baudenkmalbeschreibung No. 42, Stadt Hamm - 65/Untere Denkmalbehörde

Geografische Koordinaten

Koordinaten: 51° 38' 35.64" N, 7° 55' 42.22" O

Einzelnachweise

  1. Denkmalwertbegründung - zitiert nach Denkmalliste der Stadt Hamm, Bestandsverzeichnis lfd. Nummer 42
  2. vgl. Herbert Westermann: Die märkischen Dörfer im Kirchspiel Dinker in Vergangenheit und Gegenwart. Frielinghausen Norddinker Vöckinghausen. Dortmund 2021. S. 188-189
  3. 3,0 3,1 Wa.de vom 9. August 2022
  4. WA-Online vom 1. August 2022
  5. Wa.de vom 2. August 2022