Zeche Heinrich-Robert: Unterschied zwischen den Versionen

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|Name=Zeche Heinrich-Robert<br/>''Bergwerk Ost (1998–2010)''
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|Bild=Luftbild Heinrich Robert Uebersicht 2.jpg
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|Bildbeschreibung=Zeche Heinrich Robert im Überblick, Luftbild (2007)
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|Bezirk=[[Herringen]], [[Pelkum]]
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|existiert-seit=08.05.1901<br>'''stillgelegt''' 30.09.2010  
|existiert-seit=08.05.1901 (Abteufung)
|Name-alt=Zeche de Wendel (1901–1937) nach ''Henri'' und ''Robert de Wendel'', Inhaber der ersten Eignerfirma<br/>
|existierte-bis=30.09.2010 (Stilllegung)
Bergwerk Ost (1998–2010) östlichste Steinkohlenbergwerke der DSK AG
|Name-alt=Zeche de Wendel (1901–1937)<br>nach ''Henri'' und ''Robert de Wendel''
|Name-alt2=Bergwerk Ost (1998–2010)<br>östlichste Steinkohlenbergwerke der DSK AG
|Denkmalliste=No. 387 seit 29.04.2019
|Denkmalliste=No. 387 seit 29.04.2019
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Die '''Zeche Heinrich-Robert''', gegründet [[1901]] als ''Zeche de Wendel'', war das letzte fördernde Steinkohlen-Bergwerk in Hamm und zuletzt mit der Zeche Aden/Monopol Kamen ein Teil des Verbundes ''Bergwerk Ost''. Die Zeche wurde [[2010]] endgültig stillgelegt.
Die '''Zeche Heinrich-Robert''', gegründet [[1901]] als ''Zeche de Wendel'', war das letzte fördernde Steinkohlen-Bergwerk in Hamm und zuletzt mit der Zeche Aden/Monopol Kamen ein Teil des Verbundes ''Bergwerk Ost''. Die Zeche wurde [[2010]] endgültig stillgelegt.


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Ungeachtet der Tatsache, dass die Zeche kein originär deutscher Besitz war, sondern im Eigentum einer französischen Familie stand, wurde die Zeche nach Kriegsende zunächst beschlagnahmt. Die ''Rhine Coal Control'', die auch für die vorläufige Beschlagnahme aller anderen Zechen des Ruhrgebietes verantwortlich war, übernahm die Verwaltung. Schon in den Jahren [[1946]] bis [[1948]] wurden am Schacht Heinrich 1114 Meter Teufe erreicht. Im Jahr [[1949]] wurden die Schächte Robert und Humbert erneut tiefergeteuft. Schacht Robert erhielt eine sechste Sohle in 1038 Meter Tiefe.
Ungeachtet der Tatsache, dass die Zeche kein originär deutscher Besitz war, sondern im Eigentum einer französischen Familie stand, wurde die Zeche nach Kriegsende zunächst beschlagnahmt. Die ''Rhine Coal Control'', die auch für die vorläufige Beschlagnahme aller anderen Zechen des Ruhrgebietes verantwortlich war, übernahm die Verwaltung. Schon in den Jahren [[1946]] bis [[1948]] wurden am Schacht Heinrich 1114 Meter Teufe erreicht. Im Jahr [[1949]] wurden die Schächte Robert und Humbert erneut tiefergeteuft. Schacht Robert erhielt eine sechste Sohle in 1038 Meter Tiefe.
Ab [[1948]] war das Bergwerk an der [[Märkische Lebensmittelgesellschaft|Märkische Lebensmittelgesellschaft Stirnberg & Co. KG]] mit 400.000 DM beteiligt.


Am [[25. Mai]] [[1950]] konnten die Vorkriegseigentümer schließlich ihre Ansprüche durchsetzen; die Zeche ging wieder in Besitz der Familie de Wendel über. Parallel wurde die Förderung in Schacht Robert auf eine andere Technik umgestellt, die sogenannte ''Skipgefäßförderung'', die eine Nutzlast von sieben Tonnen ermöglichte. Die Zahl der Beschäftigten war inzwischen wieder deutlich angestiegen: 5.592 Bergleute erwirtschafteten eine Rekordförderung von 1.355.766 t Steinkohle.   
Am [[25. Mai]] [[1950]] konnten die Vorkriegseigentümer schließlich ihre Ansprüche durchsetzen; die Zeche ging wieder in Besitz der Familie de Wendel über. Parallel wurde die Förderung in Schacht Robert auf eine andere Technik umgestellt, die sogenannte ''Skipgefäßförderung'', die eine Nutzlast von sieben Tonnen ermöglichte. Die Zahl der Beschäftigten war inzwischen wieder deutlich angestiegen: 5.592 Bergleute erwirtschafteten eine Rekordförderung von 1.355.766 t Steinkohle.   
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Teile der Anlagen werden inzwischen nach Renovierung gewerblich vermietet, weitere Gebäude sollen im Zuge der Errichtung des ''CreativReviers'' folgen. Im Frühjahr [[2023]] kam es in der Zeche zu einer [[2023#Einbruchsserie_auf_Heinrich-Robert|Serie von Einbrüchen]], bei denen mehrere Tonnen Kupfer entwendet wurden. Verschiedene Täter schlagen ab Ende Februar im Hammerkopfturm, der Maschinenhalle, Schmiede und Elektrozentrale zu. Alleine aus dem Hammerkopfturm werden bei zwei verschiedenen Taten, die erst später bemerkt wurden, jeweils eine Tonne Kupfer erbeutet. Andere Täter gingen jedoch weniger professionell vor und wurden noch vor Ort verhaftet.
Teile der Anlagen werden inzwischen nach Renovierung gewerblich vermietet, weitere Gebäude sollen im Zuge der Errichtung des ''CreativReviers'' folgen. Im Frühjahr [[2023]] kam es in der Zeche zu einer [[2023#Einbruchsserie_auf_Heinrich-Robert|Serie von Einbrüchen]], bei denen mehrere Tonnen Kupfer entwendet wurden. Verschiedene Täter schlagen ab Ende Februar im Hammerkopfturm, der Maschinenhalle, Schmiede und Elektrozentrale zu. Alleine aus dem Hammerkopfturm werden bei zwei verschiedenen Taten, die erst später bemerkt wurden, jeweils eine Tonne Kupfer erbeutet. Andere Täter gingen jedoch weniger professionell vor und wurden noch vor Ort verhaftet.


