Aktiengesellschaft Bad Hamm

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Geschichte der Aktiengesellschaft Bad Hamm.

Nachdem der Hammer Brunnen in den Besitz der Saline Königsborn übergegangen war, musste das Salzwasser von Werries nach Unna transportiert werden. Dazu wurde eine 25 Kilometer lange, gusseiserne Rohrleitung durch die Ostenallee, den Nordring mit einer Abzweigung bei der Calweyschen und Engelschen Mühle, die Wilhelmstraße und über den Daberg verlegt. Die Vertreter des Bade-Comités, Kommerzienrat Otto Wiethaus und Kaufmann Hermann Engels, vereinbarten nach dem Verkauf der Solequelle aber im Interesse der Stadt Hamm, dass auch hier eine Badeanstalt mit Salzwasser versorgt würde. Im Vertrag mit der Saline Königsborn hieß es, dass dem Bade-Comité aus Hamm die Entnahme von Sole auf ewige Zeiten gestattet sein solle: Für die Entnahme der Sohle [sic!] zahlt die Badeanstalt unter Zugrundelegung der Bücher monatlich nachträglich [...] für jedes verabfolgte Bad 20 Pfg. Es wurde allerdings eine Obergrenze der zu entnehmenden Solemenge vereinbart.

Am 21. April 1882 fanden sich im Rathaussaal in Hamm einige Herren aus Kaufmannschaft und Politik zusammen und gründeten die Aktiengesellschaft Bad Hamm. Sie stellten damit das Engagement für das Heilbad des Hammer Brunnens auf eine neue Grundlage. Das Bade-Comité führte die Geschäfte der Aktiengesellschaft, die bis 1923 tätig sein sollte; danach ging der Badebetrieb dann in städtische Regie über. Die Gründung erfolgte in Anwesenheit von Bürgermeister Werner, aber ohne Beteiligung der Stadtverwaltung; die AG Bad Hamm bestand nur aus Privatpersonen. Am Freitag Abends 6 1/2 Uhr ist die Stadt Hamm mit einem hoffentlich gesunden neuen Unternehmen nach schweren Wehen endlich glücklich niedergekommen: Das Bad ist gegründet heißt es im Westfälischen Anzeiger vom 25. April 1882. Dem Aufsichtsrat der Aktiengesellschaft Bad Hamm gehörten 1888 an:

Vorstand war Kaufmann Hermann Schmidt. Als Verwalter arbeitete Fritz Wege. 1882 hatte auch Rechtsanwalt Schulz zum Aufsichtsrat gehört, während Bürgermeister Werner die Wahl in dieses Gremium abgelehnt hatte.

Schon direkt nach der Entdeckung der Quelle wurde die Idee geäußert, die Sole in der Nähe des hiesigen Schützenhofs zu leiten und daselbst eine Badeanrichtung anzulegen. Der Westfälische Anzeiger schrieb mit Bezug auf wirtschaftliche Perspektiven:

Die stets Benutzung der zwei primiviten, am Bohrloch in einem Dielenhause aufgestellten Wannen beweist zur Genüge, welche große Frequenz ein näheres, in der Eremitage eingerichtetes Badehaus finden würde.

Das Bade-Comité als Geschäftsführung der Gesellschaft Bad Hamm widmete sich also zunächst den baulichen Maßnahmen zur Errichtung des neuen Bades am Ostenschützenhof, Badehaus, Logierhaus und Soleleitung nach Unna. Der Schützenhof lag bei der Eremitage, einer Parkanlage an der Ostenallee, der noch unter General Carl Friedrich von Wolffersdorff (1716-1781) angelegt worden war. Die Aktiengesellschaft kaufte dort dem Wirt Feldhaus ein Grundstück ab. Wie das Centralblatt der Bauverwaltung im Januar 1882 berichtete, schrieb der Architektenverein einen Wettbewerb aus. Im Centralblatt der Bauverwaltung vom 11. Februar 1882, S. 52, heißt es dazu:

Den Vereinsmitgliedern [des Architektenvereins] sind drei neue interessante Concurrenz-Aufgaben gestellt: 1) der Entwuf einer Kur- und Badeanlage in Hamm a.d. Lippe, bestehend aus zwei Badehäusern, einem Kur- und Logirhaus mit Speisesaal für 200 Personen, 40 Logirzimmern nebst allem Zugebör, und einem Maschinenhaus.

