Erlebensraum Lippeaue

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Erlebensraum Lippeaue
Erlebensraum Lippeaue (2022)-4.jpg

Flutmulden
nach der Renaturierung bereits bewachsen

Bezirk Mitte
Adresse Münsterstraße
PLZ 59065 Hamm
Typ Naherholungsgebiet/Flussaue
Existiert seit 2022
Webseite Erlebensraum Lippeaue auf hamm.de
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Stand der Daten 22.12.2022

Als Erlebensraum Lippeaue bezeichnet die Stadt Hamm ein derzeit in der Ausführung befindliches Naturschutz- und Tourismusprojekt in den Lippeauen nahe des Flugplatzes.

Anstelle des Baus des 2006 an einem Votum der Bürger gescheiterten Lippesees wird seit 2018 die Lippeaue renaturiert und in diesem Zuge der Hochwasserschutz verbessert. Für Touristen entstehen neue Wander- und Radwege, ein Aussichtsplateau und eine Aussichtsplattform, ein öffentlicher Auenpark mit Veranstaltungsflächen sowie Informationstäfelchen zur Flora und Fauna.

Das Projekt ist eine Kooperation des Lippeverbands mit der Stadt Hamm. Die Gesamt-Investitionssumme beträgt ca. 38,4 Mio €, wovon die Stadt Hamm 7,4 Mio. € trägt. Der Eigenanteil der Stadt beläuft sich jedoch lediglich auf 10 % dieser Summe (740.000 €),[1] die verbleibenden 90 % werden im Zuge der Programme „Grüne Infrastruktur NRW“ des Ministeriums für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz (im Rahmen des europäischen Förderprogramms für regionale Entwicklung) sowie das Landesprogramm „Lebendige Lippe“ beigesteuert.[2]

Die Fertigstellung ist gegenwärtig für März 2023 avisiert.

Geschichte

Lippeaue vor Renaturierung (2015), Bild: © RVR, 2015, Datenlizenz Deutschland - Namensnennung – Version 2.0.
Datei:Erlebensraum Lippeaue Luftbild 2020.jpg
Lippeaue nach Renaturierung (2020), Bild: © RVR, 2020, Datenlizenz Deutschland - Namensnennung – Version 2.0.

Das Projekt umfasst etwa 195 Hektar zwischen der Fährstraße im Osten der Stadt und der Römerstraße im Westen. Es reicht damit vom Bezirk Mitte in den Bezirk Bockum-Hövel. Mit der Schaffung des „Erlebensraumes“ werden unter anderem eine Lipperenaturierung, die Verbesserung des Hochwasserschutzes sowie eine naturschonende Erschließung des Areals zur Freizeitnutzung verfolgt.

Der symbolische erste Spatenstich erfolgte im Beisein von Oberbürgermeister Hunsteger-Petermann am 18. Dezember 2018. Als erste Maßnahme wurde ein neuer Abwasserkanal von der Kläranlage Mattenbecke zur Münsterstraße verlegt, der den Abfluss aus einem Regenrückhaltebecken in die Lippe ermöglichen soll.[3] Anschließend wurde der Verlauf der Lippe durch den Aushub einer neuen Schleife renaturiert. In den Armen des Flusslaufs entstanden dadurch Mulden als Überflutungsflächen bzw. Feuchtwiesen. Zudem wurde ein neuer Deich errichtet. Mit dem Aushub der Renaturierungsarbeiten wurde ferner ein Plateau aufgeschüttet, das eine bessere Aussicht über die Auen gewährleisten soll.