Ab Anfang Juli [[2024]] sollen die ehemalige Schreinerei, die alte Schmiede (Asbestfund), der Kühlturm, Schachthalle und Förderturm von Schacht Heinrich (fehlende Standsicherheit) sowie das QdA-Zentrum zurückgebaut werden, da sie nicht unter Denkmalschutz stehen und keiner Nachnutzung zugeführt werden können. Die Arbeiten sollen [[2026]] beendet sein. Entsprechende Pläne stellte Thomas Middelmann von RAG Montan Immobilien am Rande des Herringer Neujahrsempfangs in der Aula der Jahnschule mit.<ref>Stefan Gehre: [https://www.wa.de/hamm/herringen-ort370529/rag-kuendigt-weitere-rueckbauarbeiten-auf-heinrich-robert-an-92819909.html „CreativRevier Heinrich Robert: zweite große Abrissphase im Sommer“] in: wa.de vom 7. Februar 2024</ref>
Ab Anfang Juli [[2024]] sollten die ehemalige Schreinerei, die alte Schmiede (Asbestfund), der Kühlturm, Schachthalle und Förderturm von Schacht Heinrich (fehlende Standsicherheit) sowie das QdA-Zentrum zurückgebaut werden, da sie nicht unter Denkmalschutz stehen und keiner Nachnutzung zugeführt werden können. Die Arbeiten sollten ursprünglich [[2026]] beendet sein. Entsprechende Pläne stellte Thomas Middelmann von RAG Montan Immobilien am Rande des Herringer Neujahrsempfangs in der Aula der [[Jahnschule]] mit.<ref>Stefan Gehre: [https://www.wa.de/hamm/herringen-ort370529/rag-kuendigt-weitere-rueckbauarbeiten-auf-heinrich-robert-an-92819909.html ''CreativRevier Heinrich Robert: zweite große Abrissphase im Sommer'']. In: wa.de vom 7. Februar 2024.</ref> Im Juni 2025 meldete der [[Westfälischer Anzeiger|Westfälische Anzeiger]], dass die RAG den Rückbau der Gebäude bereits bis Ende des Sommers 2025 mit dem Abriss des Mannschaftsgangs beenden könne.<ref name="wade250607"/>  


=== Schächte und Halden ===
=== Schächte und Halden ===
Die Schächte Heinrich und Robert wurden im August 2013 verfüllt.<ref>[https://www.wa.de/hamm/wetterschacht-sandbochum-wird-verfuellt-2788321.html Wa.de vom 07.08.2013]</ref> Der Abriss des Förderturms über Schacht Heinrich soll im Jahr 2023 erfolgen.<ref>[https://www.wa.de/hamm/pelkum-ort370530/foerderturm-schacht-heinrich-das-ist-der-neue-abriss-zeitplan-91830775.html Wa.de vom 8. Oktober 2022]</ref>
Die Schächte Heinrich und Robert wurden im August 2013 verfüllt.<ref>[https://www.wa.de/hamm/wetterschacht-sandbochum-wird-verfuellt-2788321.html Wa.de vom 07.08.2013]</ref> Der Abriss des 31 Meter hohen Förderturms über Schacht Heinrich sollte ursprünglich im Jahr 2023 erfolgen<ref>Stefan Gehre: [https://www.wa.de/hamm/pelkum-ort370530/foerderturm-schacht-heinrich-das-ist-der-neue-abriss-zeitplan-91830775.html ''Förderturm Schacht Heinrich: Das ist der neue Abriss-Zeitplan'']. In: wa.de vom 8. Oktober 2022.</ref> und startete schließlich erst in der letzten Maiwoche 2025. Hierzu wurde binnen drei Wochen ein moderner Abrissbagger aufgestellt, der das Gerüst bis Mitte Juni abtrug und zerkleinerte.<ref name="wade250607">Stefan Gehre: [https://www.wa.de/hamm/herringen-ort370529/schachtes-auf-heinrich-robert-abriss-auf-zechengelaende-das-ende-des-93771010.html ''Abriss auf Zechengelände: Das Ende des Schachtes auf Heinrich Robert'']. In: wa.de vom 7. Juni 2025.</ref>