Nach Andreas von Scheven wurden am 11. Februar 1882 Entwürfe für die Kur- und Badeanlagen vom Architektenverein Berlin ausgeschrieben. Doch konnte zunächst kein ansprechender Entwurf ermittelt werden. Die Aktiengesellschaft beschloss daher am 21. April 1882, den Düsseldorfer Architekten Wilhelm Sültenfuß (1844-1924), der durch seine Arbeiten im Bad Königsborn/Unna bereits über umfangreiche badearchitektonische Erfahrungen verfügte, mit der Gestaltung der Bauten von Bad Hamm zu beauftragen. Unter seiner Anleitung entstanden die Leitung nach Unna-Königsborn und das kleine Badehaus neben dem Schützenhof mit je acht Wannen für Damen und Herren.

Nach Urkunden im Stadtarchiv Düsseldorf sollte Sültenfuß um 1910 eine Ehrung wie etwa die Verleihung eines Professorentitels h. c. zuteil werden. In diesem Zusammenhang wurde eine Vita verfasst: Als erste selbstständige Arbeit von Bedeutung ist der Entwurf und die Ausführung der Mellin'schen Stiftung mit Kirche für beide Konfessionen in Werl zu nennen. Nach deren Fertigstellung wurde er Baumeister und technischer Direktor der Gewerkschaft Königsborn bei Unna, führte die Neubauten der sämtlichen Sool- und Thermalbäder von Königsborn und der Stadt Hamm, sowie die über 20 km langen Leitungen der Thermalquelle Werries durch die Stadt Hamm nach Unna-Königsborn mit den maschinellen Gebäuden aus, ebenso Salinenbauten, Gebäude über Tage der Zeche Königsborn und Arbeiterwohnungen. Zugleich entwarf und leitete er Schulbauten des Amtes Unna-Camen, Unna-Königsborn und Unna, ferner Kirchen von Unna und Lünen, für beide Konfessionen, mehrere Villen, Geschäftshäuser und das größte Gut in Rhynern bei Hamm. Nachdem er die Tätigkeit bei der Gewerkschaft Königsborn freiwillig aufgegeben hatte, setzte er in Hannover und Wien an den Hochschulen daselbst seine Studien fort.

Am 12. Mai 1882 war die Rohrleitung fertig gestellt, die den größten Teil der Sole von Hamm weg nach Unna führte. Noch am selben Tag war ein Rohrbruch zu beklagen, der erste einer ganzen Serie in einer mindestens dreistelligen Zahl. Reparaturkolonnen gehörten seither zum Stadtbild in Hamm. Die Bauarbeiten der Badeeinrichtungen schritten hingegen rasch voran, so dass das Badehaus, dessen Grundstein am 8. Mai gelegt worden war, in einer Art Leichtbauweise innerhalb von drei Monaten fertig gestellt werden konnte.

Was verschiedenerseits bezweifelt wurde, ist nun doch zu ermöglichen gewesen: Unser Bad Hamm ist am 15. Juli 1882 eröffnet und dem Gebrauche übergeben worden, heißt es im Westfälischen Anzeiger vom 18. Juli 1882. Das Wasser wurde zum Badehaus geleitet und dort in die Wannen gefüllt. Begründet von einer kleinen Anahl gemeinsinniger Bürger hat sich, Dank der ausgezeichneten Beschafenheit der Thermalsoole, das Unternehmen bereits als lebensfähig bewährt. Dem Bau eines zweckmäßig eingerichteten Badehauses ist die Errichtung eines stattlichen Logierhauses in dem von städtischen Anlagen umgebenen Badepark gefolgt heißt es im Bericht über die Verwaltung und den Stand der Gemeinde-Angelegenheiten der Stadt Hamm 1881-1886, Hamm 1887, S. 28. Im Gegensatz zu den Angaben der Lokalpresse steht im Verwaltungsbericht als Eröffnungsdatum der 15. August 1882. Es ist unklar, ob die widersprüchliche Überlieferung einen sachlichen Hintergrund hat oder auf einem Druckfehler beruht. Das Logierhaus war 1885 durch Regierungsbaurat Paul Boner errichtet worden. Im selben Verwaltungsbericht der Stadt war auch von der Anlage der Parkanlagen die Rede: 1883/4 wurde ein Theil, des ehemaligen Heimbecks Kotten hinter dem Bade Hamm, dem Schützenhofe und der Eremitage mit Parkanlagen versehen.