Am 28. März 2022 besuchte die damalige Umweltministerin von NRW, Ursula Heinen-Esser, die Baustelle und ließ sich den Fortschritt durch Oberbürgermeister Marc Herter erläutern.[2]

Im Dezember 2022 wurde eine Aussichtsplattform an der Münsterstraße eröffnet, die in einer Höhe von 5 Metern den Ausblick über das Areal ermöglichen soll. Bereits zum 1. Dezember 2022 begann ein „Ranger“ mit seiner Arbeit im Erlebensraum, der die Ordnung und Pflege der Landschaft sicher- sowie den Kontakt zu Besuchern herstellen soll.[4]

Bis Anfang 2023 werden noch der Auenpark und weitere Rad- und Wanderwege angelegt. Aufgrund von Verzögerungen mussten die Fördermittelgeber eine Verlängerung der Maßnahmen bis Ende März 2023 zustimmen.[4]

Projektbestandteile

Hochwasserschutz und Renaturierung

Flutmulden (verwachsen, 2022)

Durch den Einbau natürlich geformter Schleifen in der Lippe wurde deren Flusslauf in den Jahren 2018 und 2019 um 800 Meter verlängert und verlangsamt.[3] Außerdem wurden ergänzende Flutmulden ausgebaggert, die im regenreichen Sommer des Jahres 2021 erstmals, wie geplant, geflutet wurden. Beim Ausbaggern der Mulden hinterlassene Sandbänke wurden als Dünen bewusst beibehalten.[5]

Deich

Lippedeich und Deichkronenweg (Im Bau, 2022)

Seit Juli 2020 wurde durch Versenkung von Spundwänden und Aufschüttung des Erdreichs auf 1,3 km Länge[1] ein neuer Lippedeich errichtet.[6][7] Er hat eine Länge von 1,3 km und umfasst 85.000 m³ Erde.[8] Letzte Restarbeiten liefen im Juni 2022 noch.[9]

Auf dem Deich wurde ein Kronenweg angelegt, der ab der Überführung an der Münsterstraße bis zum Klärwerk verläuft. Mit seiner sandfarbenen Asphaltdecke setzt der neue Weg nunmehr einen optischen Akzent in der Landschaft.[10]

Im Deichseitengraben werden zwei neue Vogelbeobachtungshütten öffentlich zugänglich sein.[1]

Wiesen

Für die Beweidung der durch den Einbau der Lippeschleifen neu geschaffenen Wiesen werden seit Juli 2021 ganzjährig schottische Hochlandrinder eingesetzt.[11]

Aussichtspunkte

Im Projektgebiet entstehen insgesamt drei neue Aussichtspunkte:

Aussichtsplateau

Mit ca. 110.000 Kubikmetern Abraum der Renaturierungsarbeiten wurde zwischen Flugplatz und Lippedeich ein Aussichtsplateau errichtet. Es ist ca. 450 m lang und 70 m hoch und wurde 2021 vollendet. Die Nutzung des Aushubs als Aussichtsplateau machte nach Angaben der Projektverantwortlichen knapp 18.000 LKW-Fahrten durch die Stadt überflüssig.[1]

Das Plateau wird von einer geteerten Straße durchkreuzt, die den Kanuten des Wassersportzentrums als Zubringer auf den Kanal dient.[12]

Aussichtsplattform

Baufortschritt an der Aussichtsplattform im Juli 2022
Bauarbeiten an der Aussichtsplattform (Oktober 2022)

Über einer Trafostation südlich des HAMTEC-Gebäudes wurde eine grün lackierte Aussichtsplattform in Lochblech-Optik errichtet. Das Gebäude wurde dabei teilweise ummantelt, neu gestrichen und so versteckt. Die Aussichtsplattform ermöglicht den Blick auf die südliche „Schweinemersch“ und den späteren Auenpark. Die Höhe beträgt circa 5 Meter. Zudem gibt es hier ein digitales Info-Display an der Fassade, auch da die Plattform nicht barrierefrei ist.

Die Planung übernahm das Büro Berghaus Architekten Hamm, die Finanzierung der knapp 140.000 € Investitionssumme stammte zu 90 % aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) und des Landes NRW. Baubeginn sollte ursprünglich Februar 2022 sein,[13] dieser Termin verzögerte sich jedoch aufgrund Materialmangels. Auch im Juli 2022 waren die benötigten Lochbleche nicht lieferbar und die Arbeiten entsprechend nicht vorangeschritten.[9]

Im Oktober war die Einkleidung der Aussichtsplattform im Gange, Ende November war sie praktisch abgeschlossen.[4] Die offizielle Einweihung erfolgte am 16. Dezember im Beisein von Oberbürgermeister Marc Herter und Dr. Uli Paetzel, Vorstandsvorsitzender des Lippeverbandes.[14]

Archäologischer Infopunkt Nienbrügge

Im Westen des Areals, nahe der Bahnbrücken bzw. an der Kornmersch, schüttet die Stadt einen Erhügel mit 30 Metern Durchmesser und 5 Metern Höhe als Infopunkt auf, von dem aus der Blick auf das Gelände der 1225 zerstörten Burg Nienbrügge ermöglicht wird. Treppen gestatten den Aufgang auf den Aussichtspunkt, wo Infotafeln über die Burg aufklären sollen. Die Arbeiten begannen Ende Oktober 2022 und sollen knapp 220.000 € kosten. Hierzu fanden zu Beginn weitere Ausgrabungen auf dem ehemaligen Burggelände statt.[15]

Die Maßnahme wurde mit einer Förderung von 156.000 € bezuschusst, die 2020 durch die Bezirksregierung Arnsberg erteilt wurde.[16]

Freizeitangebote

Bauarbeiten am Entree zum Auenpark (Juli 2022)
Bauarbeiten am Eingangsbereich (Oktober 2022)

Das Freizeitangebot wird aus einem Auenpark, einem naturnahen Lippestrand sowie Rad- und Wanderwegen bestehen. Die Erschließung erfolgt von der Brücke über die Münsterstraße her. Nördlich der Brücke entsteht ein Eingangsplatz, der über Treppen mit Sitzstufen erreichbar ist.[1]

Der Bau der Zugangstreppen war Ende September 2022 in Ausführung.[17]

Auenpark

Im Auenpark, der von der Stadt Hamm allein gestaltet wird, wird es neben Veranstaltungsflächen für 400 Gäste auch eine temporäre Gastronomie sowie Sportangebote wie Bouldern, Disc Golf und verschiedene Fitnessgeräte geben. Die konkreten Pläne hierzu wurden im September 2021 vorgestellt.[18]

Der Park wird von der Münsterstraße aus zugänglich sein. Im Zuge seiner Errichtung werden 500 m neue Wege angelegt und 1,6 km alte Wege ertüchtigt.[1]

Baubeginn sollte zunächst Anfang Mai 2022, Fertigstellung im März 2023 sein.[19] Nachdem sich die Vergabe des Auftrags im Zuge der verpflichtenden europaweiten Ausschreibung verzögert hatte, erhielt Ende Mai das Hammer Gartenbauunternehmen Mennigmann den Zuschlag.[20] Im Juni begannen die Bauarbeiten. Zunächst wurden Gehölzer zurückgeschnitten und Wege für die Baumaschinen angelegt, die später zu Fuß- und Radwegen ausgebaut werden sollen. Dadurch wurde eine doppelte Beeinträchtigung der Flora vermieden.[9] Im Herbst erfolgte die Betonage des Eingangsbereichs.

Lippestrand

Lippestrand (im Bau, 2022)

Als Teil des Auenpark-Areals wurde außerdem ein Lippestrand geschaffen.[21] Dieser wird aufgrund der allgemeinen Wasserqualität der Lippe jedoch ausdrücklich nicht als Badestrand ausgewiesen sein. Für die Aufschüttung des Strandes kam lehmhaltiger Sand zum Einsatz, der vor Ort bereits von der Lippe abgelagert worden war.[22]

Weitere Bilder

Einzelnachweise

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