Dolberger Straße 53

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Dolberger Straße 53
Rotes Läppchen
Bezirk Heessen
Stadtteil Heessen
Adresse Dolberger Straße 53
PLZ 59073
Typ Wohn-/Gasthaus
Gebäudetyp Fachwerkgebäude
Existiert seit Ende 18. Jahrhundert
(heutiger Bauzustand)
Denkmalliste Stadt Hamm Nr. 258 seit dem 28. März 2001
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Stand der Daten 18.10.2014

Das zweigeschossige Gebäude Dolberger Straße 53 blickt auf eine lange Geschichte zurück. Zunächst als Leprosen- bzw. Siechenhaus erbaut, war es Armenhaus und ab Ende des 18. Jahrhunderts Gasthaus. Mit Wirkung vom März 2001 wurde es in die Denkmalliste eingetragen.

Baubeschreibung

Das hier besprochene Gebäude ist ein zweigeschossiger und traufenständig erschlossener Fachwerkbau unter Satteldach von sechs Gebinden Länge und fünf Riegelketten, im Wandgefüge sorgen Riegelversprünge für eine gleichmäßige Fensterordnung.
Die Gefügeständer sind mit langen und geraden Fußstreben versteift, die Gefache sind verputzt und die Giebeldreiecke verbrettert. Das Gebäude ist aufgrund der konstruktiven und gestalterischen Formen wohl im späten 18. Jahrhundert errichtet und offensichtlich von Anfang an als Gasthaus genutzt worden.

Geschichte

Während des Mittelalters entstanden vor fast allen größeren Städten Leprosen- oder Siechenhäuser, in denen an der Lepra [A 1] erkrankte Personen abgesondert untergebracht wurden. Da ihnen zeitgleich auch der Kirchenbesuch verboten war, wurde schon im Jahr 1179 auf einem Konzil bestimmt, dass neben den Leprosenhäusern eigene Kapellen einzurichten seien. Als Platz wurde regelmäßig ein Ort in der Nähe einer wichtigeren Straße gewählt, so dass den Aussätzigen die Möglichkeit zur Erbittung von milden Gaben gegeben war.

Wann das Leprosenhaus vor den Stadtmauern von Hamm eingerichtet wurde, ist nicht bekannt. Der Name "Rotes Läppchen" erinnert an das Zeichen, dass das Haus mit Leprosen besetzt ist. Im Jahr 1514 wird die St. Annen- oder Melaten-Kapelle neben dem seiken Huise erwähnt. Schon zu dieser Zeit war die Einrichtung eng mit der auf dem nahen Haus Heessen lebenden Familie von der Recke verbunden.

Gegen Ende des 16. Jahrhunderts geht die Erkrankung in Mitteleuropa zurück und die bestehenden Leprosenhäuser wurden nach und nach auch mit anderen Funktionen belegt und insbesondere als gemeindliche Armenhäuser genutzt. Im Jahr 1630 wird die angeschlossene Kapelle als sehr verfallen bezeichnet und zugleich berichtet, in dem Haus seien z.Zt. keine Leprosen mehr untergebracht. Doch 1670 ist die Kapelle nach Renovierungsarbeiten wieder in Betrieb und nach 1684 wird das Rote Läppchen auch wieder als Leprosenhaus bezeichnet. [1]

1728 ließ die Familie von der Recke eine neue, noch heute vorhandene Kapelle in den aufwendigen Formen des Barocks als achteckigen Zentralbau errichten. 1749 lebten im vormaligen Leprosenhaus dann sechs alleinstehende Leute, zu dieser Zeit war also hier schon ein Armenhaus rrichtet. Ende des 18. Jahrhunderts wurde das Armenhaus in das Dorf Heessen verlegt und seitdem ein an dieser Stelle offensichtlich neu erstelltes Gebäude als Gasthaus genutzt.

Baudenkmaleintrag

Die Anlage ist bedeutend für die Stadt Hamm und die Geschichte des Menschen. Das Rote Läppchen dokumentiert in Verbindung mit der ebenfalls denkmalwerten Annenkapelle den Umgang der Gesellschaft mit Seuchenkrankheiten in früheren Epochen. Die Gebäude haben durch ihre Lage an der Hauptverkehrsstraße ortsbildprägenden Charakter. Für die Erhaltung und Nutzung liegen deshalb volkskundliche, wissenschaftliche und städtebauliche Gründe vor. [2]

Literaturnachweis

  • N.N.: Baudenkmalbeschreibung No. 258, Stadt Hamm - 65/Untere Denkmalbehörde

Geografische Koordinaten

Koordinaten: 51° 41' 57.07" N, 7° 50' 5.00" O

Anmerkungen

  1. Zur Definition Lepra vgl. den entsprechenden Artikel in der deutschen Wikipedia

Einzelnachweise

  1. vgl. Denkmalwertbegründung - Bestandsverzeichnis lfd. Nummer 258
  2. vgl. Denkmalwertbegründung - zitiert nach Denkmalliste der Stadt Hamm, Bestandsverzeichnis lfd. Nummer 258