Vom schon in den 90er-Jahren aufgegebenen Schacht Franz ist außer einer Protegohaube über dem bereits [[2002]] verfüllten Schacht nichts mehr vorhanden. Am [[19. Dezember]] [[2003]] wurde das Fördergerüst von Schacht Franz, das jahrzehntelang das Herringer Ortsbild prägte, trotz seines hohen Denkmalwerts gesprengt. Das Außengelände wurde ab 2009 zum [[Lippepark]] umgestaltet.
Vom schon in den 90er-Jahren aufgegebenen Schacht Franz ist außer einer Protegohaube über dem bereits [[2002]] verfüllten Schacht nichts mehr vorhanden. Am [[19. Dezember]] [[2003]] wurde das Fördergerüst von Schacht Franz, das jahrzehntelang das Herringer Ortsbild prägte, trotz seines hohen Denkmalwerts gesprengt. Das Außengelände wurde ab 2009 zum [[Lippepark]] umgestaltet.
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Ebenso finden sich von Schacht Humbert, dessen Verfüllung [[2001]] erfolgte, keine bergbaulichen Spuren mehr. Auf dem Gelände befindet sich heute eine Abraumhalde, die ehemalige [[Halde Humbert]]. Sie steht heute Spaziergängern ganztägig offen.
Ebenso finden sich von Schacht Humbert, dessen Verfüllung [[2001]] erfolgte, keine bergbaulichen Spuren mehr. Auf dem Gelände befindet sich heute eine Abraumhalde, die ehemalige [[Halde Humbert]]. Sie steht heute Spaziergängern ganztägig offen.


Der Schacht Lerche wurde im August 2011 verfüllt. Versuche, das Schachtgerüst zu veräußern, brachten keinen Erfolg. Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) verzichtete darauf, Schacht Lerche unter Denkmalschutz zu stellen.<ref name="Wade-2022-10-24"/>
Der Schacht Lerche wurde im Frühjahr 2013 verfüllt. Das Fördergerüst, das zunächst als Gerüst des Schachtes Romberg der Zeche Haus Aden gedient hatte, blieb jedoch intakt.<ref name="wade2407"/> Die ''RAG Mining Solutions GmbH'' bemühte sich bis zuletzt darum, Teile der Schachtanlage Lerche (Fördermaschine, Fördergerüst und drei Kältemaschinen) zu veräußern, ohne Erfolg. Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) verzichtete darauf, Schacht Lerche unter Denkmalschutz zu stellen, obwohl man den Denkmalwert 2015 festgestellt hatte. Da jedoch Teile der Zeche Heinrich-Robert unter Schutz gestellt wurden, wurde auf eine Eintragung von Schacht Lerche in die [[Denkmalliste der Stadt Hamm]] verzichtet.<ref name="wade2407"/> Anfang 2024 berichtete der [[WA]], dass die Abrissgenehmigung nun vorliegt, nachdem aus zeitgeschichtlichen Gründen zunächst eine Dokumentation der Anlagen für die Nachwelt erfolgen musste.<ref>Stefan Gehre: [https://www.wa.de/hamm/herringen-ort370529/creativrevier-heinrich-robert-in-hamm-hat-2024-viel-vor-92770666.html „Public Viewing, ExtraSchicht und mehr: CreativRevier will 2024 durchstarten“] in: wa.de vom 11. Januar 2024</ref> Der Abriss ist inzwischen für das erste Quartal 2025 avisiert.<ref name="wade2407">Stefan Gehre: [https://www.wa.de/hamm/pelkum-ort370530/ende-des-golfschlaegers-rueckbau-von-schacht-lerche-in-hamm-naht-93194768.html „Ende des „Golfschlägers“: Abriss von Schacht Lerche steht bevor“] in: wa.de vom 18. Juli 2024</ref>  


Schacht Sandbochum wurde bis zum Frühjahr 2013 noch für die Wasserhaltung offen gehalten und dann ebenfalls verfüllt. Die dortigen Gebäude werden nach Ende des Abrisses an Schacht Lerche ebenso dem Erdboden gleich gemacht, anschließend entsteht an dieser entlegenen Lage wieder Wald.<ref name="Wade-2022-10-24"/>
Schacht Sandbochum wurde bis zum Frühjahr 2013 noch für die Wasserhaltung offen gehalten und dann ebenfalls verfüllt. Die dortigen Gebäude werden nach Ende des Abrisses an Schacht Lerche ebenso dem Erdboden gleich gemacht, anschließend entsteht an dieser entlegenen Lage wieder Wald.<ref name="Wade-2022-10-24"